Trotz Frontantrieb bietet der BMW 2er Active Tourer ein durchaus dynamisches Fahrerlebnis, das neben neuen Kunden auch langjährige BMW-Fahrer für das Konzept begeistern soll. Auch wenn die Fahrdynamik des Vans naturgemäß nicht mit den heckgetriebenen Kompaktsportlern aus München mithalten kann, setzt sie im direkten Wettbewerbsumfeld neue Maßstäbe.
Dafür gibt es eine Reihe von technischen Ursachen, auf die der Leiter Gesamtfahrwerksabstimmung Klaus Huber im folgenden Interview genauer eingeht:
Der Name Active Tourer suggeriert BMW-typische Charaktereigenschaften. Wie viel Fahrspaß können die Kunden vom ersten frontgetriebenen BMW erwarten?
Klaus Huber: Genau den Fahrspaß, der die Faszination eines BMW ausmacht. Die BMW-typischen Fahreigenschaften hatten bei der Entwicklung höchste Priorität. Für uns Techniker war es denn auch eine große Herausforderung, beim ersten frontgetriebenen BMW das geräumige und funktionale Konzept mit der Freude am Fahren optimal zu kombinieren.
Wie haben Sie das umgesetzt?
Klaus Huber: Grundsätzlich handelt es sich hier nicht um einen „weichgespülten Van“ sondern um eine charakterstarke Ausprägung eines raumfunktionalen Fahrzeugs. Beispielweise stand bereits in der Grundauslegung ein neutrales Eigenlenkverhalten im Fokus. In Abstimmung mit Motor- und Chassismanagement wurde ein sehr agiles, BMW-typisches Fahrverhalten realisiert. Das Auto macht aufgrund seiner Leichtfüßigkeit unheimlich viel Spaß, ist aber trotzdem sehr komfortabel.
Es steckt sehr viel BMW Knowhow sowohl in der Fahrdynamikregelung als auch in der Hardwareabstimmung. Können Sie dafür ein Beispiel beschreiben?
Klaus Huber: Bei der Fahrwerksauslegung waren die Vorgaben unter anderem eine sehr gute Spurführung und hohe Agilität. Dafür wurde eine neue Eingelenk-Federbein Vorderachse entwickelt, die sich in der Elastokinematik und auch in der Kinematik deutlich von der Konkurrenz unterscheidet. Die Mehrgelenk-Hinterachse ist auf hohe Sturzsteifigkeit ausgelegt, die Elastokinematik auf maximale Querdynamik.
Heißt das, dass auch bei den anderen Komponenten BMW Gene den Charakter prägen?
Klaus Huber: Natürlich. Eine sehr wichtige Rolle spielt die Lenkung. Wir haben ein Single-Pinion Lenkungskonzept mit elektromechanischer Unterstützung. Diese Lenkung zeichnet sich durch eine sehr geringe innere Reibung aus, zudem wurde die frontantriebstypische Störanfälligkeit mittels neuentwickelter Funktionen fast egalisiert. Dadurch erhält der Fahrer des Active Tourer ein sehr feinfühliges Lenkgefühl mit hoher Zielgenauigkeit, Präzision und bestmöglicher Rückmeldung.
Bei einem Active Tourer erwarten die Kunden Fahrdynamik, ohne auf Komfort zu verzichten.
Klaus Huber: Deshalb wurde in die Auswahl der Abstimmkomponenten (Federung, Dämpfung, Stützlager) viel investiert. Es wurden aufwändige Dämpfer mit hochwertigen Ventilsystemen gewählt, natürlich gehören auch Dreifachstützlager dazu, um den bestmöglichen Kompromiss aus Fahrdynamik und Komfort darstellen zu können. Die Herausforderung war, auch in dieser Klasse die Standards in Sachen Fahrdynamik zu setzen. Bei letzten Messungen haben wir Querbeschleunigungen und Durchfahrzeiten bei Spurwechseltests erzielt, die auf dem hohen Niveau von heckgetriebenen Fahrzeugen liegen.
Wie waren die Reaktionen bei den Testfahrten?
Klaus Huber: Durchweg positiv. Der Fahrer hat ja die Wahl zwischen drei Stabilitätsmodi – DSC-Vollmodus, einen traktionsoptimierten Modus DTC mit mehr fahrdynamischem Potenzial und dem DSC off für den konsequent puristischen Fahrstil. Bereits mit dem DTC-Modus kann der Active Tourer auch übersteuernd gefahren werden. Entwicklungspartner sind nach Fahrten auf dem Handlingkurs begeistert ausgestiegen. Und Rundenzeiten auf der Nürburgring Nordschleife deutlich unter neun Minuten mit dem Topmodell 225i sprechen für sich.
(Interview: BMW)