In den letzten Jahren hat Audi immer wieder die Vorgabe ausgegeben, schon bald der erfolgreichste Premiumhersteller weltweit zu sein. Mittlerweile hat man es schon geschafft, von Einigen als aktuell erfolgreichster Hersteller angesehen zu werden, obwohl man außer in China quasi überall weniger Fahrzeuge verkauft als BMW.
Der Leiter des renommierten IFA-Instituts, Willi Diez, stimmt nun in die Prognosen aus Ingolstadt ein und erklärt gegenüber der Auto, Motor und Sport, dass auch er von einer Führerschaft der VW-Tochter im Jahr 2015 ausgeht.
Verantwortlich dafür wird laut Diez vor allem die Kostenstruktur sein, die bei Audi dank der Zugehörigkeit zum Volkswagen-Konzern deutlich besser als bei den anderen Premiumherstellern aussehe. Die auftretenden Skaleneffekte, die technische Entwicklungen und den Einkauf von Teilen deutlich günstiger machen, sind in der Tat nicht abzustreiten. Fraglich bleibt nur, ob die Kundschaft auch in Zukunft bereit sein wird, für VW-Technik Audi-Preise zu bezahlen.
Außerdem spricht laut Diez die schon heute starke Position Audis auf dem rasant wachsenden chinesischen Markt eine wichtige Rolle. Die schwache Position der Ingolstädter in den USA findet er offenbar weniger wichtig, stattdessen glaubt er den Ingolstädter Beteuerungen, sich hier demnächst stark verbessern zu können.
Gründe zu dieser Annahme gibt es im Grunde kaum, denn außer einer für “irgendwann” geplanten Fertigung in den USA – BMW produziert seit 15 Jahren in Spartanburg – spricht nichts dafür, dass sich die Präferenz der US-Kundschaft plötzlich Audi zuwenden sollte.
Ein weiterer Grund soll der neue Kleinwagen und künftige MINI-Gegner Audi A1 sein, der neue Käuferschichten ansprechen soll und somit die Verkaufszahlen der VW-Tochter in die Höhe katapultieren soll. Ob das mit der Technik des VW Polo zum Audi-Preis wirklich gelingen kann, bleibt abzuwarten, Diez hat daran allerdings keine Zweifel.
Den von Audi als “Vorsprung durch Technik” postulierten und in der Praxis doch nur als “Wenn es bei den anderen gut läuft, machen wir es nach”-Strategie zu bezeichnende Weg sieht Diez ebenfalls als Vorteil. Denn dass Audi beispielsweise Modelle in den Fahrzeugklassen von Audi Q7, Audi Q5, Audi Q3 und nicht zuletzt Audi A1 erst Jahre nach anderen Herstellern auf den Markt bringt, lässt er nur insofern in seine Bewertung einfließen, dass Audi damit ja in Zukunft Marktanteile gewinnen wird.
Erstaunlicherweise hält Diez das sogenannte Badge-Engineering, also das bloße Anbringen anderer Markenlogos auf mehr oder weniger identischen Produkten, im Fall von Mercedes für sehr kritisch, findet es bei VW, Audi, Skoda, Seat & Co. aber völlig unbedenklich.
Auch auf die aktuelle Situation bezüglich spritsparender Modelle geht Diez mit keinem Wort ein und ignoriert auch die Bemühungen rund um Project i oder auch die bei BMW in Form des MINI E schon zu erfahrende Elektromobilität. Insgesamt erhält man leider den Eindruck, dass die aktuell positive und gute Situation von BMW überhaupt nicht wahrgenommen wird und auch von den Lesern nicht wahrgenommen werden soll, denn sie wird ja elegant verschwiegen.
Stattdessen konzentriert man sich ausschließlich auf Stärken bei Audi und vermeintliche Schwächen bei der Konkurrenz, die man zumindest teilweise anzweifeln kann. So kritisiert Diez beispielsweise, dass die Hybrid-Kooperation mit Daimler für BMW nicht genug sei. Er erwähnt aber mit keinem Wort, dass von Audi noch immer kein Hybrid-Fahrzeug angekündigt ist, während BMW auf der IAA schon zwei serienreife Fahrzeuge vorstellen wird und sich für die kommenden Jahre eine ganze Flotte von Hybrid-Modellen in allen Fahrzeugklassen ankündigt.
(Bild: AMS)