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Nach sechs Rennen: Charly Lamm und Bruno Spengler im Interview

Als BMW im Jahr 2011 die Rückkehr in die DTM verkündete, dürften nur sehr wenige Beobachter mit einem derart reibungslosen Comeback-Verlauf gerechnet haben, wie er in den letzten Monaten zu beobachten war. Schon im ersten Qualifying konnte Dirk Werner das Potenzial des BMW M3 DTM unter Beweis stellen, im zweiten Rennen gelang Bruno Spengler dann sogar der erste Sieg – was mit Blick auf den Erfahrungsvorsprung von Audi und Mercedes definitiv nicht zu erwarten war.

Auch wenn man sich in den folgenden Rennen etwas schwer beim Einsammeln jener Punkte tat, die der Performance des Fahrzeugs entsprochen hätten, konnten insbesondere die DTM-erfahrenen Neuzugänge Bruno Spengler und Martin Tomczyk immer wieder Duftmarken setzen. Nach mittlerweile sechs Rennen und zwei Siegen befindet sich Spengler nun in einer Position, die vielleicht sogar noch einen Angriff auf den Titel erlaubt. Im Doppel-Interview von BMW Motorsport zieht der aktuell Gesamt-Zweite gemeinsam mit seinem Teamchef Charly Lamm ein Zwischenfazit:

Bruno, Charly, wie sieht Ihre Gefühlslage nach dem Sieg auf dem Nürburgring aus?
Bruno Spengler: “Schon nach dem Lausitzring-Sieg war es für mich schwierig zu begreifen, was da passiert ist. Es war der 50. Sieg von BMW und der erste in der Comeback-Saison. Dort haben wir Geschichte geschrieben. Das Rennen auf dem Nürburgring stand im Zeichen des 40. Geburtstags von BMW M. Noch dazu ist die Grüne Hölle so etwas wie die Heimstrecke von BMW. Deshalb war auch das wieder ein ganz spezieller Erfolg. Ich bin überglücklich und richtig stolz.”
Charly Lamm: “Das geht mir genauso. Ich muss sagen, dass ich den Sieg am Nürburgring ganz anders erlebt habe als den Erfolg am Lausitzring. Damals ging alles irrsinnig schnell, und wir waren wirklich noch Frischlinge in der DTM. Jetzt sind wir viel bewusster in dieser Serie angekommen. Der zweite Sieg war auch deshalb besonders, weil wir zu Beginn des Wochenendes noch nicht so gut zurechtgekommen sind und uns sukzessive an die optimale Abstimmung herantasten mussten. Im Rennen hat dann alles gepasst – und Bruno hat eine bärenstarke Leistung gezeigt.”

Zwei Siege, zwei Polepositions und Platz zwei in der Fahrerwertung: Können Sie überhaupt schon fassen, wie gut es aktuell in der DTM für das BMW Team Schnitzer läuft?
Lamm: “Nein, eigentlich kann ich gar nicht glauben, wie sich unsere Comeback-Saison entwickelt. Wir sind mit großem Respekt an die Aufgabe herangegangen, mit BMW in die DTM zurückzukehren. Wir haben beinahe bei null angefangen und uns in die Arbeit geschmissen. Dass wir nach sechs Rennen so gut da stehen und zwei Siege auf dem Konto haben, ist unglaublich. Die Mannschaft hat sich der Herausforderung DTM gestellt, sich auf viele neue Dinge eingelassen und viel Energie in dieses Projekt gesteckt. BMW Motorsport hat ein tolles Auto entwickelt. Die Erfolge, die wir bisher einfahren konnten, sind der verdiente Lohn für die harte Arbeit aller Beteiligten.”
Spengler: “Ja, unser Auto ist einfach richtig gut – genauso wie die Jungs vom BMW Team Schnitzer. Sie wollen immer gewinnen, und dasselbe gilt für mich. So bin ich auch in meine erste Saison mit BMW gegangen. Allerdings wussten wir zu Beginn ja noch nicht, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Relativ schnell hat sich dann gezeigt, dass wir in der Spitzengruppe mit dabei sind. Das ist fantastisch und zeigt, wie gut BMW Motorsport und das BMW Team Schnitzer gearbeitet haben.”

Bruno, welchen Anteil haben Charly Lamm und das BMW Team Schnitzer an Ihrem Erfolg?
Spengler: “Es ist und bleibt eine Ehre für mich, für das BMW Team Schnitzer zu fahren. Schon als ich ein Kind war, hat mein Vater von Schnitzer geschwärmt. Das ist Motorsport-Geschichte pur. Aber das Team beweist Woche für Woche, dass es auch im Hier und Jetzt unheimlich stark ist. Die wenigsten Teammitglieder hatten vor dem Saisonstart  DTM-Erfahrung. Dann hat die Mannschaft im Rekordtempo gelernt. Jetzt machen wir Boxenstopps, die konstant zwischen 3 und 3,5 Sekunden liegen. Das zeichnet ein Spitzenteam aus. Charly ist ein großartiger Teamchef. Man spürt seine Erfahrung, und er bleibt auch in Drucksituationen unendlich cool. Das beeindruckt mich immer wieder. Dass ich die Erfolgsgeschichte vom BMW Team Schnitzer nun selbst fortschreiben kann, bedeutet mir sehr viel.”

Charly, man bekommt in der Tat den Eindruck, der Siegeshunger vom BMW Team Schnitzer sei noch lange nicht gestillt?
Lamm: “Ganz sicher nicht. Wir sind lange dabei und haben in der Vergangenheit sicher Erfahrungen gesammelt, die uns heute noch gut tun. Wir im BMW Team Schnitzer sind stolz auf unsere Tradition und die vergangenen Erfolge, die wir mit BMW gefeiert haben. Aber wir stehen nicht da und schauen nur verträumt in die Vergangenheit, sondern arbeiten Tag für Tag hart, damit neue Siege – so wie jetzt am Nürburgring – dazukommen. Die DTM ist eine sehr spezielle Serie, so dass man viele Dinge völlig anders machen muss als in anderen Meisterschaften. Ich denke, wir haben im bisherigen Saisonverlauf gezeigt, dass wir uns der neuen Aufgabe erfolgreich stellen und auch im Jahr 2012 bestehen können.”

Und wie fällt Ihr Zeugnis für Bruno nach sechs Rennen aus?
Lamm: “Schauen Sie sich nur seine Leistung am Nürburgring an: Im Qualifying ist er aggressiv zu Werke gegangen und hat keine Fehler gemacht. So konnte er sich immer direkt für den nächste Abschnitt qualifizieren und hat zwei Reifensätze gespart. Auch im Rennen ist er dann perfekt gefahren und hat dem Druck standgehalten. Bruno bringt viel DTM-Erfahrung ins Team ein, die uns zweifelsohne gut tut. Gleichzeitig kann er die Crew motivieren, hat immer ein offenes Ohr, nimmt sich viel Zeit für die Fans, und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Das BMW Team Schnitzer hatte immer Fahrer, die mit einem bestimmten Auto oder einer bestimmten Aufgabenstellung besonders gut zurechtgekommen sind und perfekt zu uns gepasst haben. Das ist bei Bruno in der DTM definitiv der Fall.”

Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun in die abschließenden vier Rennen?
Spengler: “Natürlich freut mich, dass ich nur noch 20 Punkte Rückstand auf Gary Paffett habe. Aber wir sind gut beraten, wenn wir die verbleibenden vier Rennen genauso angehen wie die vorangegangenen Läufe. Bisher ist es uns gut gelungen, uns auch auf neuen Strecken schnell zurechtzufinden. Wenn wir das auch in Zandvoort und Oschersleben, wo wir nur in der Frühphase der Entwicklung unseres Autos getestet haben, schaffen, dann sollten wir auch dort vorne mitmischen können. Wir denken von Rennen zu Rennen. Wo wir dann am Saisonende stehen, werden wir sehen.”
Lamm: “Ganz genau. Wir werden jetzt ganz sicher nicht abheben, sondern konzentriert weitermachen. Der Rennkalender lässt es anders auch gar nicht zu. Schon am Wochenende werden die Karten in Zandvoort neu gemischt.”

(Bilder & Interview: BMW Motorsport)

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