Das Jahr 2010 bietet für BMW einigen Grund zum Feiern. Nicht nur der BMW M3 feiert seinen 25. Geburtstag, auch der erste BMW mit Allradantrieb ist im Jahr 1985 vom Band gelaufen. Während der Allradantrieb damals noch eine Seltenheit war, treibt heute jedes vierte Fahrzeug von BMW alle vier Räder an. Maßgeblichen Anteil daran haben die erfolgreichen X-Modelle X1, X3, X5 und X6, aber auch in fast allen anderen Baureihen hat sich xDrive einige Beliebtheit erarbeitet.
Von Anfang an ging es dabei nicht nur um ein Plus an Traktion, sondern auch um eine Steigerung der Fahrdynamik. Daran hat sich seit dem auf der IAA 1985 vorgestellten BMW 325i Allrad nichts geändert, nur sind die technischen Möglichkeiten heute durch die Verknüpfung des Allradsystems xDrive mit dem integrierten Chassis-Management (ICM) deutlich größer geworden. Damals wurde das Antriebsmoment noch im festen Verhältnis von 37 zu 63 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, heute erfolgt diese Verteilung dynamisch und bedarfsgerecht, weshalb sie einen großen Beitrag zur Fahrsicherheit leistet.
Als der BMW 325i Allrad der Generation E30 im Jahr 1985 auf den Markt kam, war sein trotz Allradantrieb und den damit verbundene Viscosperren im Zentral- und Hinterachsgetriebe funktionstüchtiges Antiblockiersystem (ABS) noch eine Besonderheit. Als der 3er mit vier angetriebenen Rädern ab 1988 auch als Touring angeboten wurde, war die Modellbezeichnung bereits zu BMW 325iX geändert worden. Beide Modelle zusammen kamen bis 1993 auf 30.000 Einheiten und waren somit durchaus erfolgreich.
Ab 1991 bot BMW den Allradantrieb auch in der 5er-Reihe E34 an, die im BMW 525iX eingesetzte Version war aber bereits deutlich weiter entwickelt. Schon damals gab es eine variable Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Zu diesem Zweck wertete das Steuergerät des Allradsystems die Daten des Antiblockiersystems, der Motorsteuerung und der Bremsanlage aus und passte die Verteilung der Antriebskraft dann mit Hilfe elektronisch geregelter Sperren für die Differenziale des Verteiler- und Hinterachsgetriebes an die Fahrsituation an.
Im Normalfall wurde die Kraft im Verhältnis 36 zu 64 Prozent auf die Vorder- und Hinterräder verteilt. Obwohl der BMW 525iX in einem Vergleichstest mit anderen Allradfahrzeugen hervorragend abschnitt -gelobt wurden das neutrale, auch unter schwierigen Bedingungen leicht beherrschbare Fahrverhalten – führte er eher ein Nischendasein und fand in Form von Limousine und Touring bis 1995 rund 10.000 Kunden.
Zum großen Durchbruch für die Allradtechnik bei BMW führte dann aber die Einführung des ersten Sports Activity Vehicles, wie Geländewagen von BMW seit jeher heißen. Der 1999 eingeführte BMW X5 E53 bestach vor allem mit seiner Fahrdynamik, die in seinem Umfeld einmalig war. Beim E53 wurden die Kräfte normalerweise im Verhältnis 38 zu 62 Prozent verteilt, auch hier erfolgte die Verteilung aber bedarfsgerecht und angepasst an die jeweilige Situation.
Erstmals in einem BMW wurde der Allradantrieb hier auch mit einem Reihensechszylinder-Diesel sowie einem V8-Benziner kombiniert. Das Konzept des BMW X5 wurde seitdem von vielen Herstellern übernommen und geländegängige Fahrzeuge mit hoher Fahrdynamik auf Asphalt sind heute nicht länger die Ausnahme, sondern erklärtes Ziel fast aller Hersteller. Der Begründer dieses Segments fand im Jahr 2005 seinen 500.000. Kunden und übertraf die Erwartungen damit deutlich.
Im Herbst 2000 und damit relativ bald nach der Einführung des ersten BMW X5 hielt das für die neue Umgebung angepasst Allradsystem auch Einzug in die 3er-Reihe E46. Sowohl die Limousine als auch der Touring waren als Sechszylinder-Benziner und -Diesel mit vier angetriebenen Rädern erhältlich. Von den Modellen 325ix, 330ix und 330dx wurden bis zum Produktionsende im Jahr 2005 120.000 Einheiten verkauft.
Technisch erfolgte der nächste Meilenstein mit der Einführung des BMW X3 E83 im Jahr 2004. Das System trug nun den Namen xDrive und bot als wesentliches technisches Merkmal eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung. Durch die Vernetzung mit dem Stabilitätsprogramm DSC kann xDrive auch die Daten der DSC-Sensoren nutzen und in die Berechnungen für die ideale Kraftverteilung einfließen lassen. Von der ersten Generation des BMW X3 wurden nicht weniger als 610.000 Einheiten verkauft und die zweite Generation (F25) bringt alle Anlagen mit, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Für eine noch dynamischere Ausprägung ist seit 2008 der BMW X6 verantwortlich, denn hier wird xDrive mit der Dynamischen Performance Control (DPC) kombiniert. DPC ermöglicht eine variable Kraftverteilung zwischen linkem und rechtem Hinterrad und trägt so in Kurven zu einem verstärkten Einlenkmoment bei. Im Gegensatz zu günstigeren elektronischen Systemen wird bei DPC nicht das kurveninnere Rad gebremst, sondern das kurvenäußere Rad beschleunigt. Die gesamte Kraft des Motors wird somit in Vortrieb verwandelt und nicht in ungenutzte Wärme umgewandelt.
Seit 2009 offenbart xDrive sein gesamtes fahrdynamisches Potential in BMW X5 M und BMW X6 M. Das Allradsystem wurde hier für noch mehr Fahrdynamik ebenfalls mit der Dynamic Performance Control ausgestattet und zudem noch stärker auf den Asphalt-Einsatz optimiert.
Ebenfalls im Jahr 2009 rundete der BMW X1 E84 das Angebot an X-Modellen nach unten ab. Zudem sind mittlerweile zahlreiche Varianten der 3er-, 5er- und 7er-Reihe mit xDrive erhältlich und erhalten so noch mehr Traktion auf Untergründen mit niedrigen Reibwerten.
In unserer Galerie findet ihr einige Bilder zu den wichtigsten Meilensteinen der Allradhistorie von BMW: