Genau vor einem Jahr wurde der Nachfolger des intern E67 genannten BMW 7er der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Kenner weiß, was sich hinter diesem Kürzel verbirgt: Die gepanzerte Variante der 7er-Reihe E65 trägt aufgrund der umfangreichen Modifikationen eine eigene E-Nummer. Ziel der Neuentwicklung war die deutliche Erhöhung der Sicherheitsklassifizierung, die mit den Schutzklassen B7 bzw. B9 (nichttransparente Teile) voll erfüllt wurde (Der Vorgänger erreichte “nur” die Schutzklassen B6/B7).
Im Normalfall hat man keine Gelegenheit, einem solchen Fahrzeug näher zu kommen, daher sind ein paar persönliche Eindrücke für den einen oder anderen Technik-affinen möglicherweise interessant. Über die Raffinessen sei auch nur soviel verraten, wie der Hersteller selbst der Öffentlichkeit preisgibt, denn ein solches Fahrzeug lebt natürlich in erster Linie von seiner Unauffälligkeit und der Tatsache, dass einige Leistungsmerkmale im Verborgenen bleiben. Aus diesem Grund können leider auch keine Detailaufnahmen des realen Testexemplars veröffentlicht werden.
Das Fahrzeug ist für den unbedarften Passanten zunächst nicht als “Panzer”, wie die Sonderschutzfahrzeuge umgangssprachlich heißen, erkennbar. Erst auf den zweiten Blick nimmt man die dickeren Scheiben wahr. Etwas prominenter nimmt der Standartenhalter (Option) seinen Platz an den Kotflügeln ein. Blaulicht, Lautsprecher, Mikrofone und Funkanlage sind verdeckt verbaut.
Nach dem Griff zum Türöffner aber enden dann die Gemeinsamkeiten zum zivilen 7er merklich. Aufgrund ihres hohen Gewichtes hilft die Technik mit, die Türen leicht zu öffnen und wieder zu schließen.
Im Inneren fallen abgesehen von einer großzügig bestückten Schalttafel unterhalb des Klimabedienteils und des geänderten Dachbedienungsmoduls keine Unterschiede ins Auge. Mit den Bedienelementen steuert man die Sonderfunktionen wie z.B. eine Wechselsprechanlage, eine Überfallalarmanlage oder die Feuerlöscher. Auch lässt sich eine eigene Atemluftversorgung einschalten, die in Gefahrensituationen mittels Sensoren auch autark agiert.
In der Mittelkonsole findet sich anstelle des Ablagefaches eine Halterung für 2 MP5 Maschinenpistolen.
Der 4,4 Liter V8 des 750i liefert angegebene 407 PS und soll das Fahrzeug in 7,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Da das Leergewicht in den Kommentaren zum Launch des Fahrzeugs ein Thema war, sei hier gesagt, dass der 750LiS rund 3.450 Kilogramm wiegt und eine Zuladung von ca. 400 Kilogramm hat.
Der 7er lässt sich beim Anfahren nicht anmerken, welches Gewicht er bewegen muss. Der V8 zieht kräftig an und beschleunigt das schwere Fahrzeug mühelos. Auch auf der Autobahn hat der Security keine Probleme, alle Geschwindigkeiten mitzugehen. Ab hier wird es aber etwas problematisch: wer ungeübt in so einem Fahrzeug unterwegs ist, wird es unter Umständen nicht mehr heil nach Hause bringen.
Bereits an der ersten Kreuzung merkt man, welche Kräfte Massen aufbauen. Hier heißt es bedächtig und vorausschauend fahren. Vorausschauen sollte man unbedingt auch auf der Autobahn. Hat der Panzer erst einmal Fahrt aufgenommen, will er zeitig gebremst werden. Nicht umsonst fahren Behörden Sicherheitsfahrzeuge in Kolonne mit Begleitfahrzeugen, die nicht nur für Abschirmung sorgen, sondern auch vor unliebsamen Ausscherern Schutz bieten.
Bei einem 750LiS in voller Fahrt sollten sich die üblichen Verdächtigen hüten, noch „schnell mal eben“ rauszuziehen. Die Folgen für unaufmerksame Verkehrsteilnehmer wären „unangenehm“ und deutlich schwerer als bei einem normalen Gegner.
Bei sehr schnellen Fahrmanövern ist der Normalfahrer dann endgültig überfordert. Deshalb werden die Fahrer regelmäßig professionell geschult, um Gefahrensituationen mit dem schweren Fahrzeug genauso zu meistern, wie mit einem ungeschützten BMW. Nach einem Training ist der Fahrer z.B. in der Lage, das Fahrzeug auf engstem Raum während der Fahrt zu wenden und entgegengesetzt zu entkommen.
Sowohl Antrieb als auch das aufwändig angepasste Fahrwerk wiegen einen bis dahin allerdings in trügerischer Sicherheit. So wankt der 7er weder stärker, noch ist er lauter oder rollt hölzern auf unebenen Straßen ab. Außen- und Antriebsgeräausche werden eindrucksvoll ausgefiltert, man schwebt vergleichsweise unhörbar durch den Verkehr.
Die Gewissheit, in einem der sichersten Fahrzeuge der Welt zu sitzen und von der Außenwelt größtmöglich abgeschirmt zu sein, gibt einem ein besonderes Gefühl der Geborgenheit, die man gerne im privaten Umfeld geniessen würde.
Leider überwiegen die Nachteile durch Gewicht und nicht zuletzt des Anschaffungspreises. Selbst gebrauchte Schutzfahrzeuge der Generationen E32 oder E38 werden noch hoch gehandelt.
Auch sollte der Unterhalt nicht unterschätzt werden, die technischen Einrichtungen brauchen regelmäßige Pflege und das Gewicht in Verbindung mit den hohen Fahrleistungen sorgen für Wartungsbedarf.
Ein Trostpflaster ist dem Sammler dafür der Werksprospekt, der in einem 3 Kilogramm schweren Metallkasten plus Schuber daherkommt und nur einem wirklichen Kaufinteressenten überreicht wird.
Weitere technische Einzelheiten und Detail-Fotos finden sich in unserem Artikel zur Vorstellung. Allen Interessierten sei auch ein weiteres Mal das Video zum Beschusstest am BMW 7er High Security F03 ans Herz gelegt.