Neben ersten Bildern von der Launch-Party unter dem Motto “The Comeback” gibt es nun auch erste Interviews rund um die Rückkehr der britischen Traditionsmarke in den professionellen Motorsport. Zu Wort kommen dabei Ian Robertson, der Vorstand für Vertrieb und Marketing der BMW Group, sowie die beiden Fahrer Kris Meeke und Dani Sordo, die auf den Bildern auch mit ihren Beifahrern Paul Nagle und Carlo del Barrio zu sehen sind.
Zwar lässt sich die Performance des über 300 PS starken Allradlers momentan noch nicht einschätzen, aber die bisherigen Aussagen zeugen von jeder Menge Optimismus. Wir werden natürlich darüber berichten, wie MINI bei den geplanten sechs Einsätzen in der Saison 2011 abschneidet. Dass die Basis des Fahrzeugs nicht schlecht ist, konnte Andrea Navarra im technisch sehr ähnlichen MINI John Cooper Works S2000 bereits bei der Rally dell’Adriatico unter Beweis stellen und den ersten Rennsieg für MINI in der Saison 2011 holen.
Herr Robertson, MINI ist zurück im Motorsport. Was bedeutet dieser Schritt für die Marke?
Ian Robertson: “Mit unserem Engagement in der Rallye-Weltmeisterschaft kehrt MINI gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück. In den Anfangsjahren haben die Erfolge im Motorsport maßgeblich zum rasanten Aufstieg des MINI beigetragen. Die Menschen haben damals gesehen, dass dieser Kleinwagen nicht nur im Alltag eine gute Figur macht, sondern sich auch sportlich bewegen lässt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wir haben die Rallye-WM als Bühne gewählt, um auch die Sportlichkeit der aktuellen Generation von MINI Fahrzeugen unter Beweis zu stellen. Das Engagement stärkt zudem den MINI Markenkern ‚excitement’ sowie den Markenwert ‚energetic’ und unterstreicht die männliche Facette der Marke.”
Warum passt der Rallyesport zur Marke MINI?
Robertson: “Einerseits kann MINI auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Andererseits ist der MINI für Millionen von Fans rund um den Globus der Inbegriff von Spannung und begeistert mit einer ihm eigenen Energie. Genau die lässt sich im Rahmen unseres Motorsport-Engagements in der Rallye-Weltmeisterschaft authentisch und nachhaltig darstellen. Spannende Veranstaltungen, Höchstleistungen von Mensch und Maschine und natürlich möglichst viele Erfolgsmomente: Der Motorsport ist Emotion pur – ganz so, wie es der MINI für seine Anhänger ist.”
Wie sind die Aufgaben beim Engagement in der Rallye-WM verteilt?
Robertson: “MINI ist der Hersteller des Serienfahrzeugs MINI Countryman. Er ist die Basis für den MINI John Cooper Works WRC, der seit 2009 von Prodrive entwickelt wird. Zudem fungiert MINI als Teampartner. Der 1,6-Liter Turbomotor aus den MINI Serienfahrzeugen wurde von BMW Motorsport in München für die Verwendung in vielfältigen Rennserien entwickelt. Für den Einsatz der Autos sowie für die Produktion von Kundenfahrzeugen ist ebenfalls Prodrive verantwortlich.”
Mit welchen Zielen gehen Sie in die erste Saison 2011?
Robertson: “Wer in einer Weltmeisterschaft erfolgreich sein möchte, muss zunächst einen Erfahrungsschatz aufbauen und viel harte Arbeit leisten. Das werden wir gemeinsam mit unserem Partner Prodrive tun. Die Mannschaft von David Richards kennt sich in der Rallye- Weltmeisterschaft bestens aus, so dass wir auf einem sehr hohen Niveau beginnen. Mehrere Einsätze sind in diesem Jahr vorgesehen. 2012 bestreiten wir dann die komplette Saison. Natürlich möchten wir so schnell es geht konkurrenzfähig sein. Und ich bin optimistisch, dass uns das auch gelingen wird.”
Wann glauben Sie, Ford und Citroën den Titel streitig machen zu können?
Robertson: “Erfahrung ist im Motorsport ein ganz wichtiger Faktor. Deshalb ist es für uns unerlässlich, binnen kürzester Zeit so viel wie möglich zu lernen, um den Vorsprung unserer Konkurrenten wettzumachen. Aufgrund des neuen Reglements fällt dieser jedoch kleiner aus, als es zu einem anderem Zeitpunkt der Fall gewesen wäre. Ärgern möchten wir die Konkurrenz so schnell wie möglich. Seine eigene Leistungsfähigkeit kann man im Motorsport planen, einen Titelgewinn allerdings nicht. Man kann lediglich so hart wie möglich arbeiten, um seinem Ziel näher zu kommen. Und unser Ziel lautet, die WM zu gewinnen.”
Was zeichnet den MINI Countryman aus, auf dem der MINI John Cooper Works WRC basiert?
Robertson: “Der MINI Countryman ist ein Auto, das es so in der Geschichte von MINI noch nie gegeben hat. Als Crossover verbindet er das klassische MINI Konzept mit den Charakteristika eines Sports Activity Vehicle – in einem MINI, der weit über die Grenzen der urbanen Lebenswelt hinaus einsetzbar ist. Er ist der erste MINI mit Vierradantrieb, was ihn für den Einsatz in der Rallye-Weltmeisterschaft prädestiniert. Mit seinen vier Türen und vier Sitzen entspricht er dem Motto: MINI von außen, maxi von innen. Weil er ein richtiger MINI ist, ist der Countryman besonders kraftstoffsparend und emissionsarm.”
Was lässt sich MINI den Einsatz in der Rallye-Weltmeisterschaft kosten?
Robertson: “Die Kosten für die Entwicklung und den Einsatz eines Fahrzeugs in der Rallye-WM sind mit der Einführung des neuen Reglements signifikant gesunken. Wir gehen davon aus, dass die Kosten etwa 25 Prozent niedriger liegen, als es noch in den vergangenen Jahren der Fall gewesen wäre. Dies hat unsere Entscheidung für dieses Engagement maßgeblich beeinflusst. Der 1,6-Liter Turbomotor kann nicht nur in der WRC, sondern auch in vielen anderen Serien, wie etwa der Tourenwagen-WM im BMW 320 TC, verwendet werden. Zudem wirkt sich der Verkauf von Kundenfahrzeugen positiv auf die Gesamtkalkulation aus. Die WRC bietet MINI eine attraktive Plattform – und das bei überschaubaren Kosten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist exzellent.”
Kris, 2011 stehen ausgewählte WRC-Rallyes auf Ihrem Programm. Wird das ein ruhiges Jahr für Sie?
Kris Meeke: “Nein, ohne den absoluten Siegeswillen in eine Saison zu gehen, das führt zu nichts. Dann bräuchte man gar nicht anzutreten und könnte sich die ganze Sache sparen. In unserem speziellen Fall muss man aber ein wenig die Balance finden. Wir können den Titel nicht gewinnen. Trotzdem möchten wir allen zeigen, wie gut wir sind.”
Welchen Nutzen wird das MINI WRC Team aus den Einsätzen ziehen können?
Meeke: “Erfahrung unter Live-Bedingungen. Wir glauben zum jetzigen Zeitpunkt, dass wir schon recht gut unterwegs sind. Aber die Bestätigung gibt es erst, wenn wir gegen die Konkurrenz antreten. Wir müssen die Einsätze nutzen, um möglichst schnell auf den Stand der Dinge zu kommen. 2012 wird dann ein ganz wichtiges Jahr für uns. Dann werden wir auf der Basis einer vollen Saison bewertet. Die hohen Erwartungen spürt man jetzt schon – und wir nehmen sie gerne an.”
Spüren Sie auch den Druck, sich gegen Ihren Teamkollegen Dani Sordo durchsetzen zu müssen?
Meeke: “Wir fahren wir ja nicht Auto gegen Auto, wie man das zum Beispiel aus der Formel 1 kennt, wo auch schon mal teamintern gedrückt und geschoben wird. Im Rallysport ist das ganz anders. Da herrscht viel Respekt unter den Teams. Und wir fahren einzig und allein gegen die Uhr, nicht gegen andere Teams oder gar unseren Teamkollegen.”
Auf welche Rallyes freuen Sie sich am meisten?
Meeke: “Ich habe keinen Favoriten. Im Moment wünsche ich mir nur, dass es bald losgeht und wir die Entwicklung des Autos weiter vorantreiben.”
Dani, gemeinsam mit Ihrem Teamkollegen Kris Meeke lassen Sie die MINI Tradition im Rallyesport wieder auferstehen. Wie fühlt sich das an?
Dani Sordo: “Das ist eine tolle Sache, vor allem mit einer so erfahrenen Mannschaft wie dem MINI WRC Team. Mini hat in den 1960er Jahren schon einmal bewiesen, dass die Marke bedeutende Rallyes gewinnen und damit seine Fans begeistern kann. Und mein erster Eindruck im neuen Team ist, dass alle sehr hart daran arbeiten, möglichst ebenso erfolgreich zu werden.”
Was wird in dieser Saison die größte Herausforderung für MINI sein?
Sordo: “Wir möchten in diesem ersten Jahr in der WRC so viele Erfahrungen sammeln wie möglich, um dann im zweiten Jahr angreifen zu können. Nicht alle Rallyes zu fahren, fühlt sich für mich zwar im Moment noch ein wenig seltsam an, aber es ist nun einmal das erste Jahr in der WRC für uns. Wir möchten 2011 eine Menge lernen, um damit das Auto so schnell es geht an die Spitze heranführen zu können.”
Wie bereiten Sie sich auf die Saison vor?
Sordo: “In erster Linie geht es um das Auto. Alle technischen Einstellungen müssen verfeinert und auf jede Rallye abgestimmt werden. Das Auto macht bereits einen sehr guten Eindruck auf mich. Jetzt geht es um die Kleinigkeiten, die bei den Rallyes den Ausschlag geben. Ich selbst treibe viel Sport, um fit zu sein. Aber vorrangig geht es für mich darum, ein optimales Gefühl für das Auto zu bekommen.”
Wie lässt sich der MINI John Cooper Works WRC beschreiben?
Sordo: “Das Auto ist schon auf einem sehr weit entwickelten Stand. Wir haben vergleichsweise viel Platz im Cockpit, viel mehr als in meinem letzten Auto. Da hat das Team in der Entwicklung tolle Arbeit geleistet. Ich denke, dieses Auto ist kein Vergleich zum kleinen Classic Mini Cooper S, mit dem in den 1960ern die Rallye Monte Carlo gewonnen wurde.”
Das MINI WRC Team startet 2011 nicht bei allen Rallyes. Können Sie diese Saison deshalb lockerer angehen?
Sordo: “Nein, wir nehmen die Saison sehr ernst und bereiten uns wie für eine komplette Saison vor. Dieses Jahr werden wir uns anhand der Ergebnisse der einzelnen Rallyes mit der Konkurrenz vergleichen. 2011 ist ein Übergangsjahr, in dem das ganze Team Erfahrungen sammeln wird, um dann 2012 mit den besten Voraussetzungen an den Start gehen zu können.”
(Interviews & Bilder: MINI Motorsport)