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Virtuelle Prototypen: BMW setzt auf VR-Brillen und Mixed Reality

Bevor ein Auto auf die Straße kommt, muss es unzählige Prüfungen meistern. Eine der wichtigsten davon betrifft das Design, denn für viele Kunden ist die Optik eines Autos noch immer das ausschlaggebende Kriterium für oder gegen ein bestimmtes Auto. Die hierfür entworfene Formensprache für Interieur und Exterieur muss nicht nur die Designer wie Jozef Kabaň oder Adrian van Hooydonk überzeugen, auch der Vorstand ist in die finale Design-Entscheidung einbezogen und muss jedem kommenden Modell grünes Licht geben.

Die zu diesem Zweck angefertigten Prototypen müssen ausgesprochen detailliert sein, können aber nicht auf Bauteile aus der Serienproduktion zurückgreifen. Lange bevor erste Bauteile für die spätere Serie vom Band laufen, müssen entsprechende Einzelstücke zur Veranschaulichung des späteren Designs entworfen und von Profis in aufwändiger Handarbeit gebaut werden. Der Aufwand, der hierfür betrieben werden muss, ist alles andere als unerheblich – aber moderne Rechentechnik hilft dabei, die Kosten deutlich zu reduzieren und Dinge erlebbar zu machen, für die bisher zwingend detaillierte Prototypen erforderlich waren.

Die BMW Group setzt hierbei nicht nur auf VR-Brillen, die den Nutzer in eine virtuelle Realität eintauchen lassen. Das Stichwort heißt stattdessen Mixed Reality und verknüpft die visuellen Reize einer VR-Brille unter anderem mit dem haptischen Erlebnis, in einem echten Auto-Cockpit zu sitzen. Wenn der Fahrer nun beispielsweise zum Schalthebel oder Lenkrad vor seinen Augen greift, kann er es auch ganz real fühlen und so noch tiefer in die virtuelle Realität eintauchen – auch wenn das reale Cockpit vor ihm nicht in jedem Detail dem gerade virtuell erlebten Interieur entspricht. Für das Erlebnis besonders wichtige Elemente werden auch weiterhin im Rapid Prototyping hergestellt, um die neue Technik so naturgetreu wie möglich darzustellen.

Das aus der Computerspiele-Industrie stammende Technik-Paket wurde von der BMW Group an die speziellen Bedürfnisse der Auto-Entwickler angepasst und nutzt eine VR-Brille vom Typ HTC Vive. Kombiniert wird die Brille mit einem Laser-Trackingsystem, das einen Bereich von fünf mal fünf Metern abdeckt und eine Bewegung im virtuellen Raum erlaubt. Mit Hilfe der Unreal Engine 4 können hochauflösende Inhalte in weitgehend fotorealistischer Qualität dargestellt werden, um den Nutzern der Mixed Reality ein vergleichbares Erlebnis wie mit realen Prototypen liefern zu können.

Völlig ersetzen kann die virtuelle Realität den klassischen Prototypen-Bau zwar nicht, aber sie ermöglicht in vielen Situationen eine schnellere und kostengünstigere, aber in vielerlei Hinsicht kaum schlechtere Alternative. Wichtige Aspekte wie beispielsweise die Wirkung neuer Komponenten in bestimmten Licht-Situationen, verschiedenen Farben oder speziellen Umgebungen lassen sich außerdem mit Hilfe von VR-Brille und Mixed Reality deutlich leichter darstellen, als es im Rahmen des klassischen Prototypen-Baus und unter Berücksichtigung der in diesem Stadium der Fahrzeugentwicklung zwingend erforderlichen Geheimhaltung möglich wäre.

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