BMW 2002 Hommage: Designchef Adrian van Hooydonk im Interview

Concept Cars, Sonstiges | 16.06.2016 von 1

BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk im Interview über feine Details am BMW 2002 Hommage, die große Zukunft des BMW-Designs und das perfekte DriveNow-Auto

Ein warmer Samstagnachmittag im Garten der Villa d’Este am Comer See. Auf dem Concorso d’Eleganza, dem exklusiven Fest automobiler Schönheit, treffen wir BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk zum Interview. Zwischen wertvollen Oldtimern und spektakulären Concept Cars unterhalten wir uns mit dem 53-Jährigen über die Zukunft des BMW-Designs, das Carsharing-Auto von Morgen und natürlich über die frisch enthüllte Sportwagen-Studie BMW 2002 Hommage.

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BimmerToday.de: Mit der Studie BMW Vision Next 100 blicken Sie in die fernere Zukunft der Marke. Wo sehen Sie in dieser Hinsicht den BMW 2002 Hommage?

Adrian van Hooydonk: BMW feiert ja in diesem Jahr hundertjähriges Jubiläum und da haben wir uns vorgenommen, weit in die Zukunft zu schauen. Das machen wir anhand von vier Concept Cars, eines für jede Marke. Mit diesen Studien wollen wir zeigen, dass wir bei allen kommenden technologischen Veränderungen zuversichtlich sind, auch in Zukunft emotionale Produkte und individuelle Mobilität bieten zu können. Hier in der Villa d’Este geht es hingegen sehr viel um Vergangenheit – auch für uns eine Gelegenheit, um ein bisschen über unsere eigene Historie zu reden. Eine besondere Rolle spielt da natürlich der BMW 2002, der in diesem Jahr fünfzig wird und der seinerzeit für die Widerbelebung von BMW als Marke gesorgt hat – ab da ging es wieder steil bergauf. Außerdem hat der BMW 2002 unseren Namen als Produzent von sportlichen, kompakten Fahrzeugen gefestigt und war also auch in dieser Hinsicht für die Firma von besonderer Bedeutung.  Als Designer liebe ich dieses Auto ohnehin, denn es ist eigentlich relativ clean, einfach und strahlt trotzdem Dynamik aus. Und wenn man den BMW 2002 als turbo ansieht, ist er dazu auch noch frech. Dann hat er diese aufgesetzten Radhäuser, diese Beklebung, den turbo-Schriftzug in Spiegelschrift, der damals ja auch als kleine Provokation gesehen wurde – das fanden wir natürlich inspirierend. Mit dem BMW 2002 Hommage wollen wir nun zeigen, wie wir uns so ein Auto in näherer Zukunft vorstellen. Wenn wir den 2002er nochmal machen würden, würde er so aussehen.

BimmerToday.de: Wenn man sich nun einzelne Design-Elemente wie die verschmolzene Doppelniere des 2002 Hommage anschaut, könnten Sie sich so etwas auch für künftige Serienfahrzeuge vorstellen?

Adrian van Hooydonk: Ja, das können wir! Wir haben uns den BMW 2002 natürlich sehr genau angeschaut und da ist es so, dass die Doppelniere eine Form ergibt, die in eine schwarze Grafik eingebettet ist. An deren Ende sitzen dann noch die Rundscheinwerfer und das haben wir bei dem Hommage Car eben auch gemacht. Nur ist da die Grafik deutlich flacher – die Nieren auch – und so wirkt das ganze vielleicht noch etwas dynamischer. Außerdem sind die Scheinwerfer auch oben etwas angeschnitten. Das ergibt dann, was wir den „konzentrierten Blick“ nennen. So eine Front können wir uns schon in Zukunft vorstellen, aber das ist natürlich hier erstmal für die Villa d’Este als Studie gemacht.

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BimmerToday.de: Das historische Vorbild für den 2002 Hommage wurde von einem Vierzylinder-Turbo angetrieben. Was steckt heute unter der Haube?

Adrian van Hooydonk: Unter der Haube steckt auch ein Turbo-Motor, und zwar der Motor vom BMW M2. Auch das Fahrwerk stammt vom BMW M2. Eine Straßenzulassung haben wir noch nicht, aber das wäre denkbar. Wir wollen natürlich fahrbare Designstudien bauen, damit wir hier beim Concorso auch mitfahren können.

BimmerToday.de: Könnten Sie sich auch ein BMW M-Modell des 21. Jahrhunderts mit Vierzylinder vorstellen?

Adrian van Hooydonk: Gut, die Motorenstrategie mache ich natürlich nicht. Das wird woanders entschieden…

BimmerToday.de: Letztes Jahr war der 3.0 CSL Hommage in einer anders lackierten, weiterentwickelten Variante in Pebble Beach zu sehen. Könnte das mit dem 2002 Hommage ebenfalls passieren?

Adrian van Hooydonk: Das könnte durchaus passieren. Pebble Beach ist natürlich auch ein schönes Event, aber das haben wir noch nicht final entschieden. Wir wollten jetzt erst einmal schauen, wie das Auto hier ankommt. Oft ist es aber so, dass schon am Montag das Telefon klingelt und man das Auto dann noch woanders zeigen möchte. Wenn das passiert, ist das natürlich keine schlechte Sache…

BimmerToday.de: Worin würden Sie persönlich lieber durch München fahren – im BMW 2002 „von damals“, oder im neuen Hommage Car?

Adrian van Hooydonk: Hmm, schwierige Frage. Also ich mag beides, aber mit dem Hommage Car würde das natürlich noch ein bisschen mehr Aufsehen erregen als mit dem Turbo (lacht). Und das ist natürlich auch unsere letzte Kreation als Designteam. Wenn man mich fragt, was mein Favorit von den Autos ist, die wir als Designteam so gemacht haben, dann nenne ich sowieso immer das letzte oder das nächste. Mit dem BMW 2002 Hommage bin ich bisher nur ganz kurz gefahren. Den würde ich also schon gerne mal kurz durch München fahren, denn da kann man auch immer die Reaktionen der Leute testen – das wäre nett, das sollten wir vielleicht mal machen.

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BimmerToday.de: In welche Richtung entwickelt sich das BMW-Design in den kommenden Jahren? Eher in ein bisschen in Richtung Vergangenheit, sodass man Elemente wie beim Hommage Car aufnimmt, oder eher radikal in Richtung Zukunft, wie zum Beispiel beim BMW i8?

Adrian van Hooydonk: Ja ich würde sagen, dass sich unser Design generell immer in Richtung Zukunft entwickelt. Wir wollen kein Retro-Design machen. Wir wollen in Zukunft Autos bauen, die sehr charakterstark und expressiv sind, aber wir wollen das mit weniger Linien machen, weniger komplex. Das ist natürlich nicht so leicht, einem Auto starken Ausdruck mit ganz wenigen Linien zu verleihen. Aber das ist das, womit wir jetzt gerade beschäftigt sind, und das wird man in den nächsten Jahren von uns sehen. So ein Hommage Car, wie das von diesem oder auch von letztem Jahr, tut das eigentlich auch: Ganz starker Ausdruck, aber mit relativ wenig Linien umgesetzt. Natürlich sind diese Fahrzeuge im Gesamtauftritt vielleicht etwas lauter als Serienautos. Aber ok: dafür sind’s ja auch Showcars und dafür sind wir hier auf diesem besonderen Event.

BimmerToday.de: BMW ist mit DriveNow ein Vorreiter im Bereich Car Sharing. Nutzen Sie Car Sharing privat und wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Car Sharing Auto aussehen?

Adrian van Hooydonk: Also ich halte Car Sharing für eine ganz erfreuliche Entwicklung. Ich nutze DriveNow selber häufig, zum Beispiel um vom Münchner Flughafen in die Stadt zu kommen. Finde ich total angenehm, dass man da schnell ein Auto auscheckt und sofort fahren kann. Car Sharing ist ein weltweiter Trend und wir sind überzeugt, dass sich dieser zukünftig positiv entwickeln wird. Wie sieht nun das perfekte Car Sharing-Auto aus? Tja, das sind wirklich Dinge, über die wir noch ein bisschen nachdenken müssen. Im Moment bieten wir ja einfach Autos aus unserer aktuellen Modellpalette an. Man kann auch wählen; möchte ich zum Beispiel einen MINI, einen MINI Clubman, oder einen BMW X1. Ich glaube, diese Auswahlmöglichkeit ist auch ein Teil des Spaßes für die DriveNow-Kunden. Und manchmal läuft man dann eben ein bisschen weiter, weil man gerade ein bestimmtes Auto fahren will. Diese Auswahlmöglichkeiten sind schön und ich denke, wir sollten für DriveNow nicht alle Autos gleichmachen. Der Service soll ja auch noch ein bisschen individuelle Mobilität bieten. Aber wenn das noch viel weiter geht, kann es schon sein, dass wir noch deutlich mehr solcher Fahrzeuge brauchen und vielleicht müssen die dann doch irgendwann anders aussehen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesagt. Das sind so Fragen, mit denen wir uns im Designteam durchaus beschäftigen – aber die Antwort steht da noch aus.

BimmerToday.de: Jeremy Clarkson hat mal bei Top Gear den BMW M3 mit dem i8 verglichen und sollte am Ende des Filmes entscheiden, welchen der beiden er mit nach Hause nimmt. Er hat sich für den i8 entschieden – welchen würden Sie nehmen?

Adrian van Hooydonk: Ich würde auch den BMW i8 nehmen. Ich hatte letztes Jahr die Möglichkeit, ein ganzes Jahr lang BMW i8 zu fahren und ich war wirklich begeistert. Gut, beim Design, da bin ich natürlich befangen – Sie werden verstehen, dass ich das schön finde. Aber der BMW i8 hat mich wirklich überzeugt, auch weil sich das Auto an den Fahrer anpasst. Wenn man Lust hat, schnell zu fahren, dann kann man das. Wenn man Lust hat, einfach relaxed zu fahren, dann kann man das auch. Wenn man leise sein will, geht das und wenn man laut sein will, dann kann der BMW i8 auch das. Ich habe das selber in der Stadt erfahren: Wenn man vor einem Café vorfährt, dann gucken die Leute. Besonders natürlich, wenn man dann rückwärts einparkt. Nur in dem Moment, wo man den Rückwärtsgang einlegt, wird das Auto elektrisch und man gleitet geräuschlos in die Parklücke – da sind die Leute platt. Das kennt man so nicht. Wenn jemand mit einem Flügeltürer kommt und einparkt, dann ist das eigentlich extrem laut und die Leute auf der Café-Terrasse sind verärgert. Das findet halt keiner schön. Und wenn man dann aussteigt, bekommt man keine positiven Blicke – aber mit dem BMW i8 gibt’s die eigentlich immer.

BimmerToday.de: Welches Auto fahren Sie zurzeit privat?

Adrian van Hooydonk: Ich fahre im Moment einen BMW M2 und damit bin ich auch sehr glücklich. Wir haben regelmäßig die Möglichkeit Test- oder Vorserienautos zu fahren, so einer war der BMW i8 auch. Und jetzt ist es eben ein BMW M2 in unserer Launch-Farbe Long Beach Blue. Auch ein sehr schönes Erlebnis.

BimmerToday.de: Herr van Hooydonk, wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.

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