Gestern Abend war offiziell, was seit vergangenem Freitag ohnehin fast jeder wusste: Die FIA hat die Entscheidung ihrer eigenen Stewards im japanischen Okayama rückgängig gemacht und die Zulassung der beiden BMW 320si GBS mit sequenziellem Getriebe zurückgenommen. Somit waren Augusto Farfus und Andy Priaulx in Okayama formal mit einem nicht regelkonformen Fahrzeug unterwegs, weshalb ihnen alle Punkte aus den beiden WM-Läufen abgenommen wurden.
Selbst von der theoretischen Chance auf den Titel für Andy Priaulx ist somit nichts mehr übrig und Chevrolet-Pilot Yvan Muller hat den Titel sicher, falls er nicht in Folge grober Unsportlichkeiten mit Punktabzügen aus Macau abreist, was praktisch auszuschließen ist. Entsprechend enttäuscht zeigt man sich bei BMW Motorsport, denn den beiden WM-Läufen in Macau fehlt damit erstmals in der WTCC-Geschichte der spezielle Reiz der Meisterschaftsentscheidung. Die Vorzeichen für ein weiteres Werks-Engagement von BMW in der WTCC sind durch die Entscheidung der FIA in Paris jedenfalls nicht besser geworden, eine endgültige Aussage wird BMW Motorsport aber vermutlich erst auf der Jahresabschlussfeier im Dezember treffen.
Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor): “Es ist eine Enttäuschung, dass zum ersten Mal kein BMW Pilot mit Titelchancen zum Finale der Tourenwagen-Weltmeisterschaft reist. Die Fans hätten ganz sicher eine spannende Entscheidung in Macau erlebt. So treten wir auf dem Guia Circuit mit dem Ziel an, die Saison mit guten Einzelergebnissen abzuschließen. Das Urteil des FIA Berufungsgerichts kam für uns unerwartet. Die Stewards in Okayama hatten den Einsatz des BMW 320si GBS mit sequenziellem Getriebe gestattet und damit unsere Auslegung des Regelwerks bestätigt. Zudem waren bereits in den vier vorangegangenen Rennveranstaltungen von der FIA abgenommene BMW 320si GBS Fahrzeuge im Einsatz. Dass diese Entscheidung nun nachträglich revidiert wurde und wir damit die in Japan gewonnenen Punkte verlieren, kam für uns mehr als überraschend. Wir nehmen jedoch die Entscheidung der FIA an und gratulieren Chevrolet und Yvan Muller zum Titelgewinn.”
Bart Mampaey (Teamchef): “In Macau erwartet uns wie in jedem Jahr eine große Herausforderung. Es ist eine Strecke der Extreme: Dort erreichen die Autos nach Monza die höchsten Geschwindigkeiten des Jahres, die Melco-Haarnadel ist zugleich die langsamste Kurve im Rennkalender der WTCC. Dass unsere Fahrer in Macau gut zurechtkommen, haben sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Natürlich sind wir sehr enttäuscht, dass wir keine Gelegenheit mehr haben, um den Titel zu kämpfen. In Macau wäre alles möglich gewesen. Glückwunsch an Chevrolet und Yvan Muller.”
Augusto Farfus: “Der Guia Circuit in Macau ist der Traum eines jeden Rennfahrers. Die Strecke ist extrem anspruchsvoll. Jeder kleinste Fehler kann in den Leitplanken enden. Wenn einem dort jedoch eine schnelle Runde gelingt, dann ist das ein ganz besonderes Gefühl. Ich werde in Macau noch einmal voll angreifen und bin fest entschlossen, das Jahr mit einem guten Resultat abzuschließen.”
Andy Priaulx: “Es ist enttäuschend, die WM auf diese Weise zu verlieren. Dennoch geht mein Glückwunsch an Yvan Muller. Er hat in diesem Jahr tolle Arbeit geleistet und war enorm konstant. Statt um den Titel werden ich in Macau nun darum kämpfen, die bisher für mich erfolgreich verlaufene Saison mit einem weiteren Top-Ergebnis zu beenden. Macau hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich habe dort drei WM-Titel gewonnen und war bereits von diesem Ort fasziniert, als ich zu Formel-3-Zeiten dort gefahren bin. Die Strecke ist einzigartig.”