Bereits vor einiger Zeit haben wir erstmals detalliert über den neuen SingleTurbo-Reihensechszylinder N55 berichtet, der im BMW 535i GT F07 seine Premiere feiern wird.
Das 306 PS leistende Triebwerk wird vermutlich auch die Biturbo-Motoren in BMW 135i, BMW 335i, BMW Z4 sDrive35i und BMW 740i ersetzen. Allerdings ist damit erst zur nächsten Generation von 1er und 3er beziehungsweise zu den Facelifts von Z4 und 7er zu rechnen.
Anhand des BMW 5er GT können wir nun noch einmal detailliert darlegen, welche Vorteile der neue Motor gegenüber seinem Biturbo-Vorgänger sowie einem ähnlich starken V8-Motor bietet. Daran trägt auch die neue Achtgang-Automatik einen Anteil, der an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll.
Wie man an der folgenden Übersicht gut sehen kann, lassen sich dank moderner Technologien erhebliche Mengen Kraftstoff einsparen. Gegenüber einem herkömmlichen V8-Motor beträgt die Gesamtersparnis 29%.
Diese Gewinne gehen teilweise auf kleine Schritte zurück. Allein die Valvetronic würde den Spritverbrauch des V8-Motors um 10% reduzieren, die Direkteinspritzung High Precision Injection bringt weitere acht Prozent.
Der Verbrauchs-Vorteil des Reihensechszylinders mit zwei Turboladern gegenüber einem derart gebauten V8 beträgt lediglich 3%. Weitere acht Prozent kommen aber nun durch die neueste Ausbaustufe des Motors, eben den N55, hinzu, bei der nur noch ein Turbolader arbeitet und auch ansonsten einige Dinge umgestellt wurden, wie ihr hier nachlesen könnt.
Vergleicht man die Leistungskurven von N54 (Biturbo) und N55 (SingleTurbo), stellt man fest, dass der neue Motor sogar noch etwas bessere Daten liefert. Das maximale Drehmoment liegt bereits etwas früher an, außerdem fallen Leistung und Drehmoment bei höheren Drehzahlen erst etwas später ab. Es trifft also genau das Gegenteil der naheliegenden Vermutung zu, dass der SingleTurbo gegenüber dem Biturbo Nachteile haben würde.
Wie anhand der folgenden Grafik erkennbar ist, konnte dank der TwinPower-Technologie auch das Ansprechverhalten gegenüber der Biturbo-Version verbessert werden. Somit übertrifft der neue N55 seinen Vorgänger in allen relevanten Disziplinen – Leistungsabgabe, Verbrauch und Ansprechverhalten. Das Mehrgewicht von 3 Kilogramm sollte daher zu verschmerzen sein.
Die einzigartige Kombination von Direkteinspritzung, Turbo-Aufladung und Valvetronic zahlt sich also aus. Sowohl in Bezug auf die Leistung als auch mit Blick auf die Effizienz ist der N55 der beste Motor seines Segments.
Kommen wir nun wie versprochen zur neuen Achtgang-Automatik, die von BMW in Zusammenarbeit mit ZF entwickelt wurde. Auch diese ist ein Meisterwerk der Technik, das sich durch spezielle Eigenschaften auszeichnet. Die acht Vorwärtsgänge sowie der Rückwärtsgang werden mit vier einfachen Radsätzen und fünf Schaltelementen dargestellt.
Die erstmals in einem Achtgang-Getriebe umgesetzte Anordnung der Elemente sorgt dafür, dass die Reibverluste innerhalb des Getriebes ein sensationell niedriges Niveau erreichen. Der lang ausgelegte achte Gang sorgt für ein niedriges Drehzahlniveau im höchsten Gang, wodurch sich der Verbrauch in der Praxis weiter reduziert.
Gegenüber der aktuellen Generation der Sechsgang-Automatik konnten die Reaktions- und Schaltzeiten noch einmal verbessert werden, außerdem sind die Drehzahlsprünge beim Gangwechsel naturgemäß kleiner, was den Komfort weiter erhöht und für eine gleichmäßigere Beschleunigung sorgt.
Sogar an den Fall eines spontanen Leistungsbedarfs während der Fahrt im höchsten Gang wurde gedacht und beispielsweise der Gangwechsel vom achten in den zweiten Gang ist besonders schnell möglich, um sofort alle Leistungsreserven abrufen zu können. Dadurch können die bezüglich des Verbrauchs attraktiven hohen Gänge auch in der Praxis oft genutzt werden.
Der sechste Gang des Getriebes ist als Direktgang ausgelegt, was einem Verzahnungswirkungsgrad von 100% entspricht. Auch in allen anderen Gängen liegt dieser Wirkungsgrad oberhalb von 98%. Der Wandlerschlupf ist zu Gunsten des Komforts auf niedrigste Drehzahlen beschränkt, in höheren Drehzahlen ist der optimale Wirkungsgrad angestrebt.
Sie bringt dem Kunden eine bessere Beschleunigung, mehr Komfort und zusätzlich auch noch weniger Verbrauch, ohne dafür mehr Bauraum oder mehr Gewicht als bisher in Ansprach zu nehmen.
Mit Hilfe von Software-Simulationen wurden tausende mögliche Radsatz- und Kupplungsanordnungen durchgerechnet, um das Optimum aus den vorhandenen Möglichkeiten ausschöpfen zu können.
Das Getriebe ist außerdem besonders zukunftssicher ausgelegt, denn es kann ohne Änderungen auch in Allrad-Fahrzeugen mit xDrive sowie in Hybrid-Fahrzeugen verwendet werden. Auch die Start/Stopp-Technik aus dem Efficient Dynamics-Paket kann mit dem neuen Getriebe kombiniert werden.
Wie die folgende Grafik zeigt, konnte auch der Spritverbrauch durch das neue Getriebe noch einmal gesenkt werden. Das Sechsgang-Getriebe der ersten Generation von ZF verbrauchte bereits 5% weniger als sein Vorgänger. Mit Einführung der zweiten Generation konnten hier weitere 3% gewonnen werden.
Die neue Achtgangautomatik sorgt nun für weitere 6% Sprit-Ersparnis. Insgesamt kommen wir also gegenüber herkömmlichen Sechsgang-Automaten auf eine Ersparnis von 14%, die allein auf die Getriebeeinheit zurückzuführen ist.
Die folgenden Grafiken machen verständlich, wie die einzelnen Komponenten zur Reduzierung des Spritverbrauchs beitragen. Dabei sind gut die vielen kleinen Schritte erkennbar, die in der Summe einen beachtlichen Minderverbrauch verursachen.
Wir sehen jeweils das Drehmomentdiagramm verschiedener Motoren, zunächst beginnen wir wieder mit einem theoretischen BMW 5er GT mit einem V8-Saugmotor, dieser stellt die blaue Kurve dar. Mit diesem Motor, verbunden mit einem Sechsgang-Getriebe, ergäbe sich ein Normverbrauch von 11,6 Liter / 100km.
Alternativ könnte man natürlich einen Sechszylinder-Saugmotor verbauen, der allerdings deutlich weniger Leistung bietet. Die geringere Leistungsreserve von 33% würde zu einem um 9% niedrigeren Verbrauch führen, was insgesamt eine eher unbefriedigende Alternative darstellt.
Die deutlich attraktivere Lösung stellt der Biturbo-Sechszylinder N54 dar. Dieser bietet gegenüber dem V8-Sauger mehr Leistung und einen um 11% niedrigeren Verbrauch. Aber auch damit muss man sich noch nicht zufriedengeben.
Die von BMW umgesetzte Lösung ist der BMW N55 in Kombination mit dem Achtgang-Automatikgetriebe von ZF. Dadurch erhält der Fahrer noch mehr Leistung als beim SingleTurbo-Motor in Verbindung mit einem nochmals gesenkten Verbrauch. Die Zahlen gegenüber dem Achtgang-Saugmotor mit Sechsgang-Automatik sind beeindruckend, denn einer Mehrleistung von immerhin 5% steht ein Verbrauchsvorteil von 23% gegenüber.
Zur Erklärung: Die Angaben bezüglich der Mehrleistung beziehen sich auf das bei 80 km/h im höchsten Gang, also entweder dem sechsten oder dem achten, zur Verfügung stehende Drehmoment.
Der N55 ist zunächst nur im BMW 5er GT verfügbar, wird die Biturbo-Variante N54 aber demnächst auch in den anderen Baureihen ersetzen.
Das Achtgang-Getriebe von ZF wird aktuell im BMW 760i, dem BMW 5er GT sowie dem Rolls Royce Ghost angeboten. Auch hier ist davon auszugehen, dass alle künftigen Modelle der Oberklasse mit dem neuen Getriebe kombiniert werden können. Explizit seien hier die künftige Generation des BMW 5er F10/F11 sowie der kommende BMW 6er F12/F13 genannt.
(Quelle: BMW Pressemitteilung)