BMW i8: Nachteile und Schwächen des Plug-in Hybrid-Sportwagens

BMW i, BMW i8 | 30.04.2014 von 26

Nach einem Tag am Steuer des BMW i8 sind uns jede Menge positive Dinge aufgefallen, die den neuartig gedachten Plug-in Hybrid-Sportler zu einem extrem begehrenswerten …

Nach einem Tag am Steuer des BMW i8 sind uns jede Menge positive Dinge aufgefallen, die den neuartig gedachten Plug-in Hybrid-Sportler zu einem extrem begehrenswerten Gesamtpaket machen. Allerdings: Wie bei jedem Auto gibt es natürlich auch im Fall des i8 ein paar Punkte, die nicht für jede Situation optimal sind, weshalb wir an dieser Stelle die von uns entdeckten Nachteile des i8 thematisieren wollen.

Weil viele der nun folgenden Punkte sowohl positive als auch negative Seiten haben, fassen wir unsere Kritik in einem ausführlichen Text zusammen, der aus unserer Sicht eine gute Einordnung ermöglicht und hoffentlich nachvollziehbar macht, warum manche Dinge so und nicht anders realisiert wurden.

BMW-i8-Schluessel-Plug-in-Hybrid-Sportwagen-Erfahrungen

Schon auf den allerersten Blick wirkt der BMW i8 eher wie ein Concept Car als wie ein Serienfahrzeug. Die Ursache dafür ist die herausragend positive Resonanz, die BMW für die Studie Vision EfficientDynamics von der IAA 2009 erhalten hat. Im Jahr 2010 fiel die Entscheidung, dem vielfachen Wunsch einer möglichst seriennahen Umsetzung des Fahrzeugs nachzukommen – sowohl technisch als auch optisch.

In technischer Hinsicht gibt es hier kaum etwas zu bemängeln, denn obwohl der i8 im Gegensatz zur ersten Studie über einen Benziner statt einem Diesel verfügt und inzwischen alle Anforderungen eines Serienfahrzeugs – beispielsweise auch hinsichtlich des Fußgängerschutzes – erfüllt, konnten sowohl die Verbrauchswerte als auch die Fahrleistungen der Studie übertroffen werden.

Das futuristische Design, das dem BMW i8 in Los Angeles eine enorme Aufmerksamkeit beschert und immer wieder ungläubige Blicke auslöst, wenn man vom baldigen Marktstart des “Showcars” spricht, hat allerdings auch Nachteile, die typisch für einen Sportwagen und erst Recht für ein Concept Car sind:

So ermöglichen die spektakulären Flügeltüren zwar einen bequemeren Einstieg, als man es rein optisch erwarten könnte, aber verglichen mit konventionellen Türen verlangt das Ein- und Aussteigen doch etwas mehr Akrobatik. Das geht auch zu Lasten der Sitze, denn die äußere seitliche Polsterung dürfte nach einigen Monaten im Dauereinsatz vermutlich nicht mehr wie neu aussehen – bei ausnahmslos jeder Fahrt rutschen die Insassen über das Seitenhalt bietende Polster.

BMW-i8-Fahrbericht-Plug-in-Hybrid-Sportwagen-Rundumsicht

Sitzt man schließlich auf dem Fahrersitz, werden weitere Nachteile ersichtlich: Wie bei jedem Supersportler ist die Rundumsicht eingeschränkt. Die flache A-Säule liegt in manchen Kurven im Sichtfeld und die sehr breiten C-Säulen machen den Schulterblick beim Spurwechsel nicht unbedingt einfacher. Dennoch sucht man einen Spurwechselassistenten in der Aufpreisliste vergeblich.

Und die zwei zusätzlichen Sitze im Fond, die den BMW i8 zum 2+2-Sitzer machen? Ja, man kann dort sitzen, aber sie eignen sich definitiv eher für Kurz- als für Langstrecken. In der Praxis dürften die Sitze vor allem als Ablagefläche genutzt werden, nur in wenigen Situationen wird man Erwachsene auf der Rückbank zu Gesicht bekommen. Für Kinder ist der Platz allerdings mehr als ausreichend, dem schnellen und effizienten Transport zum Kindergarten steht also nichts im Wege.

Wenn man die Rücksitze aus irgendwelchen Gründen nicht als Ablagefläche für Taschen oder Koffer nutzen möchte, offenbart der BMW i8 einen weiteren Nachteil: Der Kofferraum im Heck fasst ganze 154 Liter – genug für einen großen Rucksack und eine Sporttasche, die vierwöchige Europa-Rundreise zu zweit wird mit diesem Platzangebot aber zur logistischen Herausforderung. Dazu kommt: Unmittelbar vor dem Kofferraum befindet sich der Dreizylinder-Benziner – kein Problem, wenn man im Elektromodus fährt, aber wer den i8 sportlich bewegt und dabei auch den Verbrennungsmotor intensiv nutzt, sollte lieber keine Eiscreme im Kofferraum transportieren.

BMW-i8-Kofferraum-Plug-in-Hybrid-Sportwagen-Alltagstauglichkeit

Sowohl positiv als auch negativ wollen wir den EU-Verbrauch des BMW i8 erwähnen. 2,1 Liter auf 100 Kilometer entsprechen einem CO2-Ausstoß von 49 Gramm pro Kilometer, die Option zum Fahren im rein elektrischen eDrive-Modus gewährt auch zukünftig Einfahrt in Megacities und Umweltzonen. Man muss allerdings wissen, dass der angegebene Wert im NEFZ mit vollen Batterien ermittelt wurde und auf einer langen Reise über 500 Kilometer kaum realistisch erreichbar ist.

Im typischen Alltagsverkehr fahren die allermeisten Kunden andererseits kaum mehr als 40 Kilometer, weshalb sie theoretisch auch eine ganze Woche unterwegs sein können, ohne ein einziges Gramm CO2 auszustoßen oder einen Zehntelliter Kraftstoff zu verbrauchen. Wer den i8 hingegen vordergründig für den Hochgeschwindigkeits-Einsatz auf der Autobahn kauft, wird sich vom angegebenen EU-Verbrauch ziemlich weit entfernen – unter derartigen Extrembedingungen sind bis zu zehn Liter auf 100 Kilometer durchaus möglich, alles darüber wird nach Erfahrung der Testfahrer nur mit der Brechstange realisierbar sein.

Der schon erwähnte Dreizylinder-Motor spielt natürlich nicht nur für den Praxisverbrauch, sondern auch für die Emotionen an Bord eine Rolle. Aus unserer Sicht harmoniert das angenehm leise Triebwerk sehr gut mit dem Gesamtkonzept des BMW i8, den auf einzigartige Weise betörenden Sound eines großvolumigen Sportmotors mit acht oder mehr Zylindern sollte man allerdings nicht erwarten – oder wird enttäuscht.

BMW-i8-Verbrauch-Diagramm-Vergleich-mit-anderen-Sportwagen
Typischer Verbrauch von Sportwagen mit großvolumigen Verbrenner im Vergleich mit Plug in-Hybriden: Enorme Unterschiede im alltäglichen Kurzstrecken-Verkehr, Annäherung bei längeren Distanzen

Zum ökologischen Konzept des BMW i8 würde ein solcher Sound keineswegs passen, mit seinem Supersportler-Design weckt der Plug in-Hybrid aber mit Sicherheit auch derartige Erwartungen. In unseren Gesprächen mit interessierten Schaulustigen war immer wieder große Verwunderung erkennbar, wenn man über den Antriebsstrang erzählt hat. Die häufigste Reaktion war nach einer halben Sekunde Bedenkzeit ein lautes WOW, denn die Kombination von Showcar-Optik, Sportwagen-Fahrleistungen (4,4 Sekunden von 0 auf 100) und Kleinstwagen-Verbrauch ist offenbar geeignet, die soziale Akzeptanz des neuartigen Konzepts nachhaltig zu verbessern.

Wer mit einer konventionellen Erwartungshaltung an den BMW i8 herangeht, könnte außerdem von der – gemessen an der Optik – überschaubaren Querdynamik enttäuscht werden. Das liegt allerdings keineswegs an einem objektiven Mangel an Fahrdynamik: Trotz Hybrid-Antriebsstrang bringt der BMW i8 keine 1,5 Tonnen auf die Waage, der Schwerpunkt liegt deutlich tiefer als bei jedem anderen BMW und das Fahrwerk bietet eine angenehm straffe Rückmeldung vom Fahrbahn-Untergrund. Aber: Wer sich vom Design des i8 an einen waschechten Supersportwagen erinnert fühlt und auch dessen Querdynamik erwartet, könnte relativ schnell ernüchtert werden.

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass der BMW i8 über einige konzeptbedingte Nachteile verfügt, die typisch für Sportwagen mit einem vordergründig im Windkanal entwickelten Design sind. Doch egal ob Flügeltüren, Kofferraum, Alltagsverbrauch oder Platz im Fond – dass der i8 kein 5er Touring ist, dürfte den Kunden auch vor dem Kauf bewusst sein. Wer bewusst neue Wege beschreiten und aller ökologischen Vernunft zum Trotz nicht auf Fahrspaß verzichten möchte, wird nach der Probefahrt, genau wie wir und die große Mehrheit unserer Kollegen, begeistert aus dem i8 klettern.

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