Wenn wir hier über Photoshop-Entwürfe berichten, dann machen wir das üblicherweise, weil sie uns einen guten Eindruck von kommenden Modellen zu geben versuchen. Selbstredend gelingt das nicht immer, weil zum Zeitpunkt der Erstellung natürlich noch nicht alle Details bekannt sind und daher an einigen Stellen Vermutungen angestellt werden müssen.
Bei den Entwürfen. die wir euch heute vorstellen, sieht die Situation etwas anders aus. Onur Dursun, auch bekannt unter dem Namen Duron, fand nämlich einfach nur großen Gefallen an der Formensprache des BMW 5er F10 und hat sich auf Basis der Limousine Gedanken darüber gemacht, wie ein besonders sportlicher Ableger dieses Fahrzeugs aussehen könnte. Naturgemäß entsteht dabei ein virtuelles Fahrzeug, das in gewisser Hinsicht an einen möglichen BMW M5 der Generation F10 erinnert, dennoch bleibt die Arbeit sehr individuell und unterstreicht die Kreativität des Zeichners.
Um euch nicht nur die Bilder präsentieren zu können, haben wir auch ein kurzes Gespräch mit Onur Dursun geführt, das uns an seine Motive und seine Arbeitsweise heranführt. Außerdem freuen wir uns, dass Onur Dursun im Fall von größerem Interesse bereit ist, auf spezielle Wünsche einzugehen und sein Fahrzeug auch in anderen Farben als den hier gezeigten zur Schau zu stellen.
Hallo Onur! An den Entwürfen sieht man schnell, dass Du Dich schon länger mit Photoshop auseinandersetzt. Wann genau hast Du damit angefangen, Autos am PC zu designen?
Onur Dursun: Meine erste Erfahrung machte ich mit Microsoft Paint, unmittelbar nachdem ich meinen ersten PC mit 13 Jahren bekam. Zunächst habe ich nur eingescannte Skizzen nachträglich koloriert, um etwas mehr Tiefe zu erhalten. Schon damals sehnte ich mich aber nach einer Software, mit der man virtuell Designs entwerfen kann. So stieß ich mit 14 Jahren auf den Klassiker Photoshop, aber dieses Programm konnte meine Erwartungen nur bis zu einem gewissen Punkt erfüllen. Ich wollte unbedingt eigene Formen gestaltenn und später die Möglichkeit haben, sie aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.
Wie muss man sich diese Arbeit vorstellen? Entwickelst Du zweidimensionale Bilder oder eher dreidimensionale Fahrzeuge, die Du dann aus allen Perspektiven betrachten kannst?
Onur Dursun: Der Prozess ist nahezu identisch zur Entwicklung eines Autos. Alles fängt mit einer Zeichnung an und führt bis zu einem 1:1 Modell aus verschiedensten Materialen. In diesem Fall jedoch, besteht nur das dreidimensionale Fahrzeug.
Ein solches Programm ist vermutlich schwierig zu bedienen. Hast Du professionelle Angebote genutzt, um die Funktionen zu erlernen?
Onur Dursun: Nein, ich habe mir meine Kenntnisse zum größten Teil selbst beigebracht. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich wenigstens die Basics beherrschte, aber Kurse habe ich keine besucht. Die einzigen Hilfsmittel waren kostenlose Tutorials aus dem Internet. In Zukunft möchte ich aber Kurse besuchen um meine Fähigkeiten zu erweitern und meine Projekte professioneller zu gestalten.
Wie lange arbeitet man an einem solchen Entwurf, bevor er vorzeigbar ist?
Onur Dursun: Es hängt grundsätzlich davon ab, wie gut man sich mit den Programmen auskennt. Natürlich kann man nach einiger Zeit deutlich effizienter und somit schneller arbeiten. Desweiteren hängt es vom gewünschten Detailgrad und der Genauigkeit ab. Möchte man alles bis zum letzten Detail sauber erarbeiten, so dauert es umso länger. In meinem Fall ist es so, dass ich heute mit jedem Projekt noch immer dazulerne. Das hier vorgestellte Projekt habe ich im Januar gestartet. Alle wichtigen Elemente, die auf den ersten Blick sichtbar sind, waren nach etwa drei Monaten fertig. Allerdings habe ich zunächst den normalen 5er nachmodelliert und erst im Sommer mit dem M5 begonnen.
Das heißt, Du hast schon lange vor den ersten verwertbaren Spyshots mit der Arbeit an Deiner M5-Interpretation begonnen. Hattest Du dabei das Ziel, das kommende Serienfahrzeug so exakt wie möglich abzubilden oder wolltest Du eher eine eigene Interpretation designen?
Onur Dursun: Mein Ziel war es, meine eigene Interpretation zu gestalten. Nachahmen ist für mich keine Kunst. Aber ich lege natürlich großen Wert darauf, dass meine Entwürfe zum Design der Marke passen. Auch der talentierteste Künstler, der grandios Zeichnen kann und tolle Ideen hat, muss diese Regel beachten. Das ist ähnlich wie beim Backen: Selbst die besten Zutaten kann man nicht wahllos zusammenwerfern sondern man sollte stets im Blick behalten, was zusammen passt und welche Kombinationen man vermeiden sollte. Hierfür benötigt man natürlich auch viel Erfahrung. Für mich zählt momentan vor allem, die Designsprache von BMW so gut wie möglich zu verstehen.
Ist es Zufall, dass Dein Entwurf einen BMW M5 zeigt oder hast Du eine besondere Beziehung zu BMW und der M5 Limousine?
Onur Dursun: Es ist definitiv kein Zufall. Ich bin nicht nur ein großer Fan von BMW, weil ich die Autos schön finde, sondern weil das Design von BMW mich und meinen Stil wiederspiegelt. Ich fühle mich aus diesem Grund zu BMW besonders hingezogen. Es ist durchaus ein emotionaler Moment, wenn ein schöner BMW an mir vorbeifährt – etwa so, als ob eine bildhübsche Frau vorbeiläuft. Man muss meiner Meinung nach eine emotionale Bindung haben, um das Beste aus sich herausholen zu können.
Können wir in absehbarer Zeit mit weiteren Entwürfen von Dir rechnen? Woran arbeitest Du aktuell?
Onur Dursun: Auf jeden Fall. Ein paar Sketchings zum BMW M6 Coupé F13 habe ich schon gemacht. Zunächst arbeite ich aber an einem völlig eigenständigen Konzept, sozusagen ein Flaggschiff meiner Arbeit. Da mir das Concept CS sehr zusagt, dachte ich vor genau einem Jahr darüber nach, eine Serienversion dieses Fahrzeugs zu entwerfen. Das Konzept habe ich “MSC” genannt, was für M Sport Coupé steht. Es handelt sich also um ein Fahrzeug, das auf dem Concept CS basiert und die typischen Gene der M GmbH in sich trägt.
Wie stellst Du Dir Deine berufliche Zukunft vor?
Onur Dursun: Ich möchte Transportation Design studieren und es ist mein Traum, eines Tages professionell Autos gestalten zu können.
(Bilder: Onur Dursun alias Duron für BimmerToday.de)