Der erste in Serie gebaute BMW mit Brennstoffzelle steht offenbar näher vor dem Marktstart, als vielen Beobachtern klar ist. Auch wenn die Infrastruktur für Wasserstoff-Automobile derzeit noch überschaubar ist und vor einem flächendeckenden Einsatz entsprechend angetriebener Fahrzeuge dringend im großen Stil ausgebaut werden muss, scheint man in München bereits einen festen Zeitplan im Kopf zu haben – und der beginnt schon Anfang des kommenden Jahrzehnts mit ersten Modellen, die in Kleinserie gebaut werden sollen.
Im Rahmen des Aachener Kolloquiums 2016 sprach Klaus Fröhlich, Entwicklungsvorstand der BMW AG, ungewohnt offen über die Planungen des Unternehmens: “Der Markteintritt von BMW mit Brennstoffzellen passiert über Kleinstserien Anfang des nächsten Jahrzehnts. Aber: Vor 2025ff sind die Kosten noch zu hoch und die Wasserstoffinfrastruktur zu dünn für eine breite Durchdringung. Bis dahin wird auch die BMW Group ein kundenwertes Produktangebot zur Marktreife führen.”
Aus den Arbeiten an der Wasserstoff-Brennstoffzelle hat BMW auch in der Vergangenheit kein Geheimnis gemacht, auf ein konkretes Datum für mögliche Serienfahrzeuge wollte man sich aber bisher nicht festlegen. Wir hatten im Sommer 2015 sogar die Chance, selbst am Steuer eines umgebauten BMW 5er GT mit Brennstoffzelle zu sitzen und einige Fahreindrücke mit dem Prototypen zu sammeln.
Damals haben wir auch ein ausführliches Interview mit Matthias Klietz geführt, der als Leiter Antriebsforschung für BMW tätig ist und sich dabei auch ständig mit den Vor- und Nachteilen alternativer Antriebskonzepte befasst. Für die Wasserstoff-Brennstoffzelle spricht insbesondere die Möglichkeit, auch lange Strecken von mehreren hundert Kilometern ohne lokale Emissionen zurücklegen zu können – und natürlich der Umstand, dass ein Tankvorgang kaum länger als bei einem Auto mit Benzin- oder Dieselmotor dauert und die langen Ladezeiten aktueller Elektroautos entfallen.
Aus diesen Vorteilen ergibt sich auch ein Fahrzeugkonzept, das besonders gut für den Einsatz einer Wasserstoff-Brennstoffzelle geeignet ist: In Frage kommen in erster Linie Fahrzeuge, die häufig für lange Distanzen genutzt werden. Es wäre also keine Überraschung, wenn es bei den angekündigten Kleinstserien-Modelle um Ableger von großen Limousinen, Gran Tourismos oder SUV geht. Hier dürften die nächsten Jahre bis zum Anfang des nächsten Jahrzehnts aber sicherlich zusätzliche Klarheit schaffen.