In seiner Rede anlässlich der Präsentation des Quartalsbericht zum dritten Quartal 2010 hat der Vorsitzende des Vorstands der BMW AG, Dr. Norbert Reithofer, wie üblich auch einige Ankündigungen für die Zukunft gemacht. Dabei bestätigte er das Ziel, im Jahr 2010 mehr als 1,4 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen und damit der weltweit erfolgreichste Premiumhersteller zu bleiben.
Interessanter sind allerdings die Ankündigungen zu den Themen Hybrid und Frontantrieb. Reithofer kündigt an, dass es für kleinere Modelle “unterhalb der 3er-Reihe” auch Frontantrieb geben wird. Während sicher ist, dass der 2011 kommende BMW 1er der Generation F20 weiterhin mit Heckantrieb angeboten wird, stellt sich hier zumindest die Frage nach der Generation, die voraussichtlich im Jahr 2018 auf den F20 folgen wird. Denkbar ist, dass BMW nur noch die Varianten Coupé und Cabrio mit Heckantrieb ausstattet und dann als 2er-Reihe vermarktet, während die sonstigen 1er-Ableger mit Frontantrieb auskommen müssten.
Andererseits kann Reithofer aber auch nur die neuen BMW-Modelle gemeint haben, die ab dem Jahr 2013 oder 2014 auf Basis der neuen MINI-Plattform erscheinen sollen. Diese neue Plattform soll sich sowohl für Frontantrieb als auch für den Allradantrieb xDrive eignen und die BMW Group im besonders wachstumsträchtigen Kleinwagen-Segment noch stärker aufstellen.
Interessant ist auch, dass Reithofer schon heute eine Hybrid-Variante des BMW 3er F30 ankündigt, der erst im Jahr 2012 auf den Markt kommen wird. Ab 2011 soll außerdem die Serienversion des BMW 5er ActiveHybrid erscheinen, die bereits als Concept Car vorgestellt wurde. Auch die kleineren Modellreihen sollen künftig von der Hybridisierung profitieren, die bisher nur den Oberklasse-Fahrzeugen 7er und X6 vorbehalten war. Hierzu soll die jüngst ausgebaute Kooperation mit dem französischen PSA-Konzern beitragen.
Die komplette Rede im Wortlaut:
Guten Morgen, meine Damen und Herren!
Die BMW Group ist auf dem Weg, ihre Ziele für das Geschäftsjahr 2010 zu erreichen.
Das belegen die Kennzahlen der ersten neun Monate:
- Mit über einer Million ausgelieferten BMW, MINI und Rolls-Royce haben wir den Vergleichswert des Vorjahres um 13 Prozent übertroffen. Wir profitieren von unserem jungen Portfolio mit attraktiven Modellen. Auch im vierten Quartal dürften unsere Auslieferungen im zweistelligen Prozentbereich zulegen.
- Der Absatz bei BMW Motorrad erhöhte sich um
16,9 Prozent auf über 81.500 Einheiten.- Im Konzern haben wir ein positives Ergebnis vor Steuern von über 3,1 Milliarden Euro erreicht.
- Der Überschuss beträgt mehr als 2 Milliarden Euro.
Die Stimmung in vielen Märkten, einschließlich der Nachfrage nach Premiumautomobilen, ist derzeit positiv.
Trotzdem bestehen weiterhin Unwägbarkeiten und Unsicherheiten in Bezug auf eine dauerhaft tragfähige wirtschaftliche Erholung. Experten bestätigen das.
Die Märkte entwickeln sich sehr unterschiedlich. Risiken für eine volatile Entwicklung sind weiterhin vorhanden.
Auf der letzten Telefonkonferenz hatte ich Ihnen gesagt:
Wir agieren global. Wir streben ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Europa, Asien und Amerika an.
- Das entspricht unserer langfristigen Ausrichtung.
- Das macht uns robuster gegenüber Marktschwankungen.
- Damit stellen wir uns auf die Dynamik wichtiger Automobilmärkte ein, um langfristig an diesem Wachstum zu partizipieren – gemäß unserem Grundsatz: Die Produktion folgt dem Markt. In den ersten neun Monaten 2010 sind unsere Verkaufszahlen in Asien, den USA und Europa gestiegen.
Vier Beispiele:
1. Indien: In Chennai haben wir die Kapazität von 3.000 auf 5.400 Einheiten erhöht. Ab Dezember montieren wir dort neben Limousinen der BMW 3er und 5er Reihe auch den BMW X1. Gleichzeitig erweitern wir das Vertriebsnetz auf 22 Händlerbetriebe bis Ende 2011.
2. China: Der Baubeginn für unser neues Werk in Tiexi ist erfolgt. Wir erhöhen dadurch ab 2012 unsere Kapazitäten vor Ort um 100.000 Einheiten pro Jahr. Langfristig sind in den beiden Werken Tiexi und Da Dong 300.000 Einheiten pro Jahr möglich. Zusammen mit unserem Joint-Venture Partner investieren wir 560 Millionen Euro. Wir schaffen rund 1.000 Arbeitsplätze.
3. USA: Spartanburg ist unser Kompetenzzentrum für BMW X Modelle. Neben BMW X5 und X6 fertigen wir dort seit September auch den neuen X3 exklusiv für den Weltmarkt. Zu diesem Zweck haben wir die Kapazität auf 240.000 Einheiten pro Jahr erhöht. Spartanburg baut damit mehr Fahrzeuge als das BMW Werk in München. In diese Werkserweiterung haben wir 750 Millionen Dollar investiert. 1.600 neue Mitarbeiter werden eingestellt.
4. Deutschland: Auch an unserem Heimatstandort engagieren wir uns. Das gilt in besonderer Weise für Zukunftstechnologien wie die Elektromobilität. Unser Megacity Vehicle bauen wir in unserem jüngsten Werk mit sehr flexiblen Strukturen in Leipzig. Für uns ist das ein klares Bekenntnis zum Hightech-Standort Deutschland mit seinen hoch qualifizierten Mitarbeitern. Zum Produktionsverbund der Karbonfaser-Karosserie des Megacity Vehicle zählen auch die bayerischen Standorte Landshut und Wackersdorf. Mit unserem Joint-Venture Partner SGL Carbon errichten wir in der Nähe von Seattle in den USA ein gemeinsames Karbonwerk. Im ersten Schritt investieren wir dort 100 Millionen Dollar.
All das zeigt:
Wir haben 2010 weiter in unsere Zukunft investiert.
Das gilt auch für unsere Modelle.
- Seit September ist der neue 5er Touring erhältlich; bei der 5er Limousine ist nun auch die Allradversion verfügbar sowie die Langversion für China.
- Ende des Jahres folgt der neue BMW X3 in den ersten Märkten. Zum ersten Mal kommt hier die Auto Start Stop Funktion in Verbindung mit einem Sechszylinder-Motor und Achtgang-Automatik-Getriebe zum Einsatz.
- Der MINI Countryman ist seit September verfügbar. Das neue Mitglied der MINI Familie zeigt: MINI wird seine Fans immer wieder mit innovativen, originellen Ideen begeistern.
- Bei Rolls-Royce hat der Ghost unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Per September haben wir bereits über 1.700 Modelle des Ghost und des Phantom ausgeliefert.
Wir setzen die Erneuerung unserer Modellpalette fort.
Dazu zählen auch weitere Hybrid-Angebote wie die neue BMW 5er Limousine mit Hybridantrieb ab 2011. Auch bei der nächsten Generation BMW 3er wird es Hybridvarianten geben.
In unserer Strategie Number ONE haben wir 2007 beschlossen:
Wir wollen weiter wachsen – in den großen wie den kleinen Produktsegmenten des Premiummarktes.
Als erster Hersteller überhaupt haben wir Premium im Kleinwagensegment etabliert.
MINI ist hier seit fast einem Jahrzehnt unangefochten Vorreiter und Trendsetter. Andere Hersteller versuchen nun, diesem Beispiel zu folgen.
Wir wollen künftig noch stärker am Wachstum im Kleinwagensegment teilhaben.
Deshalb werden wir auch kleinere BMW Modelle – unterhalb des BMW 3er – mit Frontantrieb anbieten.
Auch bei diesen Fahrzeugen mit Frontantrieb können sich unsere Kunden künftig für Hybrid entscheiden.
Dazu erweitern wir die strategische Zusammenarbeit mit PSA:
Gemeinsam treiben wir die Entwicklung und Produktion von Komponenten für die Hybridtechnologie für Frontantrieb voran. Durch den gemeinsamen Einkauf erzielen wir zusätzliche Skaleneffekte.
Konkret handelt es sich um E-Motoren, Hochvoltspeicher und die Leistungselektronik, die das Zusammenspiel von Batterie und Elektromotor regelt.
In der Hybridisierung sehen wir einen Zwischenschritt auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität.
Das erste rein elektrische Großserienfahrzeug der BMW Group kommt 2013 auf den Markt.
Entscheidend ist: Auch beim Elektroantrieb werden wir unseren Kunden Dynamik und Freude am Fahren bieten.
Anders als alle bisherigen elektrisch angetriebenen Fahrzeuge ist das Megacity Vehicle im Purpose Design konzipiert.
Das bedeutet:
- Es ist voll und ganz auf die Anforderungen des Elektroantriebs ausgerichtet.
- Es besitzt eine einzigartige Fahrzeugarchitektur aus Life- und Drive-Modul.
- Das Life-Modul besteht aus neuen Werkstoffen wie karbonfaserverstärktem Kunststoff.
Bei der Produktion des Megacity Vehicle – wie bei all unseren Fahrzeugen auch – gehen wir sparsam mit Ressourcen um.
Wir waren die Ersten, die den Begriff Premium um die Komponente Nachhaltigkeit ergänzt haben. Mit Erfolg:
Im September wurde unser Unternehmen vom Dow Jones Sustainability Index erneut zum nachhaltigsten Automobilhersteller der Welt gekürt. Außerdem sind wir das einzige deutsche Unternehmen unter den 19 Branchenführern.
Meine Damen und Herren,
aufgrund der guten Geschäftsentwicklung in den vergangenen neun Monaten gehen wir für das Gesamtjahr 2010 davon aus:
- Wir werden über 1,4 Millionen Automobile verkaufen und den Absatz des Vorjahres um mehr als 10 Prozent steigern.
- Wir werden ein deutlich höheres Ergebnis vor Steuern im Konzern erzielen als 2009.
- Wir werden eine EBIT-Marge im Segment Automobile von über 7 Prozent erzielen.
Unsere langfristigen Profitabiliätsziele für 2012 gelten unverändert.
Wir gehen unseren BMW Weg konsequent weiter.
Ende dieses Monats ist es 50 Jahre her, seit Herbert Quandt mit seinem Einstieg unserem Unternehmen die Eigenständigkeit gegeben hat.
Diesem Erbe fühlen wir uns verpflichtet.
Die BMW Group steht für Innovation.
Die BMW Group steht für Zukunftsfähigkeit.
Die BMW Group steht für Erfolg.
Vielen Dank!