VW hat ihn schon, Mercedes plant ihn und für manchen Autobauer sind Pickups sogar der Grundpfeiler des Absatzes. Gegen die Idee eines BMW X5 Pickup gibt es dennoch viele Vorbehalte, denn wie schon beim Ur-X5 von 1999 stellt sich auch 18 Jahre später vor allem eine Frage: Passt so ein Auto wirklich zur Marke? Doch auch wenn viele Menschen diese Frage intuitiv mit nein beantworten würden, sollten sie dabei selbst eine kritische Nachfrage zulassen: Wo wäre BMW heute ohne die X-Modelle? Wie stünde BMW heute da, wenn man sich nicht frühzeitig für die Entwicklung von Elektroautos und Plug-in-Hybriden entschieden hätte? Und wie lange soll der Erfolg von BMW 2er Active Tourer und 2er Gran Tourer noch geleugnet werden, obwohl sie die 2er-Reihe in Deutschland zur meistverkauften Baureihe gemacht haben?
Veränderungen in der Modellpalette hat es auch bei BMW schon immer gegeben, andere Hersteller haben dabei aber sicherlich mehr Flexibilität gezeigt und weniger Rücksicht auf traditionelle Werte genommen. Im Fall der BMW Group kann man sagen, dass die meisten Experimente unterm Strich geglückt sind – und das Unternehmen auf die eine oder andere Art nach vorn gebracht haben. Ob ein BMW X5 Pickup einen ähnlichen Erfolg haben könnte, kann niemand mit Sicherheit vorhersagen. Aber man sollte durchaus darüber nachdenken dürfen, wenn so viele andere Hersteller eine entsprechende Entwicklung für eine lohnenswerte Investition halten.
Klar ist, dass die großen Premium-Märkte Europas kein Kandidat für relevante Pickup-Stückzahlen sind. Auf dem Heimatkontinent der BMW Group greifen Menschen mit etwas größerem Platzbedarf liebend gerne zum Kombi, gerne auch zum großen SUV – aber die offene Ladefläche hat vergleichsweise wenig Anhänger. Ganz anders sieht es jedoch in Süd- und Nordamerika sowie großen Teilen Asiens aus, denn dort zählen Pickups seit Jahrzehnten zu den absolten Bestsellern.
Gerade auf dem US-Markt stehen die Pickup-Trucks seit gefühlten Ewigkeiten an der Spitze der Zulassungsstatistiken, sämtliche Debatten über hohe Spritpreise und nicht mehr zeitgemäßen Verbrauch perlen an Ford F-150 & Co. offenbar rückstandsfrei ab. Die Amerikaner zeigen dabei auch, dass Pickups durchaus moderne Ansprüche erfüllen können: Ein aktueller F-150 kommt mit Zehngang-Automatik, Aluminium-Chassis und (zumindest im US-Maßstab) Downsizing-Motoren! Und die zahlreichen Sport- und Power-Ableger der Arbeitstiere zeigen, dass die Kunden für etwas mehr Exklusivität gerne auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Und um Kosten bei der Entwicklung zu sparen, könnten sich die BMW-Ingenieure sicher auch in diesem Themenfeld ein paar Dinge von Toyota abschauen. Die Kooperation mit den Japanern wäre auf jeden Fall geeignet, um den Sprung ins kalte Wasser des Pickup-Markts etwas angenehmer zu machen – und könnte damit in relativ kurzer Zeit für eine spannende Alternative zur Mercedes X-Klasse sorgen, die bereits beschlossene Sache ist und von Daimler gemeinsam mit Renault-Nissan auf die Räder gestellt wird.
Wie attraktiv ein BMW X5 Pickup aussehen könnte, zeigt der Photoshop-Entwurf von Rain Prisk. Und auch in München hat man sich in der Vergangenheit bekanntlich schon öfter intensiv mit der Pickup-Thematik auseinandergesetzt, auch wenn dabei der BMW M3 und nicht der X5 als Basis genutzt wurde.