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BMW fordert EU-Unterstützung für nachhaltige Mobilität

BMW hat heute nicht nur den Quartalsbericht zum 2. Quartal 2014 und damit eine Reihe von positiven Geschäftszahlen veröffentlicht, die Gelegenheit wurde auch zum Formulieren neuer Forderungen an die EU genutzt. BMW-Chef Dr. Norbert Reithofer sprach in seiner Rede fast nur in Richtung der Politiker, die derzeit immer strengere CO2-Ziele durchsetzen und andererseits kaum Anreize für den Kauf besonders sparsamer Fahrzeuge liefern.

Außerdem spricht Reithofer über die globalen Herausforderungen für Autobauer wie die BMW Group und die sich daraus ableitenden Ziele für die nächsten Monate und Jahre. Er bekräftigt dabei das Ziel, 2014 erstmals mehr als zwei Millionen Automobile zu verkaufen und eine EBIT-Marge im Bereich von 8 bis 10 Prozent zu erzielen.

Die Rede von Dr. Norbert Reithofer im Wortlaut:

Guten Morgen, meine Damen und Herren!

Europa ordnet sich neu.

Das neue EU-Parlament und die neue EU-Kommission müssen die Weichen für die Zukunft stellen.
Gemeinsam stehen alle EU-Staaten vor enormen Herausforderungen:

  • Wie bleibt die EU leistungsfähig und ein ernstzunehmender Partner im Wettbewerb mit den anderen großen Weltregionen Asien und Amerika?
  • Wie sichert sich Europa eine starke industrielle Basis als Voraussetzung für Wachstum, Arbeitsplätze und soziale Sicherheit?
  • Wie sichert sich Europa die Innovationsführerschaft bei wichtigen Zukunftstechnologien wie zum Beispiel der nachhaltigen Mobilität?

Wenn wir auf all diese Fragen nicht mutige Antworten geben, wird der Standort Europa weiter an Boden verlieren. Um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten, muss Europa ein offener Markt bleiben und für offene Märkte kämpfen.

Deshalb unterstützt die BMW Group die Bemühungen um ein Freihandels-abkommen zwischen der EU und den USA. Für uns bei der BMW Group steht fest: Unsere Zukunft liegt in einem vereinten, starken Europa. Es ist die gemeinsame Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, langfristig tragfähige Lösungen zu erarbeiten.

Die Automobilindustrie ist eine tragende Säule der europäischen Wirtschaft. Mit ihrer Innovationskraft schafft sie rund 12 Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze. Damit ist sie der größte Arbeitgeber in der EU. Sie ist zugleich der größte Exporteur der EU.

Erstmals seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sollen die Zulassungszahlen in Europa in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr wieder zulegen. In Spanien und Portugal, aber auch in Großbritannien kaufen wieder deutlich mehr Kunden ein Automobil.

Für die BMW Group ist Europa nicht nur die größte Absatzregion. Hier produzieren wir rund 70 Prozent unserer Automobile – an 16 Standorten in vier Ländern, inklusive Auftragsfertigung.

Die Politik in Europa setzt die schärfsten CO2-Anforderungen für Automobile weltweit. Gleichzeitig gibt sie – im Vergleich zu anderen großen Wirtschaftsnationen – nur geringe Anreize, um die nachhaltige Mobilität voranzubringen.

Wir sollten die Chance nutzen, uns in Europa technologisch an die Spitze im Wandel zur nachhaltigen Mobilität zu setzen. Es geht um die richtige Balance. Das permanente Spannungsfeld aus ökologischen, gesellschaftlichen und industriepolitischen Belangen muss wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Denn: Die Welt verändert sich.

Nach wie vor existieren erhebliche Risiken für die globale Konjunktur. Sie reichen von der Verschuldung öffentlicher Haushalte über eine expansive Geldpolitik bis hin zu politischen Konflikten. In Japan und wichtigen Schwellenländern verlangsamt sich das Wachstum.

Der Wettbewerb wird immer intensiver. Das Umfeld bleibt extrem volatil.

Als führender Premiumhersteller ist es unser Ziel, langfristig zu wachsen. Dabei wollen wir profitabel sein und bleiben.

Für 2014 sagen Experten:

  • Die Weltwirtschaft wird wachsen.
  • Der weltweite Automobilmarkt wird wachsen.

Vor diesem Hintergrund sind wir für das Geschäftsjahr 2014 zuversichtlich. Wir wollen unser Wachstumsmomentum der vergangenen Jahre fortsetzen.

Unsere Ziele für das Jahr 2014 sind klar:

1. Eine deutliche Zunahme bei den Auslieferungen auf einen neuen Höchstwert von über zwei Millionen Automobilen.
2. Ein Konzern-Ergebnis vor Steuern, das deutlich über dem Wert des Vorjahres liegt.
3. Eine EBIT-Marge im Segment Automobile im Korridor von 8 bis 10 Prozent.

Hier die wichtigsten Kennzahlen des ersten Halbjahres 2014 im Überblick:

1.       Absatz:

Nie zuvor haben wir in einem Halbjahr mehr Automobile unserer drei Marken BMW, MINI und Rolls-Royce ausgeliefert. Hinzu kommt: Zum ersten Mal haben wir in einem ersten Halbjahr über eine Million Fahrzeuge verkauft.

  • Auch unsere Kernmarke BMW hat mit mehr als 886.000 verkauften Fahrzeugen einen neuen Bestwert in einer Halbjahres-Betrachtung erzielt. Der BMW 3er, 5er, 6er und der X5 stehen in ihrem Segment klar an der Spitze.
  • BMW Motorrad erreichte ebenfalls einen Höchstwert in einem Halbjahr.
  • Rolls-Royce hat das bisher beste erste Halbjahr erzielt.
  • Bei MINI beeinflusst der Modellwechsel des Hatch die Absatzzahlen.

2. Konzernergebnis vor Steuern:

Hier haben wir einen Wert von über 4,8 Milliarden Euro erreicht. Damit liegen wir deutlich über dem Wert des vergleichbaren Vorjahreszeitraums.
3. Konzernüberschuss:

Der Konzernüberschuss ist auf über 3,2 Milliarden Euro gestiegen.

4. EBIT-Marge im Segment Automobile:

Sie liegt im ersten Halbjahr 2014 leicht oberhalb des von uns angestrebten Profitabilitätskorridors.
Wir wissen aber auch: Wir müssen weiter investieren

  • in wichtige Zukunftsprojekte,
  • neue Technologien und
  • neue Standorte rund um die Welt.

Dazu zählen nicht zuletzt die steigenden regulatorischen Anforderungen zur weiteren Verringerung der CO2-Emissionen in der Flotte, die wir erfüllen müssen. Dennoch bleibt unsere Prognose für 2014 stabil. Wir werden unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2014 erreichen.

Dazu tragen auch die neuen Modelle bei, die wir unseren Kunden im zweiten Halbjahr bieten.

  • Einer der wichtigsten Anläufe in diesem Jahr ist für uns der BMW 2er Active Tourer. Er bedeutet Innovation für BMW mit seinem Frontantrieb und seiner hohen Funktionalität. Die internationalen Medienvertreter haben ihn gerade getestet. Ihre Bilanz sieht so aus: Der Active Tourer fährt sich wie ein echter BMW. Das ist unser Anspruch bei jedem BMW. Davon können sich ab September nun auch unsere Kunden überzeugen.
  • Die M Variante des BMW 4er Cabrio kommt ebenfalls im September auf den Markt.
  • Bereits seit Juli sind der neue BMW X4 und die Modellüberarbeitung des BMW X3 verfügbar.
  • Bei MINI sind die Modellüberarbeitungen des Countryman und des Paceman ebenfalls seit Juli erhältlich. Der 5-Türer Hatch folgt im Herbst.
  • Rolls-Royce liefert den Ghost Series II ab Herbst an die Kunden aus.
  • Seit Juni ist unser Plug-in-Hybrid Sportwagen BMW i8 erhältlich. Die Auftragslage ist exzellent.
  • Der elektrische BMW i3 kommt – nach seiner Markteinführung in Europa, den USA und Japan – im zweiten Halbjahr auch in den Metropol-Regionen Chinas auf den Markt. Bislang wurden weltweit rund 5.400 BMW i3 zugelassen.

Die BMW Group ist ein globales Unternehmen. Auf den Märkten dieser Welt wollen wir ausgewogen wachsen.

Eine ausbalancierte Absatzverteilung erfordert immer stärker auch eine ausbalancierte Produktion.

Das bedeutet: Wir müssen in den drei großen Weltregionen Europa – Asien – Amerika mit unserer Produktion präsent sein.

Das Gleiche gilt zunehmend auch für unsere Aktivitäten in Forschung und Entwicklung. Unsere Produktion folgt dem Markt.

  • Das gibt uns Flexibilität.
  • Damit gleichen wir Währungsschwankungen aus.
  • Das erlaubt uns, global zu wachsen und neue Marktchancen zu erschließen.

Dafür stehen diese aktuellen Beispiele:

  • Erstes Beispiel: Asien

In China erhöhen wir in den nächsten zwei Jahren unsere Kapazität in den Werken Dadong und Tiexi auf insgesamt 400.000 Fahrzeuge pro Jahr. Unsere Zusammenarbeit mit unserem Joint Venture Partner Brilliance haben wir vorzeitig bis 2028 verlängert. Wir wollen noch stärker auf die speziellen Bedürfnisse unserer chinesischen Kunden eingehen und neue Kunden gewinnen. Deshalb fertigen wir lokal künftig sechs statt bisher drei BMW Modelle. Parallel dazu bauen wir unser Händler- und Service-Netzwerk in China aus.

Und: Wir investieren in Forschung- und Entwicklung. In unserem R&D Center in Shenyang, das wir seit 2013 zusammen mit Brilliance betreiben, forschen 500 Ingenieure für die Mobilität der Zukunft.

In Südkorea haben wir im Juli ein weiteres neues R&D Center eingerichtet. Es ist der weltweit fünfte Standort für Forschung und Entwicklung der BMW Group außerhalb von Deutschland.

Gerade in Asien entstehen immer mehr Trends. Im südkoreanischen

Incheon haben wir unser erstes Driving Center in Asien eröffnet. Bisher gibt es solche Fahr-Erlebniszentren für Kunden nur in Deutschland und den USA. Bis zum Jahr 2020 investieren wir mehr als 75 Millionen US-Dollar in Südkorea und schaffen rund 100 neue Arbeitsplätze. Mit Samsung SDI haben wir eine Absichtserklärung unterzeichnet. Wir bauen unsere Lieferbeziehung bei Batteriezellen für Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge aus.

  • Zweites Beispiel: Amerika

In den USA erweitern wir unsere Produktionskapazität in Spartanburg auf 450.000 Fahrzeuge pro Jahr. Dafür investieren wir zwischen 2014 und 2016 eine Milliarde US-Dollar.

In Mexiko errichten wir im NAFTA-Raum ein neues Werk in San Luis Potosí. Auch hier investieren wir eine Milliarde US-Dollar. Ab 2019 können dort jährlich 150.000 Fahrzeuge vom Band laufen.

Diese Beispiele zeigen: Wir investieren in unser internationales Produktionsnetzwerk. Als globaler Konzern müssen wir stets eine 360 Grad Perspektive einnehmen:

  • Wie entwickelt sich unser Geschäft in der Zukunft?
  • Was wünschen unsere Kunden heute und morgen?
  • Welche Anforderungen ergeben sich aus der Entwicklung unseres Umfelds?

Indem wir all das beherrschen, erschließen wir uns neue Wachstumschancen und sichern unseren langfristigen Erfolg.

Vielen Dank!

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