Schon im dritten Anlauf haben sich MINI Motorsport und der MINI John Cooper Works WRC das erste Mal auf dem Podium der Rallye-WM platzieren können und damit die Erwartungen fast aller Beobachter der Rallye-Szene übertroffen. Lediglich die beiden Citroën-Piloten Sébastien Ogier und Sébastien Loeb waren auf den Wertungsprüfungen der Rallye Deutschland noch schneller unterwegs als Dani Sordo und sein Copilot Carlos del Barrio.
Beinahe wäre auch der MINI John Cooper Works WRC von Kris Meeke und Paul Nagle in den Top 5 ins Ziel gekommen, aber Elektronikprobleme auf der vorletzten Wertungsprüfung beendeten den Kampf der Briten um Position vier früher als geplant. Unterm Strich bleibt dennoch eine sehr starke Performance der Mannschaft von David Richards, die auf dem erstmals in dieser Saison befahrenen Asphalt kaum Schwächen zeigte und fast alle Gegner im Griff hatte. Es bleibt zu hoffen, dass die inzwischen schon deutlich reduzierten Probleme mit der Zuverlässigkeit in Zukunft noch seltener werden, damit das Team bei den kommenden Rallyes weitere Erfahrungen sammeln und in der Saison 2012 an der absoluten Spitze angreifen kann.
David Richards (Teamchef): “Viele Menschen haben einen Anteil daran, dass dieser Erfolg möglich war – und ich weiß gar nicht, bei wem ich anfangen soll, mich zu bedanken. Die Liste derer, die vom ersten Tag an dieses Projekt geglaubt haben, ist lang. Ich möchte mich bei jedem von ihnen bedanken. Denn ohne all die Unterstützung wäre das alles nicht denkbar gewesen. Dani hat eine herausragende Rallye absolviert und sich keinen einzigen Fehler erlaubt. Ich habe nie an seinen Fähigkeiten gezweifelt. Für Kris tut es mir leid. Wann immer wir bei dieser Veranstaltung im Pech waren, hat es immer ihn erwischt. Es ist bitter, wenn auf der vorletzten Prüfung so etwas passiert und man noch aufgeben muss. Aber sein Tag wird kommen. Er hat hier bewiesen, wie konkurrenzfähig er sein kann. Ich bin sicher, er fiebert schon jetzt unserer nächsten Rallye in Frankreich entgegen.”
Dave Wilcock (Technischer Direktor): “Wir wussten, was wir heute zu tun hatten. Kris sollte im Idealfall Petter Solberg noch abfangen, während Dani sauber durch die letzten Prüfungen kommen und den Abstand auf Mikko Hirvonen konstant halten sollte. Am Morgen war es trocken, und wir haben ein bisschen gepokert. Alle Konkurrenten setzten auf die weichen Reifen. Wir teilten jedoch unsere Strategie: Für Dani wählten wir die sichere Variante, Kris war hingegen auf harten Reifen unterwegs. Das war die absolut richtige Entscheidung. Nach etwa zehn Kilometern hatten die harten Reifen auf dem ersten Teilstück die ideale Temperatur erreicht. Ich bin ziemlich sicher, dass wir dort unsere erste Prüfungsbestzeit hätten erreichen können. Leider handelte sich Kris kurz vor Schluss einen Reifenschaden ein. Während des Mittags-Service öffnete der Himmel seine Schleusen, so dass die weichen Reifen für alle die logische Wahl waren. Am Nachmittag war Dani auf demselben Niveau wie Hirvonen unterwegs. Er zog das Tempo wann immer nötig an und legte einen fulminanten Schlussspurt hin. Bei Kris brach nach drei Kilometern auf der vorletzten Prüfung die Stromversorgung der Elektrik zusammen. Die Batterie hielt sie zwar noch für weitere sieben Minuten im Gang, dann streikte die Elektrik jedoch komplett. Mehrere bange Minuten suchten wir am Telefon und Funkgerät nach Möglichkeiten, das Problem zu beheben. Kris musste aber letztlich aufgeben. Die Ursache war ein defekter Anschluss. Eigentlich ist das ein simples Problem, das auch nach Tausenden Testkilometern nicht auftritt. Es war einer dieser Defekte, die tief in den Drähten und Kabeln versteckt sind. Man findet sie nicht, selbst wenn man danach suchen würde.”
Dani Sordo: “Ich bin sehr, sehr glücklich und freue mich enorm für unser Team. Das ist ein sehr gutes Ergebnis bei der ersten Rallye unseres Autos auf Asphalt. Auch wir sind etwas überrascht. Unsere Zeiten lagen so nah an denen von Ford und Citroën, dass wir für die nächste Rallye wirklich sehr zuversichtlich sein können. Unser Auto ist auf Asphalt richtig gut. Wir haben ein gutes Set-up und die Federung ist perfekt. Natürlich können wir uns noch steigern und das Auto besser und besser machen. An diesem Wochenende war es jedoch schon mehr als okay. Nun werden wir hart daran arbeiten, damit wir bald auch die Citroëns angreifen können. Auf der Power Stage habe ich alles gegeben. Allerdings wollte ich kein zu großes Risiko mehr eingehen. Die Mechaniker haben hart gearbeitet und keine Fehler gemacht. Ich freue mich darauf, heute Abend mit ihnen zu feiern.”
Kris Meeke: “Zu Beginn des Tages sah alles nach einem schönen Duell mit Petter Solberg aus. Wir konnten ihn auf der ersten Prüfung hinter uns halten. Für das zweite Teilstück ist uns beim Aufschrieb ein kleiner Fehler unterlaufen. Einer der Einträge, die ich während der Recce gemacht hatte, erwies sich als etwas zu optimistisch. Ich verpasste den Bremspunkt und verlor zehn Sekunden. Nach dem Mittag war es sehr nass. Zwischen Petter und mir lag nach der ersten Wertungsprüfung nur eine Sekunde. Etwa zur Hälfte des nächsten Teilstücks begann der Motor auszusetzen, bald darauf blieben wir ganz stehen. Wir konnten nichts tun. Es war uns schnell klar, dass ein Problem mit der Elektrik dahinterstecken musste, da die Überwachungsbox im Cockpit keinen Strom mehr hatte. Wir konnten den Defekt später auf einen kleinen Draht zurückverfolgen, der sich gelöst hatte. Solche Dinge passieren einfach.”
(Bilder & Infos: MINI Motorsport)