Im Rahmen des öffentlichen Straßenverkehrs lässt sich das Fahrverhalten eines unbekannten Autos in der Regel nicht abschließend beurteilen, weshalb BMW den neuen 1er auch auf abgesperrter Strecke testen ließ. Auf dem Gelände des Fahrsicherheitszentrums bei Linthe südlich von Berlin hatten wir die Chance, den neuen BMW 1er F20 mit dem vorläufigen Top-Benziner und dem adaptiven Fahrwerk zu testen, das mit einem Aufpreis von 1.100 Euro sowie einer Tieferlegung um 10 Millimeter verbunden ist und sich mit Hilfe des serienmäßigen Fahrerlebnisschalters bedienen lässt.
Zunächst erprobten wir das Fahrwerk auf einer kurzen Teststrecke, die auch in unserem Video zu sehen ist und auch eine bewässerte Kurve beinhaltete. Wer sich mit dem Fahrverhalten eines Hecktrieblers auskennt und DSC komplett deaktiviert, kann den neuen 1er durchaus quer bewegen. Das Einlenkverhalten und die Neutralität in schnell gefahrenen Kurven sind vorbildlich, mit Untersteuern bestraft der F20 den Fahrer nur dann, wenn dieser mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit in eine enge Kurve einfährt.
Man kann die Fahrwerksabstimmung insofern als narrensicher bezeichnen, denn ein unerfahrener Fahrer dürfte die Fahrstabilitätssysteme in der Regel nicht komplett deaktivieren. Selbst im Modus Sport+ bleibt die Dynamic Traction Control stets aktiviert, erst durch einen langen Druck auf die DSC-Taste kann man das Sicherheitsnetz komplett deaktivieren. Will man Spaß ohne zu viel Risiko haben, eignet sich der DTC-Modus durchaus für zügiges Fahren, die Eingriffe ins Fahrverhalten stören auf abgesperrter Strecke aber letztlich mehr als sie helfen.
Im Anschluss an die Dynamikübungen haben wir noch die Landstraßen in der Umgebung von Linthe einem Test unterzogen und konnten uns dabei von der großen Spreizung des adaptiven Fahrwerks überzeugen. Stellt man das Fahrwerk auf Comfort, steigt der Abrollkomfort erheblich und der 1er weiß spätestens dann auch auf schlechten Straßen und trotz 18 Zoll-Bereifung mit akzeptablem Restkomfort zu überzeugen.
Besonders deutlich wird der Fortschritt in Sachen Abrollkomfort, wenn man wie wir nach 1,5 Tagen im F20 wieder in einen 1er der Generation E87 steigt. Egal ob mit M Sportfahrwerk, Serienfahrwerk oder dem adaptiven Fahrwerk, der neue 1er bietet unter allen Bedingungen deutlich mehr Komfort als der von uns gefahrene E87 LCI mit Serienfahrwerk, obwohl letzterer nur 16 Zoll-Felgen und somit deutlich komfortablere Reifen montiert hatte.
Dank der um fünf respektive sieben Zentimeter verbreiterten Spurweite und der weiter verbesserten Fahrwerkstechnik ist der Zugewinn an Komfort allerdings nicht mit einem Verlust an Fahrspaß und Dynamik verbunden. Der neue BMW 1er fühlt sich in manchen Situationen weniger direkt an als sein Vorgänger, man ist so gesehen etwas stärker von der Straße entkoppelt. Auch auf abgesperrter Strecke bekommt man aber jederzeit genügend Rückmeldung, um auch dem F20 rasend schnell sein Vertrauen zu schenken.
Der neue Motor im BMW 118i F20 weiß ebenfalls zu überzeugen. Der Sound ist kernig und bei hohen Drehzahlen durchaus sportlich, wie man auch dem Video entnehmen kann. Dank der Aufladung steht bereits bei niedrigen Drehzahlen viel Drehmoment zur Verfügung, abgesehen davon merkt man aber sehr wenig von der Aufladung. Geht man schnell vom Gas und hat kein Radio an, ist der Lader kurz zu hören, ein verzögertes Ansprechen ist hingegen nicht feststellbar.
Dem Vergleich mit den bisherigen Sechszylindern muss sich das intern N13 genannte Triebwerk nicht stellen, denn in dieser Leistungsklasse gab es auch bisher nur Vierzylinder. Die alten Saugmotoren konnten dem neuen Turbo allerdings in keiner Disziplin das Wasser reichen, waren vergleichsweise träge und zudem deutlich durstiger als die neue Generation.