Wie schon auf dem Nürburgring hat es auch beim 24 Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps nicht zu einem Sieg für BMW Motorsport gereicht. Während diverse Zwischenfälle in der Grünen Hölle trotz starker Pace eine Ankunft auf dem Podium verhinderten, sah es in Spa lange Zeit nach einem erfolgreichen Rennen beim Heimspiel von MarcVDS Racing aus.
Bis 15 Minuten vor Schluss lag Dirk Werner im BMW Z4 GT3 mit der Startnummer 77 immer wieder in Führung, konnte sich dann den Angriffen des Audi R8 LMS ultra aber nicht mehr erwehren und fuhr nach 24 Stunden am Limit mit 7 Sekunden Rückstand auf dem zweiten Rang ins Ziel. Für Audi war es bereits der dritte Sieg bei einem wichtigen Langstreckenrennen 2014, schon in Le Mans und am Nürburgring durften die Ingolstädter feiern.
Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor): „Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft von Marc van der Straten und Bas Leinders zum ersten Podesterfolg beim Heimspiel in Spa-Francorchamps. Es war wieder einmal ein extrem spannendes Rennen auf dieser wunderbaren Strecke – und das von der ersten bis zur letzten Runde. Wenn ich auch nicht vor Ort war, so habe ich das Rennen permanent im Livestream verfolgt und mitgefiebert. Dirk Werner, Lucas Luhr und Markus Palttala haben sich keine Fehler geleistet. Leider hat nur wenige Stunden vor Schluss ein kleines technisches Problem am Auto die Chancen auf den Gesamtsieg zunichte gemacht. Mit ein bisschen Glück wäre sogar noch mehr drin gewesen. Nach dem Pech, das wir im vergangenen Jahr bei den 24 Stunden von Spa hatten, sind wir sehr froh, wieder auf dem Podium zu stehen. Auch die weiteren BMW Sports Trophy Teams haben in Spa eine starke Leistung gezeigt. Zeitweilig fuhren wir mit vier verschiedenen BMW Z4 GT3 in den Top-Ten. Das zeigt, wie konkurrenzfähig unser Fahrzeug ist. Ich freue mich vor allem für die Ecurie Ecosse um BMW Werksfahrer Alexander Sims, die im Pro-Am Cup den zweiten Platz belegen konnte. Mein Glückwunsch geht natürlich auch an Audi zum dritten Sieg im dritten großen 24-Stunden-Rennen in dieser Langstreckensaison.“
Bas Leinders (Teamchef BMW Sports Trophy Team Marc VDS): „Es war ein langer und großartiger Fight auf der Strecke von meinen Jungs. Wir haben früh ein Auto verloren, aber wir sind sehr glücklich über den zweiten Gesamtplatz für Dirk, Lucas und Markus. In den letzten vier Stunden des Rennens hat sich auch bei unserem zweiten BMW Z4 GT3 ein kleines technisches Problem eingeschlichen. Aber die Fahrer in der Nummer 77 haben einen fantastischen Job gemacht, besonders Dirk in seinem letzten Stint vor der Zieldurchfahrt. Wir mussten ein wenig Risiko gehen, haben beim letzten Stopp die Reifen nicht gewechselt. Damit wollten wir die Audis ein wenig aus der Reserve locken. Auch für die Fans war es ein sensationelles Rennen. Ich bin einfach nur glücklich, mit BMW und meinem Team auf dem Podium zu stehen.“
Dirk Werner (BMW Sports Trophy Team Marc VDS, #77 BMW Z4 GT3, Rang 2): „Es war sehr aufregend, den Schluss-Stint zu fahren. Das Team hat in den letzten eineinhalb Stunden des Rennens noch einmal gepokert und eine tolle Strategie für den Endspurt entwickelt. Allerdings war es schwierig, auf gebrauchten Reifen und mit den technischen Problemen dagegenzuhalten. Aber ich habe alles probiert, was möglich war. Wir hatten ein super Wochenende, aber wir wussten natürlich, dass wir gegen sehr starke Konkurrenz antreten müssen. Auch meine Teamkollegen Lucas und Markus haben einen tollen Job gemacht und richtig gepusht. Für das Team und BMW ist es fantastisch, einen Podiumserfolg feiern zu können.“
Lucas Luhr (BMW Sports Trophy Team Marc VDS, #77 BMW Z4 GT3, Rang 2): „Wir können mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Das Rennen war über die gesamten 24 Stunden total eng. Im Ziel haben uns 7,077 Sekunden auf den Sieger gefehlt. Dieser Marathon hätte auch zu unseren Gunsten enden können. Leider hat uns ein technisches Problem ereilt, so dass wir teilweise mit stumpfen Waffen gekämpft haben. Daher haben wir versucht, ein wenig zu taktieren. Insgeheim haben wir gehofft, dass es noch reichen könnte. Natürlich ist man im ersten Moment ein wenig enttäuscht. Aber das ist ein großartiger Tag für Marc VDS und BMW.“
Markus Palttala (BMW Sports Trophy Team Marc VDS, #77 BMW Z4 GT3, Rang 2): „Direkt nach dem Rennen hatte ich gemischte Gefühle. Platz zwei hat sich für mich zunächst wie eine Niederlage angefühlt. Wenn mir andererseits in der letzten Woche jemand gesagt hätte, dass wir in Spa auf das Podium kommen, hätte ich unterschrieben. Am Ende bin ich happy. Morgen vielleicht mehr als heute. Aber ich bin stolz auf mein Team. Wir hatten ein fast perfektes Rennen – sowohl auf der Strecke als auch bei den Boxenstopps. Wir waren die Underdogs gegen eine Armada von Audis. Daher ist das Ergebnis einfach sensationell.“
Alexander Sims (Ecurie Ecosse, #79 BMW Z4 GT3, Rang 7): „Wir hatten ein fantastisches Rennen in einem ebenso fantastischen Auto. Ich stehe hier das erste Mal auf dem Podium und muss sagen, dass es sich toll anfühlt. Die Atmosphäre und die Leistungsdichte im Rennen sind großartig. Ich bin stolz, ein Teil dieses großen Events gewesen zu sein. Heute Abend wird ganz sicher gebührend gefeiert.“
Drei Fragen an Dirk Werner:
Ein dramatischer 24-Stunden-Klassiker mit sechs Safety-Car-Phasen und einer Rennunterbrechung ist zu Ende. Wie haben Sie als Fahrer diesen nervenaufreibenden Marathon in den Ardennen erlebt?
Werner: „Das besondere an den 24 Stunden von Spa ist, dass unheimlich viele Fahrzeuge auf der Strecke sind. Es ist extrem schwierig, den Verkehr gut zu meistern und unbeschadet durch das Rennen zu kommen. Gerade in den Nachtstunden ist das Risiko immer besonders groß, in einen Crash verwickelt zu werden. Aber wir haben uns aus allen kleineren und größeren Scharmützeln herausgehalten. Das war sicher mit einer der Gründe, warum wir am Ende einen Podestplatz feiern konnten. Das Team war perfekt auf dieses Wochenende vorbereitet auf. Wir haben keine Fehler gemacht. Marc VDS und BMW haben diesen zweiten Platz mehr als verdient, aber auch ein Sieg wäre durchaus gerechtfertigt gewesen.“
Sie sind den Schluss-Stint gefahren und mussten ein wenig taktieren, um eine Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie mitbekommen haben, dass die Konkurrenz immer weiter aufholt?
Werner: „Es macht unheimlich viel Spaß, den Schluss-Stint zu fahren. Du kannst alles gewinnen und alles verlieren. Ich habe alles versucht, um keinen Fehler zu machen, das bestmögliche aus dem Auto herauszuholen und keine Zeit liegenzulassen. Andererseits war mir klar, dass mein Konkurrent mit Siebenmeilenstiefeln aufholt. Dann überlegt man sich schon, an welchen Stellen er wohl versuchen wird, zum entscheidenden Überholmanöver anzusetzen, und wie man den Angriff abwehren kann. Das ist bei dem hohen Tempo, das unsere Autos haben, natürlich äußerst schwierig. Schließlich musst du dich gleichzeitig auch noch auf die vor dir liegende Strecke und den Verkehr konzentrieren. Ich habe alles versucht, den Audi hinter mir zu halten. Er hat alles probiert, vorbeizukommen. Dieses Mal habe ich den Kürzeren gezogen. Klar war ich daher in den letzten fünf Runden enttäuscht. Trotzdem musst du weiter pushen, schließlich kann sich in den verbleibenden zehn Minuten das Rennen noch einmal komplett drehen. Am Ende bin ich glücklich über den zweiten Platz.“
Ihre Frau und Ihre beiden Kinder sind in Spa. Wie feiern Sie den zweiten Platz bei diesem prestigeträchtigen Rennen heute noch?
Werner: „So kurz nach dem Rennen weiß ich das ehrlich gesagt noch gar nicht. Aber es wird sich sicher eine Möglichkeit finden. Ich kann nicht mal sagen, ob eine Feier geplant ist. Für mein Team von Marc VDS ist es schon etwas Besonderes, hier in Spa auf dem Podium zu stehen. Schließlich ist es das Heimrennen. Der zweite Platz ist das bisher beste Ergebnis für Marc VDS in Spa. Ich bin sicher, dass die Mannschaft um Teamchef Bas Leinders das gebührend feiern wird. Ich bin jetzt drei Mal in Spa gefahren, einmal Dritter und zwei Mal Zweiter geworden. Jetzt fehlt mir hier nur noch ein Sieg.“