Update: Norbert Okenga von der Motorsport Aktuell hat ebenfalls einen sehr interessanten Artikel zum Thema geschrieben, den ich für sehr lesenswert halte. Zu finden ist er bei der Motorsport Aktuell.
Bereits kurz nach dem Rennwochenende in Marokko hatte BMW Protest gegen die Diesel-Flotte des spanischen Herstellers Seat Protest eingelegt, weil man vermutete, dass Seat den zulässigen Ladedruck seiner Turbodiesel unerlaubt überschritten hat.
Diese Vermutung hat sich nun zumindest teilweise bestätigt. Nach eingehender Untersuchung wurde zumindest Tiago Monteiro disqualifiziert, weil sein Fahrzeug die 2,5 Bar maximalen Ladedruck um mehr als die 0,4 Bar Toleranz überschritten hattte.
Entgegen den im Reglement festgeschriebenen 2,5 Bar fuhr Monteiro also zeitweise sogar mit mehr als 2,9 Bar Ladedruck. Entsprechend sauer ist man bei BMW, doch ähnliche Untersuchungen gab es nach den vorherigen Rennen nicht, sodass nun niemand weiß, ob Seat dort legal gefahren ist oder nicht.
Die Frage, die sich nun stellt, kann für die Tourenwagen-WM WTCC existenziell sein. Denn wie auch immer die FIA in Zukunft entscheiden wird, einem der beiden großen Hersteller der Serie wird man so oder so vor den Kopf schlagen.
Bei BMW ist man offenbar überrascht, dass die Toleranz mit 0,4 Bar doch ziemlich hoch ausfällt, immerhin handelt es sich um einen 16% höheren Ladedruck als erlaubt.
Doch wenn die FIA diese Regelung verändern sollte, wird man wohl bei Seat ernsthafte Probleme bekommen – und wie schon 2007 mit dem Ausstieg drohen. Sollten die Diesel-Seat weiterhin bevorzugt werden und die WTCC dominieren, droht ein ähnlicher Schritt von BMW.
Wir sehen hier die typischen Auswirkungen von zwei verschiedenen Konzepten, die in einer Rennserie gegeneinander antreten. Die Regelhüter sollten eigentlich darauf bedacht sein, beide Konzepte möglichst ausgeglichen einzustufen und so eine spannende Serie zu ermöglichen.
Allerdings ist es beinahe unmöglich, hier wirklich fair zu sein und keine Seite zu benachteiligen. Im Moment herrscht weitestgehend Konsens darüber, dass Seat und die Turbodiesel im Moment besser eingestuft sind – sieht man einmal von Seat ab, die das Gegenteil behaupten.
Im Moment ist eine Lösung der Probleme nicht in Sicht. Sollte BMW ebenfalls einen Diesel-Renner an den Start bringen, würde die WTCC zu einer Diesel-Rennserie verkommen, denn offenbar haben Benziner bei den aktuellen Einstufungen keine Chance.
Dazu käme wohl die schon einmal ausgeführte Tatsache, dass ein potentieller BMW 320d, vor allem auf die gesamte Renndistanz gesehen, deutlich schneller als die Seat-Diesel wäre, weil sein Fahrer dank Heckantrieb keine Rücksicht auf die beim Seat enorm belasteten Vorderreifen nehmen müsste.
Der aktuelle Kommentar von BMW Motorsport-Chef Dr. Mario Theissen zur Monteiro-Disqualifikation sowie der Urteilsbegründung lautet jedenfalls vielsagend “Kein Kommentar” und lässt jede Menge Spielraum für Spekulationen.