Wie flexibel kann die BMW Group auf mögliche Kursänderungen der USA unter Donald Trump reagieren – was bis vor wenigen Monaten nach einer ziemlich theoretischen Fragestellung klang, spielt nach den ersten Wochen des neuen US-Präsidenten eine zunehmend wichtigere Rolle in den Gesprächen der Führungsriege des weltweit erfolgreichsten Anbieters von Premium-Automobilen. Der Grund dafür ist mehrere Milliarden Euro schwer und entsteht gerade in Mexiko, denn Donald Trump scheint die auch bei anderen Autobauern übliche Auto-Produktion in seinem südlichen Nachbarland ein großer Dorn im Auge zu sein.
BMW selbst reagiert bisher betont entspannt auf mögliche Strafzölle oder eine Abschottung des US-Markts gegenüber Autos aus mexikanischer Produktion und will sich von Donald Trump nicht einschüchtern lassen: Im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung betont Produktionsvorstand Oliver Zipse, dass Mexiko Freihandelsabkommen mit 45 Ländern besitzt – und falls die USA tatsächlich von dieser Liste gestrichen werden müssten, blieben noch immer 44 Länder für den Export der im neuen Werk San Luis Potosi gebauten Fahrzeuge übrig.
Zipse betont außerdem, dass sich US-Präsident Trump mit seiner Kritik an BMW den falschen Hersteller ausgesucht hat: Das größte Werk der BMW Group steht bereits in den USA – und dank Spartanburg ist BMW derzeit sogar der größte Auto-Exporteur der USA! Unterm Strich produzieren die Münchner deutlich mehr Fahrzeuge in den USA, als sie dort überhaupt verkaufen. Insgesamt ergibt sich eine Exportleistung in Höhe von rund 10 Milliarden US-Dollar, die aus BMW-Sicht unbedingt Beachtung bei der künftigen Zollpolitik finden müsste.
Klar ist aber auch, dass sich die BMW Group als weltweit agierendes Unternehmen nichts mehr wünscht als freien Handel. Das gilt im Übrigen nicht nur für die USA, sondern auch für Großbritannien: Nach dem Brexit-Beschluss haben die Münchner erst vor wenigen Tagen angekündigt, ihre Investitionen in den englischen Standort Oxford derzeit besonders streng zu prüfen. Die bis vor wenigen Monaten als Formsache geltende Produktion des rein elektrischen MINI E in Oxford ist derzeit alles andere als sicher, mögliche Alternativen sind die deutschen Werke Regensburg und Leipzig sowie das von VDL NedCar betriebene Werk Born in den Niederlanden.
In England gibt es allerdings einen wesentlichen Unterschied zu Amerika: Während Mexiko durch den von Donald Trump ausgelösten Kurswechsel der USA möglicherweise einen Handelspartner ohne Zollschranken verliert, stehen im Fall von Großbritannien deutlich mehr Fragezeichen im Raum. Sollte sich die britische Regierung unter Theresa May tatsächlich auf die harte Tour von der Europäischen Union trennen, wäre das ein deutlich tiefgreifender Einschnitt in die Import- und Export-Regelungen als im Falle Mexikos, das selbst kein Interesse an einer Einschränkung des Freihandels hat.