In den USA gibt es häufig deutlich unterhaltsamere Werbung als in Deutschland, was schon allein an der Tatsache liegt, dass mit Vergleichen zwischen dem eigenen Produkt und dem diverser Wettbewerber weit lockerer umgegangen wird als hierzulande. Bei der folgenden TV-Werbung aus den USA handelt es sich zwar nur bedingt um vergleichende Werbung im eigentlichen Sinne, aber der Seitenhieb auf die Wettbewerber in der ALMS ist doch unüberhörbar.
Das Hintergundthema ist dabei die Problematik der sogenannten “Balance of Performance”, deren Ziel es ist, spannende Rennen für die Zuschauer zu realisieren. Für spannende Wettkämpfe ist es wenig hilfreich, wenn eine Marke klar dominiert und praktisch schon vor dem Rennen feststeht, wer den Sieger stellen wird. Daher wird mit Hilfe von diversen Eingriffen wie beispielsweise Gewichtsstrafen oder der Festlegung des maximalen Tankvolumens versucht, alle Spitzenteams auf ein vergleichbares Niveau zu bringen und so eine für den Zuschauer interessante Rennserie zu schaffen.
Wenn das Resultat der Mühe ist, dass das prinzipiell schnellste Auto mit knappem Vorsprung gewinnt, kann man an diesem Vorgehen wenig Kritk üben – der Beste hat gewonnen und für die Zuschauer war es so deutlich spannender. Wenn im Resultat aber ein Auto gewinnt, das ohne die Balance of Performance keinen Erfolg gehabt hätte, fühlen sich die anderen Hersteller nachvollziehbarerweise verschaukelt.
In den letzten Jahren hat das Prinzip der Balance of Performance dennoch einen Siegeszug rund um den Globus angetreten und es wird versucht, das Unmögliche möglich zu machen: In der Tourenwagen-WM WTCC fuhren bis vor kurzem nicht nur Fronttriebler gegen Hecktriebler, sondern auch Modelle mit 2,0 Liter-Turbodiesel gegen Modelle mit 2,0 Liter-Saugbenziner. 2011 fahren in der WTCC noch immer Fahrzeuge mit Vorderrad- gegen solche mit Hinterradantrieb, außerdem gibt es nun auch noch Fahrzeuge mit 1,6 Liter-Turbo-Benziner. Für den Zuschauer müssen all diese Konzepte auf ein ähnliches Niveau gebracht werden, damit er eine gute Show genießen kann.
Änlich sieht es auch bei den großen 24 Stunden-Rennen wie beispielsweise am Nürburgring aus. Bei letzterem hat in den letzten Jahren vor allem Porsche gelitten und wurde massiv eingeschränkt, damit die Wettbewerber wie der Audi R8 oder der BMW M3 GT2 mithalten können. Auch in der ALMS gibt es derartige Regeln und wer ein wenig zynisch an die Sache herangeht, könnte im Grunde völlig auf die arbeitsintensive Entwicklung eines konkurrenzfähigen Autos verzichten – entweder die Konkurrenz wird eingebremst oder das eigene Auto erhält diverse Vorteile, damit die Show stimmt.
Corvette hat diese Thematik nun in einem kurzen Spot untergebracht und damit die ganze Absurdität der Problematik auf den Punkt gebracht: Normalerweise muss man ein Auto stärker machen, um damit im Rennsport Erfolg zu haben. Im Fall der Corvette für die ALMS ist es aber so, dass die Motorleistung deutlich unterhalb des Topmodells ZR1 liegt, weil der serienmäßige Motor einfach zu stark für die ALMS wäre. In der Werbung wird wohlwollend verschwiegen, dass die Rennversion sich anderenorts stark vom Serienfahrzeug unterscheidet, aber dennoch handelt es sich um einen gelungenen Spot mit der augenzwinkernden Aussage: Wenn uns das Reglement nicht einbremsen würde, hätten Ferrari, Porsche und BMW keine Chance.