Den Sieg bei der Rallye Dakar 2017 machten die Franzosen unter sich aus: Stéphane Peterhansel, Sébastian Loeb und Cyril Despres fuhren in ihren Peugeot 3008 DKR einen zu keiner Zeit ernsthaft gefährdeten Dreifachsieg ein. Die nach dem Buggy-Reglement aufgebauten Hecktriebler profitierten dabei von einigen Erleichterungen im Reglement und waren in Kombination mit der Streckenführung das klar überlegene Fahrzeug.
Doch des einen Freud ist wie so oft des anderen Leid. Zumindest beim MINI-Team X-Raid kann man den Ärger über die Benachteiligung von Allrad-Fahrzeugen nach der Rallye Dakar 2017 nicht ganz unterdrücken: In seinem Statement zum Ende der härtesten Rallye der Welt, bei der Allradantrieb offenbar inzwischen zum Nachteil geworden ist, macht sich Teammanager Sven Quandt ordentlich Luft: “Unsere MINI haben ihre Zuverlässigkeit auch in diesem Jahr wieder unter Beweis gestellt, leider haben reglementbedingten Einflüsse, die wir nicht ändern können, bessere Ergebnisse verhindert. Dazu gehört auch, dass die Diesel-allradbetriebenen Fahrzeuge durch das technische Reglement klar im Nachteil sind. Die vielen schnellen, welligen und steinigen Passagen, die wir in diesem Jahr absolvieren mussten, waren hart für unsere MINI und wir hatten keine Chance gegen die Buggys. Deswegen werden wir uns in Zukunft noch mehr mit dem Thema Zweiradantrieb beschäftigen.”
So bleibt am Ende Zufriedenheit über die Zuverlässigkeit des MINI John Cooper Works Rally, aber wenig Grund zur Freude beim Blick auf das Gesamtklassement. Orlando Terranova war am Ende auf dem sechsten Rang bestplatzierter MINI-Pilot, mit Jakub Przygonski und Mohamed Abu Issa schafften es noch zwei weitere MINI in die Top-10. Mikko Hirvonen und Yazeed Al-Rajhi, die zumindest auf einigen Etappen das Tempo der Spitze mitgehen konnten, landeten nach Problen mit Navigation und Gesundheit lediglich auf den Rängen 13 und 27.
Spannend bleibt die Frage, ob auch das Team X-Raid für die Rallye Dakar 2018 einen Hecktriebler nach Buggy-Reglement aufbaut. Entsprechende Anstrengungen haben die Hessen schon im letzten Jahr unternommen und sich dafür auch die Hilfe von Jutta Kleinschmidt gesichert. Dennoch ging X-Raid bei der Dakar 2017 wieder mit Allrad-Fahrzeugen an den Start – eine Wahl, die offenbar nicht für den Kampf um den Gesamtsieg geeignet war.
Sven Quandt (X-Raid Teammanager): “Es war eine harte Dakar – und das nicht unbedingt nur im sportlichen Sinne. Dieses Jahr waren die Bedingungen für alle sehr schwer. Die Hitze zu Beginn der Dakar von über 40 Grad, danach die Höhe in Bolivien von über 4000 Meter, dazu der viele Regen und die Kälte. Das war körperlich und mental sehr anstrengend. Unsere Mechaniker haben trotzdem eine super Arbeit gemacht und Durchhaltevermögen bewiesen. Wenn man bei Regen unter dem Auto liegt und einem das Wasser in den Kragen läuft und überall Matsch ist, dann ist das kein Spaß.”
Orlando Terranova (Gesamtrang 6): “Es war ein schönes Rennen. Die erste Woche war zwar sehr schwierig für uns, und wir haben viele Fehler gemacht, die uns Zeit gekostet haben. Aber die zweite Woche war besser. Die Etappen waren lang und die Navigation schwierig, aber das Auto war fantastisch und wir sind zufrieden.”
Jakub Przygonski (Gesamtrang 7): “Es war wirklich eine harte Dakar, mit vielen harten Momenten und schwieriger Navigation bei hohem Tempo, aber es hat uns Spaß gemacht, zusammen zu fahren. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir es in die Top-10 geschafft haben. Ich habe das Gefühl, dass dies ein wirklich starkes Resultat ist. Es fühlt sich ganz anders an als meine erste Dakar im vergangenen Jahr – und ich kann nur noch schneller werden.”
Mohamed Abu Issa (Gesamtrang 10): “Diese Dakar war für mich ganz anders. Es war meine vierte, doch die ersten drei davon waren mit einem Quad, diese jetzt die erste im Auto. Ich bin mir nicht sicher, ob diese hier jetzt hart war, denn die Herausforderungen in einem Auto sind anders als auf einem Quad. Ich kann das nicht vergleichen, aber ich weiß, dass es auf jeden Fall schwer war. Ich denke, dass ich mir in Bezug auf das Auto, die Ersatzteile und alles andere das beste Team ausgesucht habe; sie haben mir viel beigebracht. Das wichtigste für mich ist, zu lernen. Deshalb war diese Dakar wie eine Schule für mich. Ich habe von Xavier gelernt, der ein wunderbarer Beifahrer ist, und auch von Sven und dem ganzen Team. Eines Tages möchte ich die Dakar in einem Auto gewinnen, und das war jetzt der Start. Ich habe im Ziel gemischte Gefühle: einerseits kann ich es kaum erwarten, meine Familie wiederzusehen, andererseits bin ich traurig, dass die Dakar vorbei ist.”
Mikko Hirvonen (Gesamtrang 13): “Es war definitiv schwieriger und herausfordernder als bei meiner ersten Dakar. Am Ende lief es zwar nicht mehr ganz nach Plan, aber zu Beginn des Rennens hatten wir eine hervorragende Pace und wir waren sehr zufrieden. Viele der Schwierigkeiten, die wir hatten, trafen uns an einem einzigen Tag, aber das gehört bei der Dakar dazu. Es hat mir Spaß gemacht und war ein echtes Abenteuer. Wir haben es ins Ziel geschafft und das stimmt mich zufrieden. Das Auto hat sehr gut funktioniert, und mit den Verbesserungen, die am Auto vorgenommen wurden, hätten wir eine realistische Chance auf das Podium gehabt. Aber es sollte in diesem Jahr einfach nicht sein. Die Etappe in großer Höhe hat mir sehr gut gefallen, denn auch wenn genau dabei vieles schief lief für uns, war es einfach wunderschön oberhalb der 5.000-Meter-Grenze, und von dort gibt es eine Menge Geschichten zu erzählen.”
Stephan Schott (Gesamtrang 15): “Es ist ein großartiges Gefühl, im Ziel zu sein. Das Team hat einen wirklich guten, mein Beifahrer Paulo einen perfekten Job gemacht. Es ist das erste Mal, dass ich den 15. Platz erreicht habe, damit bin ich sehr zufrieden. Auf der einen Seite war es eine gute Dakar mit sehr schönen und schweren Etappen, aber ich glaube, dass Bolivien nicht der richtige Ort zur richtigen Zeit war. Bei so vielen Ausfällen konnten wir nicht so viel Rennen fahren, wie wir es gerne gewollt hätten.”
Sylvio de Barros (Gesamtrang 18): “Die Dakar war großartig, es war eine echt fantastische Erfahrung. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir unter 300 Autos so mitmischen könnten wie wir es getan haben! Das Auto war klasse, echt kugelsicher, wie Sven es uns gesagt hatte. Ich bin 2007, vor zehn Jahren, auf einem Motorrad hergekommen und habe es nicht ins Ziel geschafft. 2008 kam ich zurück und die Dakar wurde gestrichen. Deshalb bin ich sehr froh, in diesem Jahr die komplette Distanz absolviert zu haben. Jetzt habe ich komplett andere Erinnerungen an die Dakar als bei meiner Ankunft.”
Yazeed Al Rajhi (Gesamtrang 27): “Die Dakar hat uns großen Spaß gemacht, aber ich denke, dass die große Höhe nicht gut für die Gesundheit war, und sie war zu viel für meinen Körper. Ich hoffe, dass uns die Route im kommenden Jahr schrittweise in die großen Höhen führen wird. Der MINI war sehr stark: Jedes andere Auto hatte technische Probleme, aber beim MINI gab es keinerlei technische Schwierigkeiten, nur Fahrfehler.”