In der globalen Betrachtung des Premium-Segments konnte die BMW Group im Januar 2016 – trotz eines Wachstums von Respektablen 7,5 Prozent – die Führung gegenüber Mercedes-Benz nur knapp behaupten. Im Vergleich mit dem Vorjahr ist der Vorsprung auf nur noch rund 2.000 Fahrzeuge zusammengeschmolzen. Für Jeden der deutschen Premiumhersteller – Audi, BMW und Outperformer Daimler – erbrachte aber auch der Monat Januar 2016 weltweit einen neuen Rekordabsatz.
Dass Daimler und Audi zu Jahresbeginn im Verhältnis zu BMW eher deutlich an Boden gewinnen hat seit mehreren Jahren fast schon eine gewisse Tradition – siehe die Vergleichszahlen aus 01/2015 – dennoch ist die aktuelle Situation im Januar 2016 außergewöhnlich. Verantwortlich dafür zeichnet Mercedes das mit einem um 25.000 Einheiten (+19,9%) exorbitant gestiegenen Absatz einerseits für einen Knalleffekt gesorgt hat und damit andererseits der BMW Group dicht auf die Fersen gerückt ist.
Die Zahlen für Januar 2016 (dieses Mal im Vergleich zu 01/2015) stellen sich wie folgt dar:
In den letzten Tagen haben sich am Markt auch schon Experten gemeldet, die für 2016 von einem Führungswechsel zwischen BMW und Daimler ausgehen. Wir halten dies jedoch für etwas vorschnell. Es ist zwar nicht unrealistisch, dass die Marke Mercedes in 2016 an der Marke BMW vorbeiziehen könnte, die Position des größten Premiumherstellers – und das ist die Währung die nach allgemeiner Auffassung zählt – wird auch in 2016 an BMW gehen. Insofern gibt der Januar-Absatz das Kräfteverhältnis eher atypisch wieder.
Dass wir es aktuell bei Daimler mit einer Sonderkonjunktur (wobei bis jetzt noch niemand dazu Stellung genommen hat, woraus diese in Wirklichkeit besteht) zu tun haben, beweist indirekt auch die Entwicklung von Audi zum Jahresbeginn. Zwar sind die Ingolstädter gegenüber BMW ebenfalls traditionell im Januar sehr stark – im Vergleich zum Vorjahr hat sich dieser Effekt aber abgeschwächt und das monatliche Wachstum von 4 Prozent liegt ebenfalls deutlich unter der Steigerungsrate von BMW.
Bei der regionalen Absatz-Betrachtung reicht es im Januar 2016 aus, sich auf China zu konzentrieren: Mercedes erlebte dort geradezu eine Absatzexplosion und steigerte sich um schier unglaubliche 48,8 Prozent oder 14.400 Einheiten auf 43.900 Verkäufe. Damit überholte man BMW – das sich immerhin um 8,4 Prozent auf 43.400 steigern konnte – sogar absolut. Audi bleibt aber mit 54.400 Einheiten (+6,2%) deutlicher Marktführer in China. Wirkliche Erklärungen für diese Entwicklung am chinesischen Markt hat aktuell Niemand – entsprechend schwer sind Prognosen, wie es dort in den nächsten Monaten für die drei Deutschen weiter gehen wird.
Beim Produkt-Mix fällt auf, dass es – und das gilt insbesondere für Mercedes – bei den traditionellen Baureihen nicht mehr so recht vorwärts geht. Bei Daimler sind C-, E- und S-Klasse stückzahlmäßig auf dem Rückzug. Es dominieren vielmehr die Kompaktwagen-Segmente und die SUV, gerade letztere werden aktuell durch die Öl-Tiefstpreise geboostet. Dort stehen zum Einen erhebliche Stückzahlen im Feuer, wenn sich der Ölmarkt wie erwartet in den nächsten Monaten wieder dreht – zum Anderen wirkt das SUV-Wachstum auch diametral der Reduzierung des Schadstoff-Ausstoßes entgegen.
Wer sich im Gesamtjahr 2016 wie positionieren kann, wird wohl erst Ende des 1. Quartals ungefähr absehbar sein – der zu erwartende Zweikampf der Marken BMW und Mercedes verspricht in jedem Fall eine Menge Spannung. Lediglich ein Eingreifen von Audi – ganz an der Spitze – erscheint derzeit eher unwahrscheinlich.