WTCC: “Unzufriedenheit im Fahrerlager”

Motorsport | 29.09.2009 von 0

Im Motorsport spielt das Reglement naturgemäß eine große Rolle, denn durch verschiedene Einstufungen können manche Fahrzeuge künstlich schneller gemacht werden, während andere eingebremst werden. Beispiele …

Im Motorsport spielt das Reglement naturgemäß eine große Rolle, denn durch verschiedene Einstufungen können manche Fahrzeuge künstlich schneller gemacht werden, während andere eingebremst werden. Beispiele dafür gibt es viele, an dieser Stelle seien nur die strittige Einstufung von Porsche 911 und Audi R8 beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 2009 sowie die seit Jahren schwelende Frage der Diesel-Motoren in Le Mans genannt.

Hier wie da spielt die Politik eine große Rolle und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mancher Veranstalter unter dem farbenfrohen Deckmantel der Chancengleichheit Anpassungen am Reglement vornimmt, die manchem Hersteller mehr nützen als den anderen.

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Die Leidtragenden in einer derart politikbestimmten Veranstaltung sind natürlich auch die Fahrer, denn diese müssen letztlich mit den “von oben” gemachten Regeln leben und trotz aller Hindernisse und Schikanen versuchen, gute Ergebnisse einzufahren.

Wer sich in letzter Zeit etwas näher mit der Situation in der Tourenwagen-WM WTCC befasst hat, für den sind die Aussagen des sympathischen Italieners Alex Zanardi dann auch alles andere als überraschend. Während dort beinahe alle Autos mit Saug-Benzinern antreten, nutzt Seat seit Ende 2007 einen Turbo-Diesel mit fragwürdiger Einstufung.

Absurderweise verfügt der aufgeladene Motor der Iberer nämlich über den identischen Hubraum wie die Saugmotoren der Konkurrenz, obwohl es eigentlich von der FIA einen Umrechnungsfaktor zur Chancengleichheit zwischen Saugern und Turbos gibt – laut dieser Formel dürfte der Seat Leon TDI nur über 1175 cm³ Hubraum verfügen.

Dazu kommt die Tatsache, dass zum Saisonstart offenbar nur die FIA und Seat von einer Toleranz für den Ladedruck wussten, die den anderen Teams nicht bekannt war. Diese Toleranz wird je nach Lage der Strecke angepasst, was an sich nicht verwerflich wäre – wenn die anderen Teams davon gewusst hätten. So hat Seat nämlich auf Strecken mit niedrigerem Luftdruck identische Bedingungen und nirgendwo Nachteile, weil man ja dann den Ladedruck anpassen darf.

Wie überlegen der Seat-Motor ist, war auch bei den letzten WTCC-Läufen in Imola nicht zu übersehen. Während in der WTCC normalerweise um jede Position erbittert gekämpft wird, war dies in Imola schlicht unmöglich. Statt Ausbremsmanövern am Ende von Graden bekamen Fahrer und Zuschauer nur gelbe Dominanz zu sehen, Gabriele Tarquini und Yvan Muller überholten nach Belieben und hatten die Gegner oft schon nach der Hälfte der Grade überholt.

Warum die FIA hier im Zuge der Chancengleichheit nicht eingreift und den Ladedruck der Seats verringert, wird auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Denn eigentlich sind die Reglement-Anpassungen ja dazu gedacht, die seriennahen und daher zwangsläufig unterschiedlichen Fahrzeuge so auszubalancieren, dass alle faire Siegchancen haben.

Der Italiener Zanardi ist unter diesem Aspekt mit Sicherheit nicht der Einzige, der sich Sorgen um die Zukunft der WTCC macht. Denn außer Seat dürfte derzeit kaum ein Hersteller wirklich Spaß an der Veranstaltung haben – und selbst die Spanier sind offenbar nicht glücklich, denn sie sind ständig damit beschäftigt, immer weitere Vergünstigungen für sich einzufordern und ihre Dominanz zu bestreiten.

Bessere Zeiten dürften erst dann anbrechen, wenn alle Hersteller wieder nach identischem Reglement antreten und zumindest vergleichbare Motoren verwenden müssen. Das wird ab der Saison 2011 der Fall sein, wenn alle Teams die neuen 1,6-Liter Turbo-Benziner verwenden werden. Die Frage ist nur, wer bis dahin noch an Bord ist…

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