Auf völlig nasser Strecke in Okayama konnte BMW-Pilot Andy Priaulx seine hervorragende Ausgangsposition nicht nutzen, stattdessen dürfte Chevrolet-Pilot Yvan Muller der Titel nun kaum noch zu nehmen sein. Während Priaulx im ersten Lauf den zweiten Platz hinter Robert Huff belegte, konnte er sich kaum von Muller absetzen, der auf dem dritten Platz landete. Augusto Farfus holte auf dem vierten Platz einige Zähler und auch Privatfahrer Colin Turkington auf dem sechsten Rang komplettierten ein eigentlich gutes BMW-Ergebnis, über das man sich aber nur bedingt freuen konnte.
Blieb die Hoffnung auf einen starken zweiten Lauf, aber hier kam alles noch schlimmer: Zunächst verhinderte ein Start hinter dem Safety Car, dass die BMW ihren Vorteil beim stehenden Start ausspielen konnten. Schon in der Anfangsphase verlor Andy Priaulx dann beim Anbremsen einer Kurve die Kontrolle über seinen BMW 320si WTCC – wohl eine Folge eines Ausfalls der Servolenkung, was das Abfangen des Drehers praktisch unmöglich machte – und landete im Kiesbett. Auch der dritte Titelkandidat, Gabriele Tarquini im Seat Leon TDI, landete ein paar Runden später in Führung liegend im Reifenstapel. Auch wenn Augusto Farfus den zweiten Lauf vor Colin Turkington gewinnen konnte, sind die WM-Chancen für Priaulx nun beinahe auf Null gesunken.
Der Zweite der Gesamtwertung hat bei 50 noch zu vergebenden Punkten 37 Zähler Rückstand. Für Macau gibt es nun praktisch nur noch eine Möglichkeit: Beide Läufe müssen gewonnen werden, da eine Nullnummer von Yvan Muller sehr unwahrscheinlich ist. Ebenso unwahrscheinlich ist es freilich, dass Priaulx in Macau beide Läufe gewinnen kann, denn das Überholen ist auf dem Stadtkurs keine einfache Übung.
Rein theoretisch würden auch ein Sieg und ein vierter Platz genügen, wenn Muller in beiden Runden keine Punkte holt, denn Priaulx führt nach Siegen schon vor Macau mit sechs zu drei. Zwar ist beim Saisonfinale immer alles möglich, aber wirkliche Chancen braucht sich der mehrfache Weltmeister Priaulx nicht mehr ausrechnen.
Bart Mampaey (Teamchef): “Wann immer wir in Japan antreten, haben wir es mit schwierigen Wetterbedingungen zu tun. Das war auch heute so. Unser Hauptproblem war, dass die Vorderreifen im Regen einige Runden brauchen, ehe sie auf Temperatur waren. Bis dahin konnten unsere Konkurrenten jedoch in mehreren Fällen an uns vorbeiziehen. Das hat es sehr schwierig gemacht.
Andy konnte mit einer starken Leistung im ersten Lauf den zweiten Platz erringen. Angesichts der WM-Situation hat er dann in Rennen zwei voll angegriffen. Bei diesen schlechten Verhältnissen ist er dann allerdings ins Kiesbett gerutscht, was uns im Titelkampf natürlich zurückwirft.
Augusto konnte sich in den ersten Runden von Lauf zwei aus dem Getümmel herausgehalten und ist dann Schritt für Schritt nach vorn gekommen. Es freut mich sehr für ihn, dass er seinen ersten Saisonsieg erringen konnte. An beiden Autos hat das Team zwischen den Rennen umfangreiche Reparaturarbeiten durchführen müssen. Die Crew hat dabei fantastisch gearbeitet und sich ein Extralob verdient.”
Augusto Farfus: “Es ist fantastisch, dass es endlich mit meinem ersten Sieg in diesem Jahr geklappt hat – und das bei diesen wirklich schwierigen Bedingungen. Die Verhältnisse waren heute noch anspruchsvoller als bei meinem Sieg im vergangenen Jahr. Die Pace unseres Autos war auch im Regen gut, allerdings hat es ein paar Runden gedauert, bis die Reifen auf Temperatur waren. Es hat dennoch gereicht, und ich bin natürlich mit meinem Ergebnis sehr zufrieden.”
Andy Priaulx: “So habe ich mir den Ausgang dieses Wochenendes nach dem erfolgreichen Qualifying natürlich nicht vorgestellt. In Rennen eins lief alles nach Plan. Ich konnte Rob Huff bei diesen Bedingungen nichts entgegensetzen, mich aber zumindest vor Yvan Muller halten.
Im zweiten Lauf wusste ich nach unseren technischen Problemen in der Pause, dass es deutlich schwieriger werden würde. Ich habe einen Fehler gemacht und schied aus. Glückwunsch an Augusto, er hat eine starke Leistung gezeigt. Ich liege nun in der WM ein großes Stück hinter Yvan. Aber ich werde in Macau dennoch bis zur letzten Runde kämpfen.”
Colin Turkington: “Heftigen Regen bin ich aus Großbritannien ja gewöhnt, aber hier waren die Bedingungen wirklich extrem schwierig. Das Wichtigste war, kein unnötiges Risiko einzugehen. Es fühlt sich toll an, wieder auf dem Podium zu stehen.”