In der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftswoche findet sich ein sehr ausführlicher Beitrag rund um die “Milliardenwette” BMW i. Unter dem Titel “Alles auf eine Faser” wird beschrieben, wie hoch die von der BMW Group eingegangenen Risiken sind und welches Potenzial sich im Fall eines Erfolgs bieten würde.
Die Autoren sind sich sicher, dass BMW in Sachen Carbon schon heute einen Vorsprung von zwei bis fünf Jahren auf die Konkurrenz hat, wenn die industrielle Massenfertigung von Carbon gelingt – woran in München offenbar niemand zweifelt, anderenfalls hätte man kaum die enormen Investitionen an den teilweise völlig neuen Standorten Moses Lake, Wackersdorf und Leipzig getätigt.
Interessant ist neben der Darstellung des gesamten Projekts vor allem eine Zahl, die wir so bisher noch nicht zu hören bekamen: Laut der Wirtschaftswoche plant BMW für die Jahre 2013 und 2014 weltweit mit niedrigen fünfstelligen Verkaufszahlen für das Megacity Vehicle BMW i3. Das liegt einerseits am Preis des i3, den auch die Wirtschaftswoche bei rund 40.000 Euro vermutet, andererseits natürlich auch an der Positionierung des Fahrzeugs, das sich vor allem an Privatleute und weniger an Firmen richtet.
Der Bericht macht aber auch deutlich, dass die Modelle i3 und i8 nur den Anfang darstellen. Es geht bei BMW darum, Carbon als Werkstoff in der Automobilindustrie zu etablieren. Ab 2015 möchte BMW das Kostenniveau von Aluminium erreicht haben und das niedrigere Gewicht der Hightech-Fasern dann ohne Aufpreis in der Produktion nutzen können.
Der Einstieg von Volkswagen bei BMW-Partner SGL Carbon sowie die Kooperationen von Audi mit der Voith GmbH und von Daimler mit Toray machen deutlich, dass längst auch andere Hersteller erkannt haben, auf diesen Zug aufspringen zu müssen – trotz anfänglicher Zurückhaltung und großem Vertrauen in die etablierten Werkstoffe Stahl und Aluminium.
Wer am Ende das Rennen um das erste in Großserie gefertigte Carbon-Auto macht, wird die nahe Zukunft zeigen. Derzeit geht in jedem Fall kein anderer Hersteller ein vergleichbar hohes Risiko ein wie BMW, was sich für die Münchner durchaus auszahlen kann – oder zum Milliardengrab und Imageproblem wird, an dem die momentane Nummer 1 der Premiumhersteller lange zu knabbern hätte.
Der komplette Bericht findet sich in der Wirtschaftswoche 48/2011 vom 28. 11. 2011.