Das Marc VDS Racing Team ist in den letzten Jahren nicht nur zu einer festen Größe für BMW Motorsport geworden, auch viele Fans haben die sympathische Truppe aus Belgien längst in ihre Herzen geschlossen. Nun ist offenbar die Zeit des Abschieds gekommen, denn Team-Präsident Marc van der Straten erklärte heute mit einem ausführlichen Statement (unten in voller Länge) den Rückzug aus dem Automobil-Rennsport.
Die Worte sind dabei nicht frei von Verbitterung, vielmehr zeigt sich der Belgier enttäuscht von einigen Weggefährten und dem Umstand, dass im Handschläge und Worte im heutigen Motorsport kaum noch einen Wert haben. Die Unmutsäußerungen des Team-Gründers richten sich unmissverständlich gegen den früheren Teamchef Bas Leinders und den Rennserien-Organisator Stephane Ratel, beide haben auf sehr unterschiedliche Art und Weise eine fatale Entwicklung begünstigt: “Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Dinge geändert haben. So sehr, dass meine Leidenschaft für den Rennsport verloren ging.”
Auch wenn wir künftig offenbar keinen BMW Z4 GT3 des Teams Marc VDS Racing mehr am Nürburgring sehen werden – und dessen Nachfolger BMW M6 GT3 offenbar nie in den Farben des belgischen Teams erstrahlen wird – wird sich die Mannschaft nicht völlig aus dem Motorsport zurückziehen: Zumindest die Motorrad-Truppe von Marc van der Straten wird auch weiterhin auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs sein und um Siege kämpfen.
Marc van der Straten (Präsident Marc VDS Racing Team): “Ich verdanke meine Leidenschaft für den Rennsport meinem verstorbenen Vater, der in der Welt des Motorsports eine bekannte Person war. Er war es, der mir die Werte einflösste, die ich meines Lebens in mir trage, nämlich den Ehrenkodex, der nicht auf Verträge und lange Vereinbarungen beruht. Ich spreche von einer Zeit, als sein Wort und Handschlag ausreichten, um einen Deal zu fixieren, ohne dabei Tonnen von Papier zu bedrucken und unzählige Unterschriften notwendig sind. Es ist mittlerweile acht Jahre her, dass ich auf eigene Faust in Gosselies mit Belgian Racing begann, einen ehrgeizigen Rennstall mit unserem unverwechselbaren Emblem gründete.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Dinge geändert haben. So sehr, dass meine Leidenschaft für den Rennsport verloren ging. Mitarbeiter haben sowohl mein Vertrauen, als auch den Familiengeist des Teams missbraucht. Ich bin nun 67 Jahre alt und ich habe nicht die Zeit, um das Verhalten von Respektlosigkeit gegenüber moralischen Prinzipien, die mir immer sehr am Herzen lagen, länger zu akzeptieren. Ich bin es leid, mangelnde Professionalität einiger Leute, die ich mit Schlüsselpositionen des Teams vertraut hatte, länger zu dulden. Ich habe es satt, keinen anderen Zweck dabei zu erkennen, als unser Geschäft finanziell zu gefährden, sogar bis zu jenem Punkt eines Bankrotts. Deshalb habe ich heute entschlossen, den Vorhang über das belgische Rennteam zum Fall zu bringen und meine lange Verbindung zum Autorennsport zu beenden.
Natürlich habe ich unseren schönen Sieg mit dem BMW Z4 GT3 bei den 24 Stunden von Spa in dieser Saison nicht vergessen, aber es wird sich nicht wiederholen. Wie kann ich akzeptieren, an einer gesamten Meisterschaft teilnehmen zu müssen, nur um bei diesen einem Event an den Start gehen zu dürfen? Derjenige ist noch nicht geboren, der mir sagen kann, was ich zu Hause machen kann, zu Hause in Belgien!
Aber eines ist sicher: Das Marc VDS Racing Team ist lange noch nicht tot, ganz im Gegenteil. Das Auto ist tot, lange lebe das Motorrad! Seit Beginn unseres Abenteuers in der Moto2 Weltmeisterschaft vor sechs Jahren haben wir eine Weltmeisterschaft und zwei Vize-Titel gewonnen. Ich habe diese aussergewöhnlichen Erfolge genossen, die von professionellen Menschen erzielt wurden, für die nur der Erfolg im Vordergrund steht. Es ist eine Mannschaft, die sich grossartige Ergebnisse gesichert hat und neue Projekte gut gelaunt und fröhlich in Angriff nimmt, was könnte ich mehr verlangen?”