Moderne Fahrzeuge bieten eine immer größere Anzahl an Assistenzsystemen, die das Fahren komfortabler und sicherer machen sollen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Radar-Systeme für die aktive Geschwindigkeitsregelung auch flächendeckend zur Verringerung von Unfallfolgen eingesetzt werden und mittlerweile kann man sagen, dass das zumindest in den Oberklasse-Modellen der Premiumanbieter der Fall ist. Dem trägt nun auch die Dekra Rechnung und hat erstmals einen Crashtest mit aktiviertem Bremsassistent durchgeführt. Dabei sollten die Systeme beweisen, dass sie tatsächlich in der Lage sind, die Gefahrensituation zu erkennen und mit einem entsprechenden Bremseingriff die Aufprallgeschwindigkeit zu verringern.
Der getestete BMW 5er F10 verfügt über das System mit dem etwas sperrigen Namen “Auffahrwarnung mit Anbremsfunktion” und hat im Test optimal funktioniert. Bereits lange vor dem Unfall erkennt das System die Situation und warnt den Fahrer zunächst optisch in der Instrumententafel sowie, falls vorhanden, im Head Up Display. Schon jetzt wird die Bremsanlage auf ein Bremsmanöver vorbereitet, wodurch sich der Bremsweg im Ernstfall deutlich verkürzt. Reagiert der Fahrer nicht auf die optischen Warnungen, gibt es zusätzlich akustische Signale, um den Fahrer aufmerksam zu machen. Erst wenn der Fahrer noch immer nicht reagiert, greift das System selbst ein und löst für 1,2 Sekunden einen Bremsvorgang mit reduzierter Bremskraft aus. Ist eine Kollision schließlich nicht mehr zu vermeiden, leitet das System selbständig eine Notbremsung ein.
Wie im klassischen Euro NCAP-Crashtest war die Ausgangsgeschwindigkeit auch in diesem speziellen Fall bei 64 km/h, auch die sonstigen Parameter entsprachen dem bekannten Versuchsaufbau. Anders als bei normalen Crashtests wurde das Fahrzeug allerdings nicht mit den genannten 64 km/h bis direkt an das Hindernis gezogen, stattdessen wurde der Bremseingriff des Fahrzeugs ermöglicht.
Wie vorgesehen leiteten die Systeme kurz vor dem Aufprall eine Notbremsung ein und konnten die Aufprallgeschwindigkeit so auf nur noch 40 km/h reduzieren. Hätte der Fahrer auf die Warnungen reagiert, wäre der Unfall komplett vermeidbar gewesen – der Dummy konnte und sollte diese Aufgabe allerdings nicht erfüllen.
Dank der niedrigeren Aufprallgeschwindigkeit mussten auch die Insassen des Fahrzeugs deutlich niedrigere Belastungen über sich ergehen lassen. Durch die eingeleitete Bremsung verlagerte sich außerdem ein Teil des Fahrzeuggewichts auf die Vorderachse und die entsprechende Nickbewegung sorgt für einen tieferen Aufprallpunkt sowie eine vorgelagerte Position der Insassen. Da die wenigsten Unfälle völlig ungebremst passieren dürften, ist der Test somit auch realitätsnäher.
Das obige Foto zeigt uns den Vergleich zwischen den verschiedenen Aufprallgeschwindigkeiten direkt am verunfallten Fahrzeug. Während der BMW 5er F10 auch nach dem Crash mit 64 km/h noch eine gute Figur abgibt, sind die Schäden nach dem Unfall mit 40 km/h noch deutlich geringer.