Auch wenn es schon heute eine Hand voll Autos mit Wasserstoff-Brennstoffzelle gibt, steckt das Konzept weiterhin in den Kinderschuhen. Das Hauptproblem ist genau wie vor einigen Jahren das extrem dünne Tankstellen-Netz, das die Nutzung eines entsprechenden Autos für die meisten Kunden sehr unpraktisch macht. Im Vergleich zu konventionell per Verbrennungsmotor angetriebenen Autos und selbst zu Elektroautos sind die Lademöglichkeiten derzeit noch so rar gesät, dass sich viele Interessenten zwangsläufig wieder von der Idee verabschieden müssen.
Doch auch wenn das Tankstellen-Netz eines Tages deutlich ausgebaut sein sollte, macht die Wasserstoff-Brennstoffzelle aus Sicht von BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich längst nicht für alle Autofahrer Sinn. Gegenüber der dpa sagte der Chef-Entwickler, dass man die Brennstoffzelle erst in Fahrzeugen oberhalb der 5er-Reihe für sinnvoll halte – in allen Fahrzeugen unterhalb von 6er, 7er & Co. sei das an der Steckdose geladene Elektroauto der sinnvollere Weg.
Die Gründe dafür sind simpel: Ein Auto mit Brennstoffzelle bietet zwar die Möglichkeit, dank schneller Tankvorgänge auch extrem lange Strecken mit lokal völlig emissionsfreiem Elektroantrieb zurückzulegen – diese Anforderung spielt aber für die meisten Kunden kleinerer Fahrzeuge überhaupt keine Rolle. Dank immer besserer Akkus werden in Zukunft immer mehr Elektroautos auch ohne Brennstoffzelle Praxis-Reichweiten von 400 Kilometern und mehr aufweisen, was nicht nur für die Kunden in der Kompaktklasse mehr als ausreichend ist.
BMW will 2021 eine erste Kleinserie mit Wasserstoff-Brennstoffzelle auf den Markt bringen, ein uneingeschränktes Angebot entsprechend ausgerüsteter Fahrzeuge ist erst für 2025 geplant. Gemeinsam mit Toyota testet und entwickelt die BMW Group bereits seit Jahren Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, auch wir hatten schon vor weit über einem Jahr die Gelegenheit zu einer Testfahrt im Prototypen. Welche Stärken und Schwächen die Münchner dabei sehen, hat uns Antriebsforscher Matthias Klietz im ausführlichen Interview erklärt.
Bis zum Marktstart des ersten Brennstoffzellen-BMW wird sich nicht nur die Akku-Technik für batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge (BEV) verbessert haben, auch das Tankstellen-Netz für Brenstoffzellen-Autos (FCEV) soll deutlich größer geworden sein: Mehrere Konzerne der Initiative H2 Mobility wollen bis 2023 bundesweit mindestens 400 Wasserstoff-Tankstellen aufbauen. Das sind zwar noch immer deutlich weniger als die aktuell rund 14.000 Tankstellen für Benzin und Diesel oder die knapp 3.000 Ladesäulen für Elektroautos, im Vergleich zu den heute rund 30 Tankstellen ist es aber ein großer Schritt in die richtige Richtung.