Unglaublich aber wahr: Laut einer von BMW in Auftrag gegebenen Studie wissen 80 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer der BMW 1er-Reihe nicht, dass sie das einzige Fahrzeug der Kompaktklasse mit Heckantrieb bewegen. Die Studie wurde offenbar mit Blick auf die kommende Einführung eines Modells mit Frontantrieb auf Basis der nächsten MINI-Generation im Jahr 2014 durchgeführt und dürfte bei vielen Lesern dieser Seite für ungläubiges Staunen sorgen. Günstige Kfz-Versicherungen für BMW mit Heck- oder Allradantrieb gibt es schon heute und wir sind zuversichtlich, dass sich daran auch mit Einführung des Fronttrieblers nicht ändert.
Während zahlreiche Menschen grade wegen des Heckantriebs einen BMW kaufen, darin einen erheblichen Vorteil gegenüber frontgetriebenen Modellen der Konkurrenten sehen und sich nur schwerlich mit der Idee eines Fronttrieblers anfreunden können, ist dieser Faktor für die Masse der 1er-Kundschaft offenbar absolut unrelevant bei der Kaufentscheidung gewesen. Anderenfalls dürfte man ja zumindest annehmen, dass man sich noch an das verbaute Antriebskonzept erinnern würde.
Gegenüber Journalisten musste auch Dr. Norbert Reithofer zugeben, dass das Ergebnis bei BMW mit einiger Überraschung zur Kenntnis genommen wurde und auch die Kollegen von Automotive News Europe fühlen sich genötigt zu versichern, dass es sich bei der Meldung nicht um einen vorgezogenen Aprilscherz handelt.
In gewisser Weise bestätigt die Studie aber einen Eindruck, den man beim Blick auf die Verkaufszahlen mancher Hersteller schon lange hat: Unheimlich vielen Kunden ist die Technik ihrer Fahrzeuge völlig gleichgültig, zumindest beim Autokauf in den kleineren Fahrzeugklassen spielen demnach Faktoren wie Design und Image eine weitaus größere Rolle als die Arbeit der Ingenieure.
Es ist völlig verständlich, dass sich nicht jeder Kunde mit dem Prinzip der Hinterradaufhängung mehrerer Fahrzeuge auseinandersetzt oder sich zumindest nicht zutraut, ein fundiertes Urteil über die verschiedenen Vor- und Nachteile der Systeme zu treffen. Das aber nicht einmal die grundlegende Frage nach den angetriebenen Rädern, die bei engagiertem Fahren ja durchaus eine wichtige Rolle spielt, richtig beantwortet werden kann, schockiert doch. Andererseits unterstreicht es aber, wie hoch der Anteil an technisch uninteressierten Kunden ist.
Offensichtlich wundern sich demnach manche Menschen ernsthaft, wenn es beim ersten kräftigen Beschleunigen mit dem neuen Fahrzeug plötzlich vorn und nicht hinten quietscht, über die anderen Auswirkungen der verschiedenen Antriebssysteme macht man sich offenbar erst Recht keine Gedanken.
Während BMW beim Launch der 1er-Reihe viel investiert hat, um das Alleinstellungsmerkmal Heckantrieb zu vermarkten und auch im Katalog zum BMW 1er an mehreren Stellen auf den Quell der Fahrfreude hingewiesen wird, gehen diese Informationen offenbar an einem Großteil der Kundschaft vorbei. Uns würde an dieser Stelle noch interessieren, ob der Anteil der “Unwissenden” in den höheren Fahrzeugklassen oder gar bei Sportwagen und Roadstern ähnlich hoch ist, oder ob zumindest hier eine gewisse Auseinandersetzung mit den Themen Antriebsart und Fahrdynamik stattfindet.
Mit Blick auf den 2014 kommenden Fronttriebler gibt die Studie jedenfalls BMW Recht, denn die Frage, ob man Front- oder Heckantrieb verbaut, scheint vor allem für Enthusiasten von Interesse zu sein, während sie die Masse der Kundschaft zumindest bei den Kleinwagen kaum wahrnimmt.