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Technik-Spotlight: Die Abgasklappe von BMW 323ti compact & 328i E36

Zugegeben: Die Abgasklappe zur temporären Verringerung der Fahrzeuglautstärke ist keine Erfindung von BMW. Erstmalig kam die Technik im Jahr 1990 im Mitsubishi 3000 GT zum Einsatz, jedenfalls im Serienautomobilbau. Der erste BMW mit dieser Technik war einige Jahre später im Herbst 1994 der BMW 328i E36. Neue Geräuschvorschriften und gesteigerte Komfortansprüche forderten weniger Lärm und mehr gezielt einsetzenden Sound. Spätestens jetzt war dies für einen herzhaften Klang die Geburtsstunde des “Sound Engineering”. Der zweite BMW mit Abgasklappe war dann der ab 1997 gebaute BMW 323ti compact – ebenfalls auf der E36-Plattform.

Wie auch beim 328i befindet sich hier die im Grund- und damit im drucklosen Zustand stets geöffnete Abgasklappe im rechten Endrohr des Endschalldämpfers und wird pneumatisch angesteuert.

Beim Motorstart und im Fahrbetrieb mit Drehzahlen unter 2.500/min ist die Klappe dann geschlossen und macht das Fahrzeug effektiv um bis zu zehn Dezibel leiser. Dies entspricht einer Halbierung der subjektiven Lautstärke. Zum Verschließen der Klappe wird der notwendige Druck vom Ansaugrohr abgezweigt und mittels Unterdruckbehälter verstärkt.

Bei Langsamfahrt inner- und außerorts steigt der Geräuschkomfort deutlich. Bei Volllast und ab dem mittleren Drehzahlbereich kann sich der Sound der Reihensechszylinder dagegen wieder voll entfalten. Da das Abgassystem eines modernen PKW recht komplex ist, kann man nicht einfach eine simple Abgasklappe in den Endschalldämpfer integrieren und auf ein harmonisches Ergebnis hoffen.

Eine unterschiedliche Dämpfungscharakteristik ergibt sich auch durch das Zusammenspiel von Dämpfervolumen, Dämpferinnenleben, Endrohrlängen und Rohrquerschnitten. So unterscheidet sich der Endschalldämpfer des 328i mit einem Volumen von etwa 20 Litern zu seinem direkten Vorgänger, dem 325i E36, optisch kaum, technisch allerdings deutlich.

Leisetreter sind der 328i und 323ti compact nicht, denn die eingangs erwähnte Soundabstimmung sah einige Feinheiten vor. Beim 3er mit 2.8 l Motoren gab es für die zweiflutige Abgasanlage neben dem neuen Nachschalldämpfer mit 63 mm x 53 mm Endrohren besonders Durchsatz-freudige Trimetall-Katalysatoren. Der 323ti erhielt einen kleinen Mittelschalldämpfer und als einziges Compact-Modell der Baureihe einen Doppelrohr-Endschalldämpfer mit 55 mm x 51 mm Doppelendrohren. Die Maßnahmen verhelfen dem kleinen Wagen zu einem relativ Bass-intensiven Sound.

Das Abklemmen des Schlauches zur Auspuffklappe im Do-It-Yourself-Verfahren, das eine permanente Öffnung bewirkt, ist im Straßenverkehr übrigens nicht nur zulassungswidrig, sondern hat aufgrund des geringen Drehzahl-Wirkungsbereiches der Klappe auch keine Leistung- oder Drehmoment steigernden Vorteile.

Der Vollständigkeit halber sei auch noch erwähnt, dass neben dem 328i und 323ti unter bestimmten Konfigurationsvoraussetzungen noch ein weiterer E36 mit einer Abgasklappe im Endschalldämpfer versehen war. Wer sein BMW 320i Cabriolet mit M52-Motor und Automatikgetriebe bestellt hat, bekam statt des Endschalldämpfers mit 17 l Volumen und einem 68 mm x 52 mm messenden Einzel-Endrohr einen Schalldämpfer mit zwei Endrohren. Es blieb aber grundsätzlich wie beim 323ti compact bei der einflutigen Abgasanlage.

Danach gab es erst wieder ab 2001 im 330i E46 einen BMW mit dem Soundsystem “Abgasklappe”. Mit der Zeit wurden aber deutlich mehr BMW-Modelle damit ausgestattet, sodass ein Fehlen der Klappentechnik mittlerweile schon fast undenkbar ist. Bei den BMW M Modellen hat dieses Element zur Klanggestaltung allerdings bislang nur im BMW X5 M und X6 M Einzug gehalten, um den hier erstmals eingesetzten geräuschdämpfenden Turboladern ein wenig entgegenwirken zu können. Der jüngste Spross der BMW M GmbH darf somit seinen kernigen Turbo-Sound ohne Klappentechnik permanent durch seine vier 75 mm Endrohre gen Hintermann feuern. Moderne Abgasklappensysteme werden übrigens nicht mehr starr, sondern last- und drehzahlabhängig vom Motormanagement gesteuert.

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