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BMW trifft Audi und Mercedes im Blogger-Infotainment-Vergleich 2012

Wer heute ein neues Auto kauft, legt nicht selten auf Dinge Wert, die noch vor wenigen Jahren als völlig nebensächlich angesehen wurden. Während praktisch alle heute erhältlichen Premium-Automobile über gute Motoren und Getriebe sowie ein fast allen Ansprüchen genügendes Fahrverhalten verfügen, gibt es auf dem Gebiet der Navigations- und Infotainment-Systeme noch deutlich spürbare Unterschiede.

Besonders gut erlebbar sind solche Unterschiede im direkten Vergleich, weshalb wir für einen möglichst umfassenden Blick über den Tellerrand Gesellschaft gesucht und gefunden haben: Gemeinsam mit Robert von Buzzriders.com und Enno von qarsi.de haben wir drei aktuelle Vertreter der Premium-Oberklasse zum Blogger-Infotainment-Vergleich 2012 nach Frankfurt gebracht, um die Technik an Bord etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir legen den Fokus in unserem Beitrag auf das Infotainment- und Kommunikations-Paket von BMW, Robert konzentriert sich auf den Mercedes und Enno erklärt das Audi-System im Detail.

Während wir mit einem erst im Sommer gelifteten BMW 7er (F01 LCI) inklusive der jüngsten iDrive-Generation mit 3D-Darstellung in allen Menüs und multifunktionalem Instrumentendisplay zum Vergleich kamen, waren die Kollegen mit einem praktisch vollausgestatteten Mercedes CLS und einem ebenso hochgerüsteten Audi A6 Avant erschienen. Zwar spielen die drei Fahrzeuge nicht exakt in einer Liga, die Infotainment-Systeme sind in vergleichbarem Umfang aber auch in den größeren beziehungsweise kleineren Fahrzeugen erhältlich.

Viele Assistenzsysteme sind in der Oberklasse inzwischen selbstverständlich geworden und praktisch flächendeckend mit an Bord: Egal ob radargestützte Geschwindigkeitsregelung, Spurwechselwarnung, Auffahrwarnung oder Spurhalteassistent, unter verschiedenen Namen sind vergleichbare Systeme zur Entlastung des Fahrers bei allen drei Fahrzeugen erhältlich. Gleiches gilt für Rückfahrkamera, Einparkassistent oder eine Erkennung der aktuell gültigen Höchstgeschwindigkeit.

Natürlich gehört auch ein Navigationssystem in der Premium-Klasse längst zum Standard, aber hier gilt heute wie gestern: Navigation ist nicht gleich Navigation. Sowohl der Audi als auch der BMW punkten mit einem Head Up Display (HUD), das den Fahrer nicht nur über die aktuell gefahrene Geschwindigkeit und das geltende Tempolimit informiert, sondern auch Hinweise für die Routenfindung liefert. Auch wenn die Auflösung des BMW-HUD etwas besser ist, sind beide Systeme in der Praxis ähnlich hilfreich und komfortabel, weil sie dem Fahrer stets den Blick auf das Wesentliche erlauben.

Große Unterschiede offenbart der Vergleich hinsichtlich der Display-Größe: Der Mercedes CLS ist mit einem maximal sieben Zoll großen Display lieferbar, im Audi stehen acht Zoll Bildschirmdiagonale zur Verfügung, der BMW 7er glänzt genau wie die 5er- und 6er-Reihe mit einem 10,2 Zoll großen Display. Diese Abmessung schafft in Kombination mit der hohen Auflösung genügend Raum für eine Teilung des Bildschirms, sodass der Fahrer gleichzeitig verschiedene Menüs betrachten kann. Staus werden bei Mercedes und Audi mit Hilfe von TMC pro umfahren, BMW setzt auf Real Time Traffic Information RTTI.

Bevor die Systeme nach dem Berechnen der idealen Route sicher zum Ziel führen können, muss die Zieleingabe bewältigt werden. Sowohl BMW iDrive als auch Audi MMI und Mercedes COMMAND bieten hierfür verschiedene Optionen: Als umständlichste Option steht die Eingabe mittels des in allen drei Fahrzeugen vorhandenen Dreh-Drückstellers zur Wahl, wobei relativ mühsam Buchstabe für Buchstabe aneinandergereiht werden muss.

Deutlich schneller lässt sich die Zieleingabe mit Hilfe der Spracheingabe bewältigen: Im BMW vergingen vom ersten Drücken der Spracheingabe-Taste am Lenkrad bis zum Start der Navigation zu einer vollständigen Adresse inklusive Hausnummer rund 30 Sekunden, der Mercedes ließ sich etwas mehr Zeit. Der Audi hatte in dieser Disziplin unübersehbare Schwierigkeiten, bietet dafür aber als einziger im Testfeld noch eine weitere Option zur Zieleingabe: Auf einem kleinen Touchpad können Buchstaben und Zahlen ebenfalls eingegeben werden, deutlich schneller als mit der üblichen Auswahl per MMI-Controller ist man so aber nicht.

Kennt man die genaue Anschrift oder den Namen eines Ziels nicht, kann man sich im 7er einfach mit dem BMW-Auskunftsdienst verbinden lassen und sich von den Mitarbeitern der Hotline beispielsweise ein aktuell geöffnetes chinesisches Restaurant vorschlagen lassen. Hat man sich auf ein Ziel geeinigt, kann dieses vom Auskunftsdienst direkt ins Fahrzeug geschickt werden, um die Navigation zu starten. Dieser für alle Baureihen bereits seit Jahren angebotene Service ist innerhalb der ersten drei Jahre ab Kauf des Fahrzeugs völlig kostenlos und kostet im Anschluss 250 Euro pro Jahr.

Wer lieber ohne Anruf nach seinem Ziel suchen möchte, kann auch die App My BMW Remote nutzen und mit der integrierten lokalen Suche die richtige Adresse finden. Diese lässt sich dann ganz einfach ins Fahrzeug schicken, um die Navigation zu starten. Mit Hilfe der App lässt sich das Auto außerdem klimatisieren, ver- und entriegeln sowie mittels Lichthupe und Hupe auch auf überfüllten Parkplätzen schnell lokalisieren – übrigens ebenfalls in allen Baureihen bis hinunter zum 1er.

Ist das Smartphone per USB-Kabel oder Ladeschale mit dem Fahrzeug verbunden und die App BMW Connected gestartet, können außerdem Statusmeldungen bei Facebook und Twitter gepostet werden. Hierbei lassen sich aktuelle Informationen aus dem Fahrzeug, beispielsweise die verbleibende Fahrzeit bis zum Ziel oder die Außentemperatur, einbinden. Wichtiger dürfte für Menschen, die häufiger lange Strecken mit dem Auto absolvieren müssen, die Tatsache sein, dass sich auch Einträge im iPhone- oder Blackberry-Kalender im Fahrzeug anzeigen lassen, wobei Telefonnummern oder Adressen für Anrufe oder Navigationseingaben übernommen werden können. Kalender-Einträge können ebenso wie neue Nachrichten auch vorgelesen werden, was zwar etwas abgehackt klingt, aber dennoch für weniger Ablenkung sorgt als der Versuch, den Text während der Fahrt auf dem Display zu lesen.

Wer auch unterwegs nicht auf das Internet verzichten möchte, kann in allen drei Modellen Informationen aus dem World Wide Web abrufen – entweder mit Hilfe kleiner Apps, die in den meisten Fällen alle häufig gesuchten Informationen bieten oder auch mit uneingeschränktem Internetzugang über einen abgespeckten Browser. Ebenfalls für alle drei Modelle erhältlich sind WLAN-Hotspots, mit denen sich verschiedenste Endgeräte von Tablet über Smartphone bis Laptop ins Internet bringen lassen – ab November bietet BMW hierfür sogar einen Adapter mit LTE-Verbindung an, der sich auch in älteren Fahrzeugen an Stelle eines Snap-In-Adapters einsetzen lässt.

Die getestete Version von BMW iDrive präsentiert sich unterm Strich als gelungene Evolution des mehrfach für seinen Leistungsumfang und seine intuitive Bedienbarkeit ausgezeichneten Vorgänger-Systems. Dank leistungsfähigerer Hardware können nun alle Menüs mit 3D-Grafik glänzen, was die Bedienung an einigen Stellen noch leichter verständlich macht. Die neue iDrive-Generation ist schon heute im 3er und 7er erhältlich, im Lauf des Jahres 2013 werden auch die anderen Baureihen bis hinunter zum 1er das weiterentwickelte System erhalten.

Ausführliche Informationen zu Mercedes COMMAND und Audi MMI finden sich direkt bei Robert unter Buzzriders.com beziehungsweise bei Enno unter qarsi.de. Wir sind gespannt, welche Entwicklungen die Zukunft bringt und freuen uns in dieser Hinsicht insbesondere auf die neue Mercedes S-Klasse, die im kommenden Jahr neue Maßstäbe setzen soll – was aus Sicht der Schwaben auch notwendig ist, denn das aktuelle System wirkt im Vergleich mit den umfangreicheren und insgesamt moderner auftretenden Systemen der bayerischen Konkurrenz spürbar in die Jahre gekommen.

(Bilder: Andy Wiezorek / BMW / BimmerToday)

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