Interview: BMW-Teamchef Charly Lamm vor den 24 Stunden von Le Mans

Motorsport | 10.06.2010 von 1

Nach dem Triumph am Nürburgring startet BMW wie geplant auch bei den 24 Stunden von Le Mans, wo man allerdings nicht um den Gesamtsieg kämpfen …

Nach dem Triumph am Nürburgring startet BMW wie geplant auch bei den 24 Stunden von Le Mans, wo man allerdings nicht um den Gesamtsieg kämpfen wird. In der GT2-Klasse erhofft man sich allerdings, gegen die etablierte Konkurrenz von Ferrari und Porsche sowie die ebenfalls hoch einzuschätzenden Corvette bestehen zu können. Dazu kommt die Tatsache, dass zwischen dem BMW M3 GT2 in der Nürburgring-Spezifikation und der nun in Frankreich startenden Variante BMW M3 GT2 LM einige technische Unterschiede bestehen, die das Team kaum testen konnte.

Wie gewohnt geht BMW Motorsport mit zwei Fahrzeugen an den Start, eines davon dürfte aber verstärkt im Fokus der Fotografen liegen. Die Startnummer 79 ist das vor kurzem enthüllte Art Car von Jeff Koons, das mit seiner Gestaltung besonders dynamisch und energiegeladen wirken soll. Im folgenden Interview lest ihr, was Teamchef Charly Lamm vor der Rückkehr von BMW Motorsport an die Sarthe zu sagen hat.

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Herr Lamm, die Le-Mans-Woche 2010 nimmt Fahrt auf. Mögen Sie den Rummel bei dieser Veranstaltung, obwohl das Rennen erst in einigen Tagen beginnt?
Charly Lamm: “Man merkt hier einfach ganz deutlich, wie stark die Stadt und die gesamte Region mit diesem Rennen verbunden sind und mitfiebern. Der ACO organisiert eine gigantische Show – und die Fans gehen mit Leib und Seele mit. Die technische Abnahme in der Innenstadt hat eine große Tradition und ähnelt einem Volksfest. Man hat gestern gespürt, wie sehr sich jeder hier auf das 78. Rennen in der Geschichte der Veranstaltung freut. Das gilt genauso für unser Team.”

Hinter der Mannschaft liegen arbeitsreiche Wochen…
Lamm: “Ja, das ist richtig. Jeder im Team hat sehr viel Arbeit in die Vorbereitung auf dieses Rennen gesteckt. Wir wussten von Beginn an, dass die Planung sportlich sein würde. Deshalb mussten wir nach Möglichkeit immer den richtigen nächsten Schritt machen. Wir haben viel jongliert, gehen nun aber gut vorbereitet in dieses Wochenende. Die Trainings sind hier so wichtig wie auf keiner anderen Strecke. Wir wollen die Zeit so effizient wie möglich nutzen, damit wir am Samstag von Beginn an angreifen können. Zudem müssen die Fahrer viel Zeit auf der Strecke verbringen, um sich an diesen mächtigen Kurs zu gewöhnen. Es liegt eine anspruchsvolle Aufgabe vor uns.”

Ist der BMW M3 GT2 nach dem Sieg am Nürburgring hier der Favorit für den Sieg in der GT2-Klasse?
Lamm: “Das Auto in ACO-Spezifikation unterscheidet sich in einigen Bereichen vom BMW M3 GT2, der am Nürburgring gewonnen hat. Erst vor sechs Wochen sind die beiden Fahrzeuge, die wir hier einsetzen, endgültig aufgebaut worden. Wir müssen deshalb schon noch einige Zeit darauf verwenden, um die neue Aerodynamik und die modifizierte Hinterradaufhängung perfekt zu verstehen. Deshalb dürfen wir in den kommenden Tagen keine Runde vergeuden. Der Favorit sind wir ganz sicher nicht. Wir sehen uns als Rookies mit ehrgeizigen Zielen.”

Erstmals seit 2000 ist Schnitzer Motorsport wieder für den Einsatz eines BMW Art Cars verantwortlich. Wie gefällt Ihnen die Arbeit von Jeff Koons?
Lamm: “Ich finde das BMW M3 GT2 Art Car sehr gelungen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir mit dem von Jenny Holzer gestalteten BMW V12 LMR 1999 in Le Mans waren und damit ein Jahr später in Road Atlanta antraten. Ein Art Car einzusetzen, ist einfach etwas ganz Besonderes. Wir waren sehr stark in die Umsetzung von Jeff Koons’ Vorstellungen eingebunden. Zu sehen, wie das Auto Schritt für Schritt seine endgültige Gestalt bekommt und die gewählte Technik aus Folienbeklebung und Klarlacklackierung funktioniert, war eine schöne Erfahrung.”

1999 sind Sie erfolgreich in der Prototypen-Klasse angetreten, nun startet BMW in der GT2-Kategorie. Wirkt sich das auf Ihre Herangehensweise aus?
Lamm: “Ich bin glücklich, dass wir damals mit dem BMW V12 LMR hier einen solchen Erfolg hatten. Dieser Sieg wird in meinem Leben immer eine besondere Bedeutung haben. Jetzt freue ich mich, dass wir wieder zurück sind. Die LM GT2-Klasse ist außerordentlich gut besetzt. Viele Hersteller sind vertreten und verfügen zum Teil über deutlich mehr Erfahrung als wir. Am Mittwoch werden wir eine erste Vorstellung davon bekommen, wo wir auf dieser Strecke stehen. In jedem Langstreckenrennen geht es darum, in einen guten Rhythmus zu kommen und das Auto zunächst einmal über die Distanz zu bringen – ganz gleich, in welcher Klasse man fährt. Wir werden sehen, wo uns das hinführt.”

Wie viel Auftrieb hat der Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring dem Team gegeben?
Lamm: “Die Zeit vor dem Rennen am Nürburgring war für die gesamte Mannschaft sehr intensiv und anspruchsvoll. Deshalb war es für jeden natürlich doppelt schön, mit einem Sieg nach Hause zurückzukehren. Wir hatten etwas Glück, konnten aber genau das in das Rennen einbringen, was den Spirit unseres Teams auf der Langstrecke ausmacht – und das nach einer mehrjährigen Pause. Das hat jeden im Team motiviert und neue Kräfte freigesetzt. Anschließend konnten wir uns den Vorbereitungen für Le Mans mit neuem Schwung widmen.”

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