Wenn die zweite Generation der BMW 1er-Reihe im September 2011 zu den Händlern kommt, wird sich eine Sache nicht geändert haben: Genau wie der Vorgänger E87 wird auch der neue F20 das einzige Fahrzeug seiner Klasse sein, das seine Kraft ausschließlich über die Hinterräder überträgt. Der Hinterradantrieb ist Garant für eine Lenkung frei von Antriebseinflüssen und ein besonders dynamisches Fahrverhalten, was dem 1er auch in den nächsten sieben Jahren eine Sonderstellung sichert.
Besonders erfreulich ist, dass BMW das Gewicht der neuen 1er-Reihe trotz eines Längen-Wachstums um rund acht Zentimeter praktisch auf dem Niveau des Vorgängers halten konnte. Auch in der Breite wächst der 1er um knapp zwei Zentimeter, was auch zu einer breiteren Spur und somit einer noch besseren Straßenlage beiträgt. Dank einer unveränderten Höhe von 1,42 Metern ergeben sich ein etwas stämmigerer Auftritt und gelungene Proportionen.
Trotz des weiterhin hohen Anspruchs an die Fahrdynamik hat sich BMW auch die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen und den Fahrkomfort deutlich verbessert. Die hochwertige und in dieser Klasse nicht übliche Fahrwerkstechnik mit Zweigelenk-Federbein-Vorderachse und Fünflenker-Hinterachse beherrscht laut offizieller Pressemitteilung sowohl die sportliche als auch die komfortable Gangart.
Kunden auf der Suche nach besonders viel Komfort können auch zum optionalen Fahrkomfort-Paket greifen, alle anderen erfreuen sich stattdessen an der serienmäßigen elektronischen Sperrfunktion für das Hinterachsdifferential. Da die Spurweite vorn um 51 und hinten sogar um 72 Millimeter gewachsen ist und die Karosserie zudem noch steifer geworden sein soll, trägt der 1er alle Gene für die sportliche Fortbewegung in sich.
Wie von uns angekündigt wird es den 1er von Beginn an in zwei Ausstattungslinien geben, die auf die Namen Sport Line respektive Urban Line hören und mit einigen exklusiven Ausstattungsoptionen verbunden sind. Beim Exterieur fallen hier zunächst die nicht in Wagenfarbe, sondern in Schwarz beziehungsweise Weiß lackierten Außenspiegelkappen ins Auge. Am unteren Rand der Außenspiegel befinden sich wie erwartet die seitlichen Blinker, die nicht länger im Kotflügel untergebracht sind.
Der Innenraum zeichnet sich durch die für BMW typische Fahrerorientierung aus und verfügt ähnlich wie die neue 6er-Reihe F12/F13 über ein freistehendes Infotainment-Display, das im neuen BMW 1er eine für diese Klasse weit überdurchschnittliche Bildschirmdiagonale von 8,8 Zoll besitzt. Das Display ist bereits in Kombination mit dem Radio Professional verfügbar und nicht länger nur mit Navigationssystem verfügbar, ohne das Navigationssystem Professional misst es aber “nur” 6,5 Zoll. Bilder vom Interieur mit dem kleinen Bildschirm oder ohne Display gibt es noch nicht, wir reichen sie aber schnellstmöglich nach.
Besonders gelungen finden wir die roten Akzente im Interieur der Modelle mit Sport Line, die sich bis zum Tacho durchziehen und sportliches Flair versprühen. Der untere Teil des Tachos ist wie in den gehobenen Baureihen als Black Panel-Display ausgeführt und kann für alle möglichen Arten von Anzeigen genutzt werden.
Das Angebot an Sonderausstattungen und Assistenzsystemen ist gewohnt umfangreich und umfasst beispielsweise Fernlichtassistent, Adaptives Kurvenlicht, Rückfahrkamera, Spurverlassenswarnung einschließlich Auffahrwarnung, Parkassistent, Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion, Speed Limit Info mit No Passing Info, Internet-Nutzung, erweiterte Integration von Smartphones und Musikplayern, Real-Time Traffic Information und Apps zum Webradio-Empfang sowie zur Nutzung von Facebook und Twitter.
Unter der Haube gibt es wie angekündigt nur überschaubare Veränderungen bei den Selbstzündern, dafür wurden die Ottomotoren komplett überarbeitet. Das Angebot der Diesel umfasst zunächst 116d, 118d und 120d, wobei es bei den ersten beiden Modellen bei 116 respektive 143 PS bleibt. Der 120d erhält die neueste Ausbaustufe des N47 mit 184 PS. Der Verbrauch sinkt je nach Modell um rund 0,2 Liter, echte Einsparungen ergeben sich nur beim Vergleich der Automatikversionen: Da der 1er optional mit der Achtgang-Automatik inklusive Start-Stopp-Funktion kombinierbar ist, sinkt der Verbrauch von 118d und 120d in diesem Fall um fast einen Liter auf 4,4 bis 4,5 Liter.
Eine vom Fahrer gewünschte Reduzierung des Verbrauchs lässt sich im Alltag mit dem serienmäßigen Fahrerlebnisschalter unterstützen: Wählt der Fahrer den Modus ECO PRO, wird unter anderem die Kennlinie des Gaspedals verändert und alle Verbraucher werden so eingestellt, dass ein minimaler Verbrauch möglich ist. Schon jetzt kündigt BMW den 116d EfficientDynamics Edition an, der wie der normale 116d über 116 PS verfügt. Sein Normverbrauch soll aber bei nur 3,8 Litern liegen, was einem CO2-Ausstoß von 99 Gramm pro Kilometer entspricht. Wann genau das Sondermodell auf den Markt kommt, möchte BMW noch nicht verraten, wir rechnen aber mit einer Einführung im Sommer 2012.
Bei den Benzinern erfolgt wie angekündigt die Einführung des neuen aufgeladenen Vierzylinders mit 1,6 Litern Hubraum (interne Bezeichnung N13), der im neuen 116i und im neuen 118i zum Einsatz kommt. Wie von uns seit einigen Wochen angekündigt verfügt der 116i über 136 PS und ist in Sachen Fahrleistungen sogar etwas besser als 118i E87 aufgestellt. Der neue 118i verfügt über 170 PS und beschleunigt besser als der alte 120i. Konkret heißt das: Es geht in 8,5 respektive 7,4 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit lieg tbei 210 respektive 225 km/h.
Noch beeindruckender als Fahrleistungen und PS ist aber Fortschritt in Sachen Drehmoment, das nun in einem erheblich breiteren Fenster zur Verfügung steht und dank der TwinScroll-Aufladung auch spürbar stärker ausfällt als bei den alten Saugmotoren. Bot der 118i bisher 190 Newtonmeter bei 4.250 U/min, kommt nun schon der 116i auf 220 Newtonmeter und stellt diese in einem breiten Fenster von 1.350 bis 4.300 U/min zur Verfügung, was in der Praxis ein deutlich entspannteres Fahren ermöglichen sollte. Das Drehmoment des neuen 118i liegt bei 250 Newtonmeter und zwischen 1.500 und 4.500 U/min an.
Trotz der verbesserten Fahrleistungen sinkt der Verbrauch gegenüber den vergleichbar starken Vorgänger-Modellen: Mit Serienbereifung und Automatikgetriebe liegen beide Modelle bei 5,6 Litern, womit sie exakt einen Liter unter ihrem Vorgänger liegen. Der neue 116i liegt mit Schaltgetriebe sogar bei 5,5 Litern und somit trotz erheblich besserer Fahrleistungen rund 10 Prozent unter dem bisherigen 118i.
Das Design ist wie immer Geschmackssache, in jedem Fall lässt sich aber feststellen, dass der 1er sich klar von der aktuellen Formensprache abhebt und über eine eigenständige Optik verfügt. An die neue Gestaltung der Front- und Heckleuchten wird man sich erst noch gewöhnen müssen, aber wir vertrauen darauf, dass der neue 1er in der Realität einen ähnlich guten Eindruck hinterlässt wie die anderen neuen Modelle der jüngeren Vergangenheit.