In unmittelbarer Nähe zum Forschungs- und Entwicklungszentrum FIZ sowie dem Aerodynamischen Versuchszentrum AVZ unterhält die BMW Group im Münchner Norden auch das Energie- und umwelttechnische Versuchszentrum EVZ. Dabei handelt es sich um eine ganze Reihe von Prüfständen, mit deren Hilfe sich die Fahrzeugentwicklung besser hinter verschlossenen Türen und in der Nähe des Entwicklungszentrums darstellen lässt.
Mussten Prototypen bisher etwa in Skandinavien, Südafrika oder dem Death Valley in den USA getestet werden, um bestimmte klimatische Bedingungen anzutreffen, lassen sich viele dieser Tests nun in München realisieren. Das hat auch den Vorteil, dass die Fahrzeugentwicklung für Tests im EVZ nicht so weit fortgeschritten sein muss, wie es bei Prototypenfahrten auf öffentlichem Gelände der Fall sein muss.
Das EVZ umfasst drei thermische Windkanäle und zwei Kammerprüfstände, die den Ingenieuren bei Bedarf Kälte, Hitze, Sonne, Regen, Schnee, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Wind nach München bringen. Ein einzelnes Fahrzeug kann innerhalb von acht Stunden alle Klimazonen der Welt unter realistischen Bedingungen befahren. In der abgeschlossenen Umgebung lassen sich identische Verhältnisse außerdem besser darstellen als auf öffentlichen Straßen, was eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Konzepte ermöglicht. Trotz des großen Aufwandes lassen sich Testfahrten auf öffentlichen Straßen aber nicht völlig umgehen und wir werden auch weiterhin Spyshots zu sehen bekommen – allerdings könnte sich deren Anzahl in Zukunft tatsächlich nach unten bewegen.
Den neuen Gebäudekomplex hat sich die BMW Group 130 Millionen Euro kosten lassen, denn die Ergebnisse der dortigen Arbeit sollen die Technologieführerschaft im Rahmen von EfficientDynamics unterstützen und somit unmittelbaren Kundennutzen generieren. Aber nicht nur bei den Fahrzeugen der BMW Group wird großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, auch das Gebäude selbst ist auf einen ökologisch nachhaltigen Betrieb ausgelegt. CO2-Einsparungen ergeben sich schon dadurch, dass die Prototypen nicht mehr an weit entfernte Orte transportiert werden müssen und Wiederholfahrten aufgrund der besseren Reproduzierbarkeit in der abgeschlossenen Umgebung deutlich reduziert werden können. Allein der Entfall der Fahrzeugtransporte entspricht in etwa dem Energieaufwand zum Betrieb des EVZ.
Dazu kommen Einsparungen, die sich erst in der Zukunft ergeben: Gelingt es mit Hilfe der Technik des EVZ, eine EfficientDynamics-Maßnahme für alle Fahrzeuge zu entwickeln, die eine CO2-Einsparung von nur 0,1 Gramm pro Kilometer bewirkt, wären bereits 80 Prozent der im Jahresbetrieb des EVZ entstehenden CO2-Emissionen ausgeglichen.
Auf die einzelnen Messanlagen und Prüfstände werden wir in den nächsten Tagen noch ausführlicher eingehen.
Jürgen Engelmann (Leiter Betrieb EVZ): “Im EVZ herrschen nun das ganze Jahr über ideale Testbedingungen quasi per Knopfdruck. Deshalb können viele Versuche nun unabhängig von Jahreszeit, Tageszeit, Außentemperatur oder Niederschlag durchgeführt werden.”
Roland Kleemann (Methoden und Prüfeinrichtungen EVZ): “Die Prüfmethode ist gewissermaßen das ‚Kochrezept‘, wie ein Straßenversuch durch einen Prüfstandstest ersetzbar ist. Sie umfasst alle Anforderungen des Versuchsingenieurs an einen Test und übersetzt diese in die Prüfstandswelt.”