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BMW Motorsport in der Saison 2010: Dr. Mario Theissen im Interview

Mit einem ausführlichen Interview mit Sportchef Dr. Mario Theissen stimmt uns BMW Motorsport rund vier Wochen vor dem Langstreckenklassiker auf dem Nürburgring auf die Motorsport-Saison 2010 ein, in der BMW den Fokus voll auf den Langstreckensport gelegt hat. Neben dem rund 500 PS starken BMW M3 GT2 bietet man für Privatteams auch einen BMW Z4 nach GT3-Reglement an, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut. Gewissermaßen als Kontrastprogramm könnte man die Tourenwagen-WM WTCC verstehen, denn in der WTCC werden die Punkte jeweils in kurzen Sprintrennen herausgefahren und die Faktoren Ausdauer und Haltbarkeit spielen in der Regel nur bei den Reifen eine Rolle.

Alle wesentlichen Punkte zur Motorsportsaison 2010 aus der Sicht von BMW werden im Interview angesprochen, weshalb wir die Lektüre allen Motorsport-Interessierten nahelegen können.

Herr Theissen, wie ist BMW Motorsport für die Saison 2010 aufgestellt?
Mario Theissen: “Unser Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Produktionswagensport. Während wir zum sechsten Mal in Folge in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft antreten, können sich die Fans 2010 auch auf die starke Präsenz von BMW auf der Langstrecke freuen. Nach einem erfolgreichen Debütjahr in der American Le Mans Series schicken wir den BMW M3 GT2 nun auch in Europa ins Rennen. Ich bin sicher, dass er sowohl in der Le Mans Series als auch bei den 24-Stunden-Klassikern bleibenden Eindruck hinterlassen wird. In der Formula BMW Europe und der Formula BMW Pacific fördern wir außerdem wieder aufstrebende Nachwuchstalente, die ehemaligen Formel BMW Piloten wie Sebastian Vettel oder Nico Rosberg nacheifern und es in die Formel 1 schaffen wollen.”

Bei welchen Rennen werden wir den BMW M3 GT2 in Aktion sehen?
Theissen: “Das BMW Rahal Letterman Racing Team wird auch 2010 in der ALMS am Start sein. Bereits im vergangenen Jahr feierte die Mannschaft von Bobby Rahal ihren ersten Sieg. So soll es in dieser Saison weitergehen. In Europa sind zweifelsohne die Einsätze bei den 24-Stunden-Klassikern das Salz in der Suppe: Das Team BMW Motorsport wird am Nürburgring und in Le Mans antreten. Ein Start in Spa-Francorchamps ist ebenfalls eingeplant. Im Rahmen der Vorbereitung auf diese Saisonhöhepunkte bestreitet das BMW Team Schnitzer mit einem BMW M3 GT2 die Le Mans Series und misst sich dort in der GT2-Klasse mit zehn starken Teams. Auch in der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring werden wir vor dem 24-Stunden-Marathon in der Eifel an den Start gehen.”

In der Tourenwagen-WM präsentiert sich BMW ebenfalls in einer neuen Formation…
Theissen: “Ja, nach fünf Jahren schicken wir nicht mehr drei Länderteams ins Rennen, sondern treten werksseitig allein mit dem BMW Team RBM an. Die Mannschaft von Bart Mampaey hat mit dem Gewinn der WM-Titel zwischen 2005 und 2007 eindrucksvoll ihre Klasse bewiesen. Andy Priaulx und Augusto Farfus gehören erwiesenermaßen zu den stärksten Piloten in dieser Meisterschaft. Ich bin sicher, dass wir mit dieser Aufstellung oben mitmischen können. Darüber hinaus haben wir auch in diesem Jahr bei den Privatfahrern einige Eisen im Feuer. Mehrere private Teams vertrauen erneut auf die Stärke des BMW 320si in der WTCC.”

Welche Bedeutung hat der GT-Sport für die Marke BMW?
Theissen: “Der GT-Sport bietet uns die Gelegenheit zum direkten Vergleich mit einigen unserer wichtigsten Konkurrenten. Der BMW M3 ist dafür das prädestinierte Fahrzeug. Die Erfolgsgeschichte dieses Autos ist einzigartig. Ursprünglich als Rennfahrzeug entwickelt, verkörpert der M3 auch als Serienfahrzeug Sportlichkeit pur. In der vierten Generation hat das Auto in der American Le Mans Series 2009 eine viel versprechende Premiere gefeiert. Nun sind wir bereit, mit diesem Auto auch in Europa anzutreten.”

Wird der BMW M3 GT2 an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen können?
Theissen: “Davon sind wir überzeugt. Bisher war jeder BMW M3 ein Siegertyp. In gewisser Hinsicht könnte sich die Geschichte wiederholen. Auch der direkte Vorgänger des aktuellen Autos, der BMW M3 GTR, verdiente sich zunächst in der ALMS seine Sporen, ehe er in Europa für Furore sorgte. Ich erinnere mich mit Freude an die 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 2004 und 2005. Die beiden Doppelsiege waren fantastisch.”

Viele der damaligen Siegfahrer sind noch mit an Bord. Sind Sie mit der Besetzung zufrieden?
Theissen: “Mehr als das. Wir haben unsere ohnehin schon starke Werksfahrermannschaft um einige erfahrene Langstrecken-Cracks ergänzt. Daraus ergibt sich eine Mischung, die mit ihrer Erfahrung und Schnelligkeit alles mitbringt für eine Fahrt auf das Podium. Jörg Müller, Dirk Müller, Andy Priaulx und Pedro Lamy waren schon bei den Siegen des BMW M3 GTR mit von der Partie. Die Routiniers Uwe Alzen und Dirk Adorf gehören insbesondere auf der Nordschleife zu den absoluten Experten. Hinzu kommen unsere schnellen Werksfahrer Dirk Werner und Augusto Farfus. Dieses Aufgebot kann sich sehen lassen.”

Und auch das Einsatzteam ist dasselbe wie in der Vergangenheit…
Theissen: “Ja, Schnitzer Motorsport hat unzählige Siege und Titel für BMW errungen. 1999 gewann die Mannschaft um Charly Lamm mit dem BMW V12 LMR die 24 Stunden von Le Mans, auch 2004 und 2005 war Schnitzer für den Einsatz der beiden BMW M3 GTR verantwortlich. Auf der Langstrecke macht diesem Team keiner etwas vor. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Motorsport ist Teamsport – das gilt im GT-Bereich vielleicht noch mehr als bei Sprintrennen.”

Sie stammen aus Monschau, unweit der Nordschleife gelegen. Was verbinden Sie mit dem 24-Stunden-Rennen in der Eifel?
Theissen: “Diese Veranstaltung ist etwas ganz Besonderes. Die Nordschleife ist die wohl anspruchsvollste Strecke der Welt. Schon in meiner Jugend hat sie mich magisch angezogen. Umso schöner war es, als wir dort viele Jahre später gewinnen konnten. Die Fans sind fantastisch und sorgen für eine einzigartige Atmosphäre. Ich kann mich an Rennen erinnern, in denen sich Hagel, Regen, Schnee und Sonnenschein regelmäßig abwechselten. Bei diesem Klassiker kann nur erfolgreich sein, wer sich auf diese wechselnden Bedingungen perfekt einstellen kann und sich keine Fehler erlaubt.”

Die 24 Stunden von Le Mans gelten als eines der wichtigsten Rennen im Motorsport weltweit. Sehen Sie das auch so?
Theissen: “Wer selbst einmal in Le Mans gewesen ist, der weiß, warum diese Veranstaltung so legendär ist. Hunderttausende Fans sind tagelang auf den Beinen und verwandeln das beschauliche Städtchen in ein Motorsport-Mekka. Unseren Triumph mit dem BMW V12 LMR von 1999 werde ich niemals vergessen. Wir treten 2010 mit dem BMW M3 in der GT2-Kategorie an. Dort geht es nicht minder eng zu als bei den Prototypen. Es wird ein spannendes Wochenende.”

In Le Mans werden die Fans einen ganz speziellen BMW M3 GT2 zu sehen bekommen. Können Sie Details nennen?
Theissen: “Wir setzen beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen die lange Tradition der BMW Art Cars fort. Der amerikanische Künstler Jeff Koons gestaltet den BMW M3 GT2 nach seinen Vorstellungen. Er reiht sich damit ein in die Werke großer Künstler wie Frank Stella, Roy Lichtenstein, A.R. Penck, David Hockney, Jenny Holzer und Andy Warhol. Zum 35. Jubiläum der Art Car Collection gibt es wohl keine bessere Bühne für den Renneinsatz des Kunstwerks als Le Mans. Dort belegte der von Andy Warhol designte BMW M1 im Jahr 1979 den sechsten Gesamtrang.”

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