Lange Zeit schien es sich beim massiven Engagement in Sachen Kohlefaser für die Großserie um einen Alleingang von BMW zu handeln, aber in den letzten Monaten ist unübersehbar, dass BMW hier trotz vieler Unkenrufe mal wieder einen Trend gesetzt hat, dem andere Konzerne nun folgen müssen. Nachdem Mercedes-Benz eine Partnerschaft mit dem japanischen Carbon-Spezialisten Toray begründet und Audi sich mit der Voith GmbH zusammengetan hat, folgt nun der Audi-Mutterkonzern Volkswagen.
Interessant ist dabei, dass man sich in Wolfsburg offenbar nicht für die Voith GmbH als Partner begeistern konnte und stattdessen auf das gleiche Pferd wie die BMW Group setzt: VW hat dieser Tage 8,18 Prozent der Aktien von SGL Carbon erworben und damit von jener Firma, an der indirekt auch BMW beteiligt ist. Susanne Klatten hält mit ihrer Beteiligungsgesellschaft SKion 22,25 Prozent von SGL Carbon und auch die Voith Gruppe hält 5,12 Prozent der Aktien.
BMW bietet bereits seit vielen Jahren einige Carbon-Elemente zur Reduzierung des Fahrzeuggewichts seiner Sportmodelle an. Bereits der BMW M3 CSL der Generation E46 verfügte über ein Dach aus Kohlefaser, ähnliche Maßnahmen kamen auch beim BMW M6 Coupé E63 sowie beim aktuellen BMW M3 Coupé zum Einsatz.
Ab 2013 wird mit dem BMW i3 das erste Modell der neuen Submarke BMW i auf den Markt kommen. Die gesamte Fahrgastzelle wird bei diesem Fahrzeug aus Kohlefaser gefertigt, was für eine Reduzierung des Gesamtgewichts von rund 300 Kilogramm sorgen wird. Auch der für 2014 angekündigte BMW i8 wird zu großen Teilen aus Carbon gefertigt, um trotz der schweren Technik des Elektro-Antriebsstrangs ein geringes Fahrzeuggewicht zu erreichen.
Robert Koehler (Vorstandsvorsitzender der SGL Group): “Die SGL Group sieht die finanzielle Beteiligung von Volkswagen als Wertschätzung unserer langfristigen Aufbau- und Entwicklungsaktivitäten in neuen Werkstoffen und Technologien speziell im automobilen Leichtbau. Dazu zählen unter anderem carbonfaserbasierte Strukturbauteile, die bekannten Carbon-Keramik-Bremsscheiben sowie Komponenten für Lithium-Ionen Batterien, die eine wichtige Rolle in der Elektromobilität spielen werden.
Diese Beteiligung unterstützt die langfristige Intention der SGL Group zur Stärkung unserer Unabhängigkeit, eine kleine Gruppe von Ankeraktionären aufzubauen. Dazu gehören die bereits gemeldeten Stimmrechtsanteile von SKion und Voith. Die Übernahme der LBBW Anteile ist ein weiterer Baustein dieser Intention. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir den neuen Ankerinvestor.”
(Quelle: SGL Carbon / Bild: 2010 © SGL Group)