Kaum ein Fan von BMW hätte vor der Saison ernsthaft zu träumen gewagt, dass die Münchner schon in den ersten beiden Rennen voll bei der Musik sind. Der starken Leistung im Qualifying von Hockenheim konnte man am letzten Wochenende auf dem Lausitzring allerdings weitere Ausrufezeichen folgen lassen und schon nach dem Qualifying und der resultierenden ersten Startreihe für BMW hatte man den Eindruck, dass auch Jens Marquardt und sein Team nicht mit derart frühen Erfolgen für den BMW M3 DTM gerechnet hatten.
Als Bruno Spengler seine Pole Position beim Rennen am Sonntag auch noch in einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg ummünzen konnte, kannte die Freude im BMW-Lager keine Grenzen mehr. Rückschlüsse auf den Rest der Saison sollte man zu diesem frühen Zeitpunkt allerdings noch nicht ziehen, denn sowohl in Hockenheim als auch auf dem Lausitzring fanden vor der Saison Testfahrten statt – auf einigen der kommenden Rennstrecken muss allerdings in den freien Trainings zunächst ein passendes Grundsetup herausgefahren werden, was die Vorbereitung auf Qualifying und Rennen deutlich erschweren wird.
Bruno, wie fühlt es sich an, den ersten BMW Sieg in der neuen DTM-Ära errungen zu haben?
Bruno Spengler: “Als ich über die Ziellinie gefahren bin, ist mir das sofort durch den Kopf gegangen. Es ist einfach unglaublich: Ich bin der erste Fahrer, der beim Comeback nach 20 Jahren für BMW ganz oben auf dem Podest stand. Als ich den Pokal hochgestreckt habe, war das ein ganz spezieller Moment für mich. Vor allem, weil meine Eltern und meine Freundin auch bei der Siegerehrung dabei waren und diesen für BMW und mich historischen Augenblick live miterleben konnten. Wenn ich daran denke, bekomme ich noch immer Gänsehaut.”
Wie hart war das Rennen auf dem Lausitzring wirklich?
Spengler: “Ich musste in jeder Runde 100 Prozent geben und durfte mir nicht den kleinsten Fehler erlauben. Der Mercedes hinter mir hat ganz schön Druck gemacht und mich immer wieder angegriffen. Der Schlüssel zum Erfolg aber war, dass mein BMW Team Schnitzer die perfekte Rennstrategie gewählt und die Boxenstopps optimal hinbekommen hat. Die Jungs haben fantastische Arbeit geleistet. In der DTM hat man nur als Team Erfolg.”
Wie haben Sie die Schlussphase des Rennens am Steuer Ihres BMW Bank M3 DTM erlebt?
Spengler: “Als von meinem Renningenieur die Meldung über Boxenfunk kam, dass ich noch 15 Runden vor mir habe, dachte ich nur: ,Wow, das wird noch ein hartes Stück Arbeit‘. Schließlich musste ich ziemlich hart pushen, weil ich permanent unter Druck stand. In der letzten Runde habe ich dann versucht, nichts mehr zu riskieren, um nicht noch neben der Strecke zu landen. Zum Glück ist mir eine fehlerfreie Fahrt gelungen. Ich war ziemlich erleichtert, als ich die Zielflagge gesehen habe. Danach wollte ich so schnell wie möglich zu meinem Team, um jedem einzelnen zu danken.”
Wie haben Sie Ihren Sieg anschließend gefeiert?
Spengler: “Am Vormittag hatte ich ganz normal aus dem Hotel ausgecheckt. Ich wollte einfach abwarten, was der Tag bringt. Und dann habe ich den 50. Sieg für BMW in der DTM geholt. Also bin ich abends nach der Party wieder zurück ins Hotel. Zuerst hat die BMW Mannschaft in der Hospitality am Lausitzring eine große Party für mich veranstaltet. Auch von den anderen Herstellern haben viele Leute vorbeigeschaut. Das hat Spaß gemacht. Vor allem, mit Charly Lamm auf dem Tisch zu tanzen, war klasse. Dann mussten die Jungs irgendwann weiterarbeiten, schließlich steht in Brands Hatch bald schon das nächste Rennen auf dem Programm.”
Hätten Sie damit gerechnet, so früh schon ganz oben auf dem Treppchen zu stehen?
Spengler: “Ich hatte von Anfang an großes Vertrauen in BMW. Dort arbeiten viele erfahrene Ingenieure, die ein immenses Know-how mitbringen. Ich habe immer gespürt, dass ich diese Saison die Chance habe, vorne mitzumischen. Aber dass es gleich im zweiten Rennen die Poleposition wird und mir mein erster Sieg mit BMW gelingt, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Das war eine große Überraschung für mich.”
Was können wir 2012 noch von Ihnen erwarten?
Spengler: “Das ist schwierig zu sagen. Wir haben auf vielen DTM-Kursen einfach keine Erfahrung mit dem BMW M3 DTM. Deshalb ist es fast unmöglich, eine Prognose für den weiteren Saisonverlauf zu geben. Natürlich ist es mein persönliches Ziel als Rennfahrer, so oft wie möglich die Pole zu holen, auf dem Treppchen zu stehen und das Rennen zu gewinnen. Wie oft mir das in dieser Saison noch gelingen wird, kann ich aber nicht vorhersagen. Für den Moment genieße ich einfach nur meinen ersten Sieg mit BMW.”