Anlässlich der sich anbahnenden Rückkehr von MINI in den Rallye-Zirkus hat die Marke auch ein Interview mit Dr. Wolfgang Armbrecht, dem Leiter MINI Brand Management, veröffentlicht. Dabei geht es nicht nur um MINI und die Wurzeln der Marke im Rallyesport, sondern auch um die konrekten Aussichten in der Weltmeisterschaft.
Es versteht sich von selbst, dass man zunächst auf die etablierten Marken Ford und Citroën aufholen muss und dass diese einen großen Erfahrungsvorsprung genießen. Andererseits hat man mit Prodrive einen erfahrenen Partner gewählt, der bereits mehrere Titel in der WRC feiern konnte und weiß, worauf es ankommt. In den letzten Jahren war Prodrive allerdings nur bedingt erfolgreich und die gesamte Rallye-Welt steht klar im Schatten von Seriensieger Sebastian Loeb. Dank des Reglement-Wechsels zur Saison 2011 hofft man dennochm einen guten Zeitpunkt für den Wiedereinstieg gefunden zu haben.
Herr Dr. Armbrecht, seit wann begeistert Sie der Motorsport?
Dr. Wolfgang Armbrecht: “Ich verfolge den Motorsport von Kindesbeinen an mit großer Begeisterung. Ich bin in einer ländlichen Gegend aufgewachsen und habe mich dem Thema über das Zweirad genähert. Mit 14 habe ich erste Trial-Erfahrungen gesammelt und bin später eine 500-ccm-Enduro gefahren. Etwa seit dieser Zeit verfolge ich ebenfalls den automobilen Rallyesport. Für mich ist das eine faszinierende Disziplin, in der Mensch und Material Höchstleistungen vollbringen.”
Was bedeutet das Rallye-Comeback für die Marke MINI?
Dr. Armbrecht: “In den 60er Jahren hat MINI die Rallye-Szene in Europa dominiert. Nicht nur die drei Triumphe bei der Rallye Monte Carlo sind hier zu nennen, sondern auch die Siege bei den 1000-Seen-Rallyes in Finnland. Mit dem WM-Engagement kehrt MINI zu seinen Wurzeln im Rallyesport zurück und verlängert diese lange Tradition in die Gegenwart.”
Wie groß ist das Interesse der MINI Kunden am Motorsport?
Dr. Armbrecht: “In der MINI Community gibt es im Wesentlichen zwei Interessengruppen. Einerseits sind es Menschen, die Spaß an modernem Lifestyle, an Innovationen und einem gewissen Pioniergeist haben. In der zweiten Gruppe sind solche Fans, die MINI Fahrzeuge und vor allem ihre hervorragende, dynamische Fahrweise schätzen. Im Rallyesport kommen diese beiden Gruppen zusammen. Wir werden den MINI Enthusiasten auch abseits der Piste eine Menge bieten. So planen wir beispielsweise ein Eventprogramm in unmittelbarer Start- und Zielnähe, das aus den Top-Veranstaltungen ein kleines MINI United macht.”
Das MINI WRC Fahrzeug spricht also jeden an, der sich für MINI interessiert?
Dr. Armbrecht: “Ganz richtig. Der MINI WRC besticht durch einen leistungsstarken 1,6-Liter Turbomotor aus dem Hause MINI, der von BMW Motorsport für den Einsatz im Rennsport vorbereitet wurde. Die daraus resultierenden Fahrleistungen, aber natürlich auch das optische Erscheinungsbild des Autos, sind beeindruckend. Der MINI WRC ist ein höchst innovatives Fahrzeug, bei dem nicht zuletzt die Farbgebung mit dem satten Rot auf die Rallye-Wurzeln von MINI hinweist und diese in die Zukunft transportiert. Und nicht zuletzt nutzt der MINI WRC auch unseren ALL4 Allradantrieb, der exzellent für den Rallyesport geeignet ist.”
Die Konkurrenz hat einige Jahre Erfahrungsvorsprung. Wie schnell holt MINI auf?
Dr. Armbrecht: “MINI hat mit Prodrive einen überaus erfahrenen Partner an der Seite. Die Kollegen in England waren und sind für die Entwicklung des MINI WRC verantwortlich. Zusammen mit dem MINI Turbomotor und dem Know-how der BMW Group in Sachen Motorsport ergibt das einen besonderen Mix an Eigenschaften, der uns schnell nach vorn bringen wird. Das Fahrzeug passt hinsichtlich seiner Technik und seiner Fahreigenschaften einfach bestens in den Rallyesport. Außerdem hat das MINI WRC Team hochkarätige Fahrer an Bord. Wir sind überzeugt, dass sie das Potenzial des Autos voll ausschöpfen werden.”
Welche Kriterien spielten bei der Fahrerauswahl eine Rolle?
Dr. Armbrecht: “Fahrerisches Können, technisches Verständnis und der absolute Wille zum Sieg waren die Merkmale, auf die wir besonders geachtet haben. Bei Kris Meeke und Dani Sordo wissen wir, dass sie diesen Anforderungen zu 100 Prozent entsprechen.”
Das Team bestreitet 2011 ausgewählte Rallyes. Was wollen Sie aus dem ersten Jahr in der WRC mitnehmen?
Dr. Armbrecht: “2011 ist für das MINI WRC Team ein Lehrjahr. Wir wissen, dass wir auf starke Wettbewerber stoßen. Von 0 auf 100 in so kurzer Zeit hochzufahren, ergibt wenig Sinn. Stattdessen braucht es einen vernünftigen Vorlauf, in dem man Erfahrungen sammeln kann. Das wird 2011 durch erste Einsätze unter Wettbewerbsbedingungen der Fall sein. 2012 folgt dann der harte Einsatz über die gesamte Saison. Wir werden die bei den einzelnen Rallyes gesammelten Daten ausführlich analysieren und in die Weiterentwicklung des Fahrzeugs einfließen lassen. Wir können also aus jedem Einsatz in 2011 wertvolle Rückschlüsse auf die Eigenschaften des MINI WRC sowie die Leistungen des Teams und der Fahrer ziehen.”