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BMW i3 REx Roadtrip Teil Zwei: Laden in Luxemburg

Fast 1.600 Kilometer fahren wir mit dem BMW i3 Rex durch die Niederlande, Luxemburg, Frankreich und die Schweiz in Richtung München. Ein Roadtrip, auf dem wir eines der ungewöhnlichsten Fahrzeuge unserer Zeit besser kennen lernen wollen – von einer ganz neuen Seite abseits der üblichen Nutzung als Kurzstrecken-Stadtauto. Nachdem uns die erste Etappe von Köln nach Maastricht geführt hat, geht es nun über Liège bis nach Lultzhausen in Luxemburg.

Etappe Zwei: Von Maastricht nach Lultzhausen (Luxemburg)

Mit verdienten Hundert Prozent Ladestand rollen wir nach einem guten Frühstück durch die pittoreske Innenstadt von Maastricht. Egal ob vor der alten Stadtmauer oder hinter einem der dank staatlicher Förderung von E-Mobilität fast schon omnipräsenten Tesla Model S: Schöne Bilder lassen sich mit dem BMW i3 überall machen. Das Auto ist einfach unglaublich fotogen. Dabei ist es auch völlig egal, ob einem die stilisierte BMW-Niere, blaue Akzente oder die ungewöhnliche Karosserieform nun wirklich gefallen oder nicht.

Das ewige An- und Ausschalten, Vor- und Zurücksetzen während unseres kleinen Foto-Streifzuges durch die Stadt – ganz bestimmt nicht die übliche i3-Nutzung – hat unterdessen aber einen gravierenden Nachteil: die Reichweitenanzeige verliert munter an Kilometern. Also geben wir den Befehl „Ladestand halten“ an den dezent im Heck schnurrenden Range-Extender, packen die Kamera zurück in die Tasche und fahren nach Liège in Belgien, wo das Navigationssystem eine Schnellladestation vermutet. Außerdem möchten wir natürlich einen Blick auf den von Santiago Calatrava entworfenen Intercity-Bahnhof werfen, der schließlich optisch in seiner Einzigartigkeit ganz hervorragend zu unserem bayrischen Begleiter passt.

Moment mal, Begleiter? Ohja. Zeit, etwas klarzustellen: Wer den BMW i3 als reines Urlaubswerkzeug sieht, mit dem man halt so rasch wie möglich von A nach B fährt, der begeht einen großen Fehler. Das kleine Zukunftsauto braucht und fordert Aufmerksamkeit, will wohlbedacht in die Planung mit einbezogen werden – regelmäßige Strom-Fütterung inklusive. Wer dieses Maß an Beachtung aufbringen will, der kann eine Menge Spaß haben. Und wer einfach nur Ruhe will, soll eben 5er fahren. Einhelliges Nicken auf Fahrer- und Beifahrersitz.

Hinter den noch längst nicht renovierten Häuserreihen der Innenstadt von Lüttich blitzt das weiße Bahnhofsdach hervor. Ganz im Gegensatz zu unserer angepeilten Ladestation. Genauer: Wir finden an ihrer auf der Karte angezeigten Position lediglich ein geschlossenes Einkaufszentrum vor. Ist schließlich Sonntag. Vielleicht befindet sich die ersehnte Säule ja in dessen Tiefgarage? Erinnerungen an unser gestriges Strom-Problem werden wach. Glücklicherweise haben wir ja den Range Extender an Bord…

Ladesäulen-Suche in Liège. Statt Strom gibt es ein schönes Foto

Gerade wollen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum machen, als auch noch der Sommer 2014 mit voller Härte zuschlägt und die Scheibenwischerblätter kaum mitkommen. Bleiben oder fahren? „Man muss auch Kompromisse machen“, sagt die Begleiterin. Also drehen wir um und lassen den monumentalen Bahnhofsbau Bahnhof sein. Kurzer Halt an der ersten konventionellen Tankstelle unseres Trips, dann liegt Liège nach einem kräftigen Tritt aufs Fahrpedal hinter uns.

Wir verlassen die beleuchtete Autobahn, auf die uns das Navi in aller Eile geführt hat, und stoßen wieder auf unsere ursprünglich geplante „EcoPro-Route“ über die Landstraße. Leicht hört man die Nässe des nachlassenden Regens in den Radhäusern spritzen, Seitenwind um die recht hochbauende Carbon-Karosserie pfeifen. Die kräftigen Böen bringen den BMW i3 mit seinem dank der Akku-Technik niedrigen Schwerpunkt kaum aus der Ruhe. Und uns auch nicht. Wir genießen die wohlige Lounge-Atmosphäre im Innenraum, testen zum ersten Mal das ordentliche Soundsystem. Zu „Stromae“ geht es durch die entlegensten Dörfer. Irgendwo passieren wir ein verlassenes Stahlwerk.

Einst sorgte die Wallonie mit ihrer Kohle- und Stahlindustrie für wirtschaftlichen Aufschwung in Belgien, heute kämpft die Region gegen Armut und Abwanderung. Schnell wird uns klar: Hier ist der Mangel an Schnellladesäulen das geringste Problem. Hoffentlich hat unsere Herberge in Luxemburg eine Außensteckdose.

Nach einer kurzen Kaffeepause in den Ardennen geht es über kurvige Landstraßen in Richtung Luxemburg. Auch mit einem „i“ im Namen ist der i3 durchaus ein „richtiger“ BMW. Die Kombination aus Hinterradantrieb, einer schön direkt abgestimmten Lenkung und der linearen Kraftentfaltung des Elektromotors passt hervorragend zusammen. Sanft regelt das ESP Übermut in engen Serpentinen, verhindert ein Übersteuern am Kurvenausgang – unterstützt durch einen mahnenden Blick vom Beifahrersitz. Der BMW i3 kommt zwar ohne Sportmodi am „Fahrerlebnisschalter“ auf der Mittelkonsole aus, Spaß macht die geregelte Kurvenhatz trotzdem.

Am späten Nachmittag passieren wir die Grenze zu Luxemburg und erreichen schließlich den Lac de la Haute-Sûre, an dessen Ufer unser Etappenziel Lultzhausen liegt. Um den Trinkwasserstausee zu schützen bleibt normalen PKW der Zugang zum Dorfkern verwehrt. Damit wir den BMW i3 über Nacht an der Herberge laden können, macht man für uns jedoch freundlich eine Ausnahme – Elektroautos sind herzlich willkommen. Wir parken nah am über 70 Jahre alten Hauptgebäude und erreichen durch ein Kellerfenster die ersehnte Steckdose. „Die Leitungen sind nicht mehr die Jüngsten“, mahnt der Herbergsleiter – kein Problem. Über das iDrive wählen wir die schwächste von drei möglichen Stromstärken. Laut System ist der Akku am nächsten Morgen zu 80 Prozent gefüllt.

Schließlich schlendern wir in Richtung Seeufer und genießen den Blick über das Tal. Hinter uns lädt der i3 zufrieden im Licht der Abendsonne. „Schade, dass das mit den Schnellladesäulen auf dem Weg so schwierig ist“, schreibt Kollege Benny per SMS. Doch das ist uns und unserem bayerischen Begleiter gerade nicht so wichtig. Man muss eben Kompromisse machen…

Jonas Eling

Zum Nachlesen – Die Etappen unseres BMW i3 Roadtrip:

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