Vor wenigen Stunden sorgte die Auto Bild für einen Kurs-Einbruch der BMW-Aktie: Auch der BMW X3 übertreffe die Stickoxid-Grenzwerte deutlich und erfülle die Anforderungen der Abgasnorm EU6 nicht. Die exklusive Meldung der Auto Bild verbreitete sich schnell und sorgte an der Börse für eine deutliche Abwertung der BMW-Papiere, schließlich wurden die Münchner so indirekt als nächster Hersteller in Verbindung mit dem VW Dieselskandal in den USA gebracht.
Zwangsläufig entstand bei Lesern und Aktionären der Eindruck, dass auch BMW bei Abgastests betrogen habe, auch wenn die Auto Bild diesen Sachverhalt nicht ausdrücklich formuliert hatte. BMW reagierte am Mittag mit einer ausführlichen Stellungnahme und stellte klar, dass es bei der BMW Group keine Unterschiede zwischen der Abgas-Behandlung im Betrieb auf der Straße oder auf einem Prüfstand gibt.
Wer den entsprechenden Artikel der Auto Bild jetzt anklickt, findet einen deutlich ausführlicheren Text vor, der im Grunde einer Richtigstellung des ursprünglichen Artikels entspricht. Hieß es am Morgen noch “Exklusiv: BMW-Diesel überschreitet Abgasgrenzwerte deutlich”, lautet die Überschrift inzwischen “Kein Indiz für Manipulation bei BMW”.
Im Text bemüht sich Auto Bild darum den Eindruck zu erwecken, als haben andere Medien die ursprüngliche Meldung “leider auch missverständlich interpretiert”, was man angesichts des ursprünglichen Wortlauts allerdings vor allem der Auto Bild selbst vorwerfen muss.
Anders als zunächst indirekt behauptet – unter anderem war davon die Rede, dass der BMW X3 sogar noch dreckiger als der vom ICCT getestete VW Passat sei – habe die Auto Bild nie eine Verbindung zum VW-Skandal herstellen wollen. Außerdem muss die Auto Bild einräumen, keine Kenntnisse über Einzelheiten des fraglichen Versuchs zu haben, der als Quelle für die ursprünglich formulierten Vorwürfe genannt wurde.
De facto fällt die vermeintliche Skandal-Meldung damit komplett in sich zusammen. Auch wenn bisher nicht abschließend geklärt ist, ob nicht auch BMW irgendeine Form von illegalen Manipulationen für Verbrauchs- oder Abgastests durchgeführt oder angestrebt hat, ist die Quelle für die heutigen Vorwürfe offenbar völlig unbrauchbar.
Dass praktisch alle Autos im realen Fahrbetrieb einen höheren Verbrauch und mehr Emissionen als in diversen Fahrzyklen haben, steht dabei nicht zur Debatte. Bei den Volkswagen vorgeworfenen Manipulationen geht es nicht um das legale Optimieren von Fahrzeugen für Verbrauchs- und Abgasmessungen, sondern um ausschließlich während der exakt genormten Prüfstands-Fahrten vollumfänglich aktive Maßnahmen zur Reduzierung von Stickoxid-Emissionen. Hierbei wurde allem Anschein nach bewusst gegen Gesetze verstoßen, was ein völlig anderes Thema als die üblichen Abweichungen zwischen Norm- und Praxisverbrauch ist.