Der Wind in der oberen Mittelklasse ist für Mercedes in den letzten Monaten spürbar rauer geworden: Die BMW 5er Limousine läuft gut und ist Weltmarktführer im Segment, dazu kommt eine neue Generation des Audi A6. Beide Modelle rauben der E-Klasse Kunden, weshalb man in Stuttgart nun reagiert und Motoren und Antriebsstrang grundlegend überarbeitet hat.
Alle Modelle werden ab sofort mit einer Start-Stopp-Funktion für den Stadtverkehr ausgerüstet und das Automatikgetriebe 7G-Tronic Plus steht nun auch für Modelle mit Vierzylinder zur Verfügung. Auch die letzten Ottomotoren wurden nun auf Benzin-Direkteinspritzung umgestellt, was sich an einer etwas höheren Motorleistung bei gleichzeitig reduziertem Verbrauch zeigt.
Neues Aushängeschild in Sachen Effizienz ist der E 350 BlueEfficiency, der trotz einer Motorleistung von 306 PS auf einen Normverbrauch von 6,8 bis 7,0 Liter kommt und somit zwischen 159 und 164 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert. Trotz dieser Sparsamkeit beschleunigt der V6 die E-Klasse in 6,3 Sekunden auf 100 km/h.
Der ebenfalls 306 PS starke BMW 535i kommt auf einen Normverbrauch von 8,4 Litern, ist aber auch etwas kürzer übersetzt und beschleunigt in 6,1 Sekunden auf 100 km/h. Der 535i ist auch mit dem Allradantrieb xDrive bestellbar und verfügt dann auch über die Achtgang-Automatik mit Start-Stopp-Funktion, weshalb er trotz höherem Gewicht und mehr Reibung im Antriebsstrang einen niedrigeren Verbrauch aufweist und sich mit 8,1 Litern begnügt. Wann der 535i auch ohne xDrive die aktuelle Variante des Getriebes erhält, war auch auf Nachfrage noch nicht zu erfahren. Ebenfalls in dieser Leistungsklasse spielt der Audi A6 3.0 TFSI quattro, der einen Normverbrauch von 8,2 Litern bietet.
Ebenfalls deutlich verbessert hat Mercedes den E 500 BlueEfficiency, der nun von einem V8 Biturbo mit 4.633 Kubikzentimetern Hubraum angetrieben wird. Er leistet 408 PS und bietet einen Normverbrauch von 8,9 Liter auf 100 Kilometer, ohne einen Verzicht bei den Fahrleistungen zu verlangen: In nur 5,2 Sekunden soll es von 0 auf 100 km/h gehen.
Audi bietet momentan noch keine vergleichbare Motorisierung für den A6 C7 an, bei BMW drängt sich der Vergleich mit dem 550i auf. Auch dieser verfügt über einen V8 Biturbo und mit 407 PS ist auch die Leistung beinahe identisch. Beim maximalen Drehmoment herrscht mit 600 Newtonmeter Gleichstand, die Fahrleistungen sollen mit 5,0 Sekunden beim Münchner aber etwas besser ausfallen. In Sachen Verbrauch liegt der Mercedes allerdings klar vorne, denn wie dem 535i fehlt auch dem 550i die im Normverbrauch besonders wichtige Start-Stopp-Funktion: Der Top-5er kommt auf einen kombinierten Verbrauch von 10,4 Liter.
Noch sparsamer als die erwähnten Modelle mit sechs und acht Brennkammern sind erwartungsgemäß die Vierzylinder in E 200 BlueEfficiency und E 250 Blue Efficiency. Während das 184 PS starke Basismodell je nach Getriebe und Ausstattung mit 6,5 bis 7,4 Liter auf 100 Kilometer angegeben wird, soll der nur mit Automatik erhältliche und 204 PS starke E 250 im Mittel 6,6 bis 7,0 Liter verbrauchen.
Außerdem hat Mercedes die Vierzylinder-Turbodiesel überarbeitet und bietet nun auch hier mit dem Wettbewerb vergleichbare Verbrauchswerte. Während der BMW 520d F10 mit 184 PS bereits seit vergangenem Sommer mit einem Normverbrauch von 4,9 Litern erhältlich ist, hat Audi diesen Wert für den 177 PS starken A6 2.0 TDI mit Frontantrieb ebenfalls angekündigt. Während der Verbrauch des BMW mit Automatikgetriebe – ohne Start-Stopp-Funktion – auf 5,2 Liter steigt, gibt Audi den 2.0 TDI Multitronic mit 5,0 Litern an.
Mercedes spricht beim E 220 CDI BlueEfficiency mit 170 PS ab sofort von einem Normverbrauch von 5,0 bis 5,3 Liter, mit Automatikgetriebe soll der Verbrauch zwischen 4,9 und 5,3 Liter liegen. Dieselben Zahlen gibt man in Stuttgart auch für den 204 PS starken E 250 CDI BlueEfficiency an. Das Basismodell E 200 CDI mit 136 PS kommt stets auf einen Verbrauch von 5,1 bis 5,4 Liter und ist somit auch nicht sparsamer als die stärkeren Varianten mit vier Zylindern.
Unterm Strich sieht man ein weiteres Mal, wie groß der Einfluss eines modernen Getriebes mit Start-Stopp-Funktion auf den Normverbrauch ist. Es ist davon auszugehen, dass auch bei BMW noch Spielraum bei den Verbrauchswerten besteht, wenn die aktuellste Version der Achtgang-Automatik von ZF endlich flächendeckend Verwendung findet. Unabhängig von dieser Thematik zeigt Mercedes, wohin der Weg auch in der oberen Mittelklasse geht: Aufladung und Vierzylinder bieten in den Augen von Traditionalisten zwar weniger Prestige als großvolumige Sauger, aber um die aktuellen und kommenden Vorgaben der EU zu erfüllen, führt an dieser Technik kein Weg vorbei.
(Bilder & Infos: Mercedes-Benz)