Seit dem Bekanntwerden des Abgasskandals bei VW hat es der Diesel nicht mehr leicht. Zweifel an seiner Sauberkeit sind zur ständigen Begleitmusik einer Debatte geworden, an deren Ende viele Kritiker am liebsten alle Diesel-Autos von den Straßen verbannen würden. Auf der Shanghai Motor Show 2017 beklagte sich BMW-Vorstand Ian Robertson nun über die wenig sachlich geführte Diskussion, denn hierbei werde weder nach Herstellern noch nach Baujahren oder Abgasnormen unterschieden. Stattdessen werden alle Diesel über einen Kamm geschoren.
Die aktuelle Diskussion in Europa berücksichtige demnach nicht, wie sauber aktuelle Euro-6-Diesel geworden seien. Ihr Schadstoff-Ausstoß wurde im Vergleich zu früheren Motoren erheblich reduziert, auch die Feinstaub-Belastung ist durch Partikelfilter praktisch kein Thema mehr. Außerdem wird gerne und oft verdrängt, wie wichtig die effizienten Selbstzünder zum Erreichen der künftigen CO2-Grenzwerte sind – die von der EU geforderten Flotten-Emissionswerte sind für alle Autobauer praktisch unerreichbar, wenn sie ohne einen großen Anteil sparsamer Diesel erzielt werden sollen.
Unabhängig von der öffentlichen Debatte, in der immer wieder auch Fahrverbote für Diesel in Städten gefordert und diskutiert werden, scheint die Nachfrage nach dem Selbstzünder weitgehend stabil. Robertson sagte in Shanghai, dass es lediglich einen leichten Rückgang bei den Bestellungen von Privatkunden gebe, auf die gerade im Premium-Bereich relevanten Bestellungen durch Firmen scheint die Diesel-Debatte bisher keinen Einfluss zu haben.
Gerade in Europa erfreuen sich Dieselmotoren seit Jahren großer Beliebtheit, in einigen Märkten stehen sie für weit mehr als die Hälfte der jährlichen Neuzulassungen. In Deutschland waren 2016 48,0 Prozent aller neuen Autos mit einem Diesel-Motor ausgerüstet, bei BMW standen die Selbstzünder für rund 65 Prozent aller verkauften Neuwagen.
Die saubere Alternative in Form des Elektroautos wird von den Kunden weiterhin nur eingeschränkt angenommen, zumindest in Deutschland entscheidet sich die große Masse der Autokäufer auch weiterhin für einen konventionellen Antrieb mit Verbrennungsmotor. Die insgesamt geringe Nachfrage nach der vor wenigen Monaten mit großen Hoffnungen eingeführten Umweltprämie erweckt bisher ebenfalls nicht den Eindruck, als ob sie für einen Kurswechsel bei den Autokäufern sorgen könnte.