Mit BMW verbinde ich hauptsächlich den emotionalen Charakter.
Es lässt sich für Dritte schwer greifbar oder erklärbar machen, weshalb wir einen Moment zurückblicken und ausnahmsweise nicht auf die aktuellen Modelle und Entwicklungen achten wollen.
Die 80er Jahre nehmen heute den vordersten Platz bei den „Lieblingsjahrzehnten“ in der Wahrnehmung der Menschen ein. Musik, Kleidung… ein Lebensgefühl.
Genau so muss man die Marke BMW damals beschreiben: es wurden jährlich weniger als 450.000 Fahrzeuge gebaut, der Käuferkreis war fest in der Hand von Fans und überzeugten Fahrern. Einen 7er der ersten Baureihe fuhr man damals seltener im Anzug, lieber im Hemd. Man kann im Showroom Menschen sehen, die wie magisch jedes Fahrzeug im Vorbeigehen berühren, erfühlen.
Man war unter sich. Kaum jemand fuhr BMW. Und wenn, dann aus Überzeugung. Nicht, weil der Leasingfaktor 1.0 oder besser war. Oder weil der „krass“ ist. Oder weil man 3.000 Euro Nachlass bekam, um keinen A6 mehr zu fahren.
So sah BMW seinerzeit auch seine Kunden;
Die Leistungsfähigkeit eines BMW nutzen im wesentlichen Menschen, die das Autofahren mit der gleichen Aufmerksamkeit und Intensität betreiben, die sie allen Lebensbereichen zukommen lassen. Dass sie einen BMW eher als Ausdruck ihres Stils sehen als manches andere Automobil, liegt in der Natur der Sache.
Dieser BMW typische Stil wird…nicht zuletzt von einem individuellen Fahertyp getragen, dessen Anforderungen an ein Automobil über das Übliche ebenso weit hinausgehen, wie sich BMW Automobile von den Alternativen an der Spitze differenzieren.
(Prospekt des E28 – 1981)
Meine Gedanken kehren immer wieder in dieses Jahrzehnt zurück, in dem ich Freunde fürs Leben fand, die heute immer noch da sind, meine Musik lief und – jetzt komme ich zum Thema zurück – keinen Führerschein hatte, aber JEDEN Tag zu „meinem“ BMW Autohaus lief und durch die Geschäftsräume strich. Die Verkäufer mit Fragen und Prospekt-Betteleien belagerte, den Teileverkäufer nervte, mir die ersehnte Lederjacke billiger zu lassen und zu allem Überfluss die armen Menschen noch in ihrer Mittagspause in die nichtöffentliche Kantine verfolgte, um da ein hochheiliges BMW Mittagessen einzunehmen. Keiner sagte etwas. Auch nicht, wenn ich in der Werkstatt herumhing.
Ich habe es Anno 1985 z.B. geschafft, einen ganzen Vormittag in einem 745i Executive zu verbringen, der in der Ausstellung stand. 100.000 DEM. Oder ein Haus. Niemand hat mich rausgeschmissen. Erinnert ihr euch noch an die Porsche-Werbung mit dem Jungen im Autohaus – Das ist meine Geschichte.
Mein erstes Lehrlingsgehalt legte ich in Form einer M-Style Watch für 499,- DEM an. Läuft heute noch und sieht Besonders aus. Ein von den Eltern festgelegtes Geld wurde von mir quasi anstatt Studium in einen Neuwagen als Zweitfahrzeug neben einem 5er für uns investiert. Gekauft bei dem Verkäufer, der mir als Junge immer die Prospekte gab.
Ich wünsche mir sehr, dass jemand in München dies liest. Denn private Käufer – auch Fans – wie wir, tauchen in der heutigen Zeit offenbar nicht mehr auf dem Münchner Zielgruppen-Radar auf (sieht man vom 1er ab), während man im Beruflichen Umfeld umworben wird, dass man sich wundern kann. Doch die heute so umworbenen Kunden verbindet nichts mit der Marke im eigentlichen Sinne. Heute spielen die oben erwähnten Gründe die Hauptrolle.
Die „Joy“ Kampagne zeigt für mich, dass dies auch in München vielleicht erkannt wurde und die Marke wieder emotionalisiert werden soll. Nur so widersteht man Rabattschlachten – mit loyalen und treuen Kunden. Das, was den meisten heute wichtig ist, hat nicht zuletzt viele Autohäuser das Leben gekostet.
Wenn es gewünscht wird, wäre dies die Einleitung zu einer Reihe, in der ich auf diese – schönere – Zeit zurückblicke.
Wollt ihr noch mal einen M3 E30, 635CSi oder E30 Cabrio als Neuwagen in der Halle sehen?
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