Am letzten Tag unseres BMW i3 REx Roadtrips wachen wir laut auf, fahren leise nach München und genießen den letzten Ampelstart.
Etappe 8: Von Füssen nach München
Unter Trommelwirbel startet der achte und letzte Tag unserer Europareise mit dem BMW i3. Und zwar wortwörtlich. Vor dem Fenster des Hotels in der Füssener Innenstadt ziehen mittelalterlich gekleidete Gestalten vorbei, schwenken Fahnen und marschieren im Gleichschritt mit ihren Trommeln die Fußgängerzone auf und ab. Wenn man gerade sieben Tage lang mit einem Auto durch halb Europa gefahren ist, bei dem der Lautstärkepegel im Innenraum praktisch nur vom Volume-Regler an der Audioanlage abhängt, wird man irgendwie lärmempfindlich.
Also packen wir schnell unsere Sachen und freuen uns über ein Novum auf unserem Trip: Der BMW i3 REx steht bereits vollständig geladen und unverkabelt auf dem nächsten freien Parkplatz. Etwa zwei Stunden hat das gestern beschriebene Aufladen an der Schnellladesäule gedauert und so haben wir uns noch abends zum Umparken entschlossen. Blockiert man nämlich unnötig die Lademöglichkeit, fallen Standgebühren an.
„Fahren Sie schnell los, wenn sie Schloss Neuschwanstein heute noch sehen möchten“, rät uns die Dame an der Hotelrezeption zum Abschied. Als wir Ihr erklären, dass wir Füssen vor allem wegen der Schnellladesäule besucht haben, ernten wir verdutzte Blicke. Ja, man fängt an pragmatisch zu denken, wenn man mit einem Elektroauto durch die Lande fährt. Und die morgendliche Trommelei hat unser Bedürfnis nach Massentourismus an diesem Tag sowieso schon befriedigt.
Lieber setzen wir uns also noch ein letztes Mal in den i3 und lassen uns lautlos ein Stück in die Alpen tragen. An einem eisblauen Gletschersee begegnen wir einem weiteren BMW i3. Der Fahrer winkt uns freundlich zu – Elektromobilität verbindet. Nach ein paar zügig gefahrenen Bergstraßen drehen wir jedoch ab in Richtung Voralpenland. Schließlich möchte BMW den begehrten i3-Testwagen pünktlich zum Abend wieder in München zurückhaben.
Bleibt noch etwa 120 Kilometer Zeit, die vergangenen Roadtrip-Tage zu rekapitulieren. Zugegeben: Etwas blauäugig sind wir die Sache Anfangs schon angegangen, haben die Ladesäulen auf der Route eingeplant wie Tankstellen. Kurz anhalten, aufladen, weiterfahren. Ganz so einfach funktioniert die komplexe Technik in der Praxis leider noch nicht. Besonders, wenn man wie wir in verschiedenen Ländern unterwegs ist. Der Typ-2-Stecker des Schnellladekabels passt zwar in praktisch jede Ladesäule, doch Strom gibt es nur mit der passenden Bezahlkarte des Anbieters – und davon gibt es im Moment noch viel zu viele. Autobauer und Stromlieferanten werden sich bald zusammensetzen müssen um gemeinsame Standards zu beschließen. Ist dieser Schritt getan, steht dem Elektroauto die Welt offen.
Für uns waren die Strom-Engpässe auf dem Weg freilich kein Problem. Der Range-Extender in Form eines Zweizylinder-Motors im Heck des i3 vertreibt mit seinem sanften Schnurren die berühmte Reichweitenangst aus dem Hinterkopf. Wenn allerdings die Akkukapazität in ein paar Jahren noch etwas größer geworden ist, wird man auch auf diese Art der Absicherung bequem verzichten können.
Das Laden über Nacht ist ohnehin schon heute „kein Problem“ – um die Rezeptionistin in unserem Hotel im französischen Saverne zu zitieren. Aufgeschlossen und hilfsbereit haben alle Hotels auf unsere abendliche Frage nach Strom reagiert. Ob Jugendherberge oder Grand Hotel: stets konnten wir irgendwo eine Lademöglichkeit nutzen – und meistens sogar kostenlos. Allerdings empfiehlt es sich auf einer E-Auto-Reise tunlichst, ein Verlängerungskabel im Gepäck zu haben.
Die größte Überraschung auf unserem Roadtrip bot freilich der BMW i3 selbst. Eigentlich ist er mit seinem kleinen Wendekreis, den rolloptimierten 155er-Reifen und der begrenzten Reichweite in der Elektro-Variante vor allem für den städtischen Raum konzipiert – wir haben ihn mit großer Begeisterung als Reiseauto eingesetzt. Besonders der luftig-gemütliche Innenraum hat sich mit seinem modernen Design auch in der Praxis bewährt. Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer gibt es mehr als genug und die dünn gepolsterten Sitze bereiten auch nach 1.600 Kilometern noch keine Rückenschmerzen. Über allem steht allerdings das hervorragende Fahrverhalten auf der Landstraße. Die Lenkung ist BMW-typisch direkt abgestimmt, der Elektromotor beschleunigt prompt und gnadenlos dass es eine Freude ist. Im Ernst: Eigentlich ist der BMW i3 viel zu schade für den ewigen Stadtverkehr.
Während wir noch über die dramatische Stromknappheit in Maastricht oder das unverhoffte Foto-Shooting im Schloss von Saverne nachdenken, passieren wir im Licht der Nachmittagssonne die Stadtgrenze von München. Langsam rückt der berühmte BMW-Vierzylinder näher und wir beschließen spontan, der nahen BMW Welt einen kurzen Besuch abzustatten – schließlich steht dort seit kurzem eine 50kw-Schnellladesäule von ChargeNow.
Sogar vor dem Epizentrum der Bayrischen Motorenwerke erregt der BMW i3 Aufmerksamkeit, als wir schnell ein paar Bilder vor dem Eingangsbereich des spektakulären Baus machen wollen. Wir parken den i3 unter dem futuristischen Solardach der Schnellladesäule und werfen in der BMW Welt einen Blick auf den großen Bruder i8. Dann rollen wir zum letzten Mal lautlos auf die Straße, genießen noch einen finalen Ampelstart bevor wir das kleine Zukunftsauto schließlich zurück zum Testwagenzentrum nach Garching bringen. Als wir die Schlüssel abgeben und die letzten Strahlen der Herbstsonne am Horizont verschwinden, stehen 1.597 Kilometer auf dem Tacho. „Der BMW i3 ist seiner Zeit voraus“, war mal irgendwo zu lesen. Diese Aussage können wir mit keinem gefahrenen Kilometer bestätigen. Wir müssen in Deutschland nur einsehen, dass die Mobilität in besagter Zukunft angelangt ist.
„Ich werde den i3 vermissen“, sagt die Begleiterin unvermittelt in die Stille hinein. Ich hätte nie gedacht, dass sie so etwas je über ein Auto sagen würde.
Jonas Eling
Zum Nachlesen – Die Etappen unseres BMW i3 Roadtrip: