BMW 3er Facelift 2015: Doppel-Interview zu F30 LCI / F31 LCI

BMW 3er | 21.07.2015 von 2

Vor wenigen Tagen sind wir nicht nur das BMW 3er Facelift 2015 gefahren und haben den aktuellen F30 LCI mit seinem Urahn E21 zusammengeführt, wir haben uns …

Vor wenigen Tagen sind wir nicht nur das BMW 3er Facelift 2015 gefahren und haben den aktuellen F30 LCI mit seinem Urahn E21 zusammengeführt, wir haben uns auch mit Projektleiter Dr. Stephan Neugebauer und Produktmanager Dr. Christian Voigt zusammengesetzt und ausführlich über die Modellpflege der wichtigsten BMW-Baureihe gesprochen.

In unserem Interview geht es unter anderem um die Ursache für den Namen des neuen Topmodells 340i, den ersten 3er mit Dreizylinder, den Plug-in-Hybrid 330e, die wichtigsten Märkte und die Frage, wie viele 3er heute eigentlich noch mit Reihensechszylinder verkauft werden. Außerdem klären wir, wann mit dem Facelift für den BMW 3er GT zu rechnen ist und ob man in München noch Platz für ein M Performance-Modell zwischen 340i und M3 sieht.

BimmerToday.de: Optisch hat sich beim BMW 3er Facelift nicht viel getan, wie sieht es denn auf der technischen Seite aus?
Dr. Stephan Neugebauer: Der BMW 3er ist nach wie vor Marktführer in seinem Segment und einer der wichtigsten Kaufgründe ist das sportlich-elegante Design. Unser Ziel war es, dieses Design nicht um des Änderns Willen zu verändern, sondern es weiterzuentwickeln und zu akzentuieren, ohne die Designsprache zu verlassen. Investiert haben wir daher vor allem in die Front- und Heckleuchten-Technik.
Auf technischer Seite sind die Kernpunkte der Antrieb und die Fahrdynamik, beides sind typische BMW 3er-Domänen. Beim Fahrwerk kommen neue Dämpfer und eine steifere Anbindung an die Karosserie zum Einsatz, auf dieser Basis haben wir auch die Lenkung neu appliziert.
Dr. Christian Voigt: Wir haben außerdem den Innenraum deutlich gestärkt, hier arbeiten wir vor allem mit neuen Chrom-Akzenten und schwarzen Hochglanz-Flächen. Ambientes Licht und unser hochauflösendes Display kreieren ebenfalls einen Kunden-Mehrwert und sorgen gemeinsam für eine deutlich hochwertige Gesamtanmutung.

BimmerToday.de: Die Motoren haben Sie schon angesprochen, hier hat sich an beiden Enden etwas getan. Als Einstieg gibt es den neuen BMW 318i, der als erster 3er einen Dreizylinder-Motor nutzt. Befürchten Sie hier Image-Probleme, weil viele Menschen Dreizylinder eher als Kleinwagen-Motoren wahrnehmen?
Dr. Stephan Neugebauer: Wir haben verschiedene Dreizylinder mit verschiedenen Leistungsklassen bei BMW im Einsatz. Im 318i kommt die Variante mit 136 PS zum Einsatz, zu der ich eine ganz klare persönliche Wahrnehmung habe. Ich gehöre zu den wenigen, die das Fahrzeug schon ausführlich fahren konnten, bin damit in einer Woche 1200 Kilometer im Stadtverkehr, Überland und auf der Autobahn gefahren. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es sich um eine Super-Einstiegsmotorisierung handelt. Der 318i hat das, was ein BMW 3er braucht: Der Motor hat Drehfreude, hat guten Sound, ist effizient und erlaubt im Alltagsverkehr eine souveräne Fortbewegung.
Als gelernter Motorenmann weiß ich, dass der Dreizylinder auch jenseits von Werbesprüchen ein halber Sechszylinder ist. Der Ladungswechsel hat einfach ein geniales Timing wenn man betrachtet, wie das Abgas in den Krümmer kommt und wie die Druckwelle zum nächsten Zylinder läuft. Unsere heutigen Sechszylinder sind thermodynamisch betrachtet tatsächlich zwei Dreizylinder. Für den 318i muss man sich also keineswegs verstecken, der Motor passt von seinem Charakter und seinen Genen her perfekt in die 3er-Reihe.

BimmerToday.de: Auch am anderen Ende gibt es neue Motoren, in 330i und 340i feiern ein Vier- und ein Sechszylinder ihre Weltpremiere. Der neue BMW 340i beerbt den 335i und suggeriert mit seinem Namen deutlich mehr Leistung, es sind aber nur 20 zusätzliche PS. Wie kommt es zu dem neuen Namen?
Dr. Stephan Neugebauer: Der BMW 340i hat einfach wesentlich bessere Leistungsmerkmale. Er hat 20 PS mehr Leistung, aber auch 50 Newtonmeter mehr Drehmoment. Und kann die Nennleistung in einem deutlich breiteren Drehzahlbereich zur Verfügung stellen, was bei sportlicher Fahrweise echte Vorteile bringt. Wenn Sie den Motor ausdrehen, landen Sie nach dem Schaltvorgang trotz niedrigerer Drehzahl direkt wieder bei der Nennleistung. Sowohl der 330i mit seinen 252 PS als auch der 340i mit seinen 326 PS haben mit der indirekten Ladeluftkühlung ein für Technik-Freunde bemerkenswertes Merkmal an Bord. Beim Vorgänger-Motor hatten wir noch eine direkte Ladeluftkühlung, bei der wir die durch Verdichtung im Turbolader erhitzte Luft mit einem Ladeluftkühler in der Fahrzeugfront heruntergekühlt haben. Das ist im Stationärbetrieb auf dem Prüfstand kein Problem, aber wenn sie in der Praxis bei niedrigem Ladedruck Vollgas geben, muss zunächst ein sehr großes Volumen auf Druck gebracht werden, bevor der Ladedruck im Motor ankommt. Zwar gab es hier kein Problem mit dem Ansprechverhalten, aber wir haben den Response nun nochmals spürbar verbessert, weil wir die Luft des Turboladers bei der indirekten Ladeluftkühlung mit Wasser kühlen und von der Turbolader-Seite direkt zur Ansaug-Seite gehen können. Dadurch wird der Druck viel schneller aufgebaut. Genau die gleiche Technik nutzt auch der Vierzylinder im 330i.

BimmerToday.de: Zwischen dem 340i mit 326 PS und dem M3 mit 431 PS ist noch genügend Platz für ein M Performance Modell, nennen wir es BMW M340i?
Dr. Stephan Neugebauer: Wir sind mit den genannten Modellen sehr gut aufgestellt, denken aber auch immer über mögliche Ergänzungen nach. Aktuell ist in diesem Bereich aber kein anderes Modell konkret geplant.

BimmerToday.de: Als erster 3er mit Plug-in-Hybrid-Antrieb ist außerdem der BMW 330e angekündigt, wann genau soll diese Variante ihren Marktstart erleben und für welche Märkte ist dieses Modell besonders wichtig?
Dr. Christian Voigt: Wir bringen den 330e im ersten Quartal 2016 auf den Markt. Er ist vor allem für die Märkte wichtig, auf denen der Diesel derzeit noch eine geringere Bedeutung hat. Die USA, China und Japan spielen hier eine wesentliche Rolle. Größter Einzelmarkt dürften die USA werden. In Europa sind vor allem die Benelux-Staaten bedeutsam. Wir sind davon überzeugt, dass der 330e für viele Kunden eine gute Wahl sein wird, weil er zum Beispiel im Kofferraum keine relevanten Einschränkungen gegenüber konventionellen Modellen hat.
Dr. Stephan Neugebauer: Vor allem die Durchlade-Funktion ist uns dabei wirklich wichtig, denn mit unserem Plug-in-Hybrid kann man auch größere Dinge problemlos transportieren.

BimmerToday.de: Wenn wir schon beim Thema Laderaum sind: Wird es eines Tages auch einen BMW 330e Touring geben?
Dr. Stephan Neugebauer: Würden Sie das an unserer Stelle machen?
BimmerToday.de: In den Benelux-Staaten spielt der Touring durchaus eine Rolle, aber in den USA und China nicht. Insofern wäre es schon gut nachvollziehbar, wenn Sie diese Variante nicht anbieten…
Dr. Stephan Neugebauer: Ich glaube, da liegen Sie richtig. Die Frage ist natürlich, wie relevant ein solches Modell sein würde und da müsste ein entsprechendes Marktbedürfnis dahinterstehen, das wir im Moment nicht sehen.

BimmerToday.de: Welche Motoren sind denn weltweit und in Deutschland die wichtigsten?
Dr. Christian Voigt: Auf weltweiter Basis werden der BMW 320i und der BMW 330i die wichtigsten Motorisierungen sein, im deutschen Markt haben wir eine klare Diesel-Dominanz und dabei den 320d als wichtigsten Motor.

BimmerToday.de: Wieviele BMW 3er werden heute noch mit Reihensechszylinder verkauft?
Dr. Christian Voigt: Der Anteil liegt bei knapp 10 Prozent.

BimmerToday.de: Wie hoch ist der xDrive-Anteil?
Dr. Christian Voigt: Weltweit verkaufen wir rund 25 Prozent aller BMW 3er mit xDrive, regional sind die Anteile teilweise deutlich höher.

BimmerToday.de: Wie verteilt sich der weltweite Absatz auf die einzelnen Märkte?
Dr. Christian Voigt: Als Region liegt Europa mit zusammen rund 30 Prozent vorn. Wichtigster Einzelmarkt mit einem Anteil von rund 25 Prozent ist China. Die USA stehen für 20 Prozent der verkauften 3er.

BimmerToday.de: Hat sich die Trennung in 3er- und 4er-Reihe wie erhofft ausgewirkt?
Dr. Christian Voigt: Wir erhalten zu den BMW 4er-Modellen ein sehr positives Kunden-Feedback. Die Differenzierung wird von den Kunden angenommen und die emotionalere Positionierung der 4er-Reihe gesehen. Von daher werden wir das auch sicherlich bei den Nachfolgern so beibehalten. Und die Verkaufszahlen der BMW 4er sprechen natürlich auch für sich.

BimmerToday.de: Wie verhält es sich mit dem BMW 3er Gran Turismo, wie zufrieden sind Sie mit diesem Modell?
Dr. Christian Voigt: Absolut zufrieden. Das Fahrzeug ist ein komplett neues Konzept mit deutlichen Vorteilen in Sachen Funktionalität und Raumangebot besonders für Märkte mit geringer Touring-Affinität. Das Fahrzeug wird von den Kunden hervorragend angenommen, er steht bei einer weltweiten Betrachtung für rund 10 Prozent der verkauften 3er.

BimmerToday.de: Wann bekommt der BMW 3er GT sein Facelift?
Dr. Christian Voigt: Es gibt da einen gewissen zeitlichen Versatz, der sich am Abstand zwischen den jeweiligen Markteinführungen orientiert.

BimmerToday.de: Haben Sie ein persönliches Highlight bei der Modellpflege?
Dr. Christian Voigt: Für mich ist das weiterentwickelte Fahrverhalten mit der präzisen Lenkung das Highlight des Facelifts. Wir haben das Fahrzeug auf dem Handling-Kurs verglichen und die Präzision und Stabilität des Fahrzeugs sind einfach sensationell.
Dr. Stephan Neugebauer: Für mich muss ein gutes Auto souverän leichtfüßig sein. Diese Leichtfüßigkeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Motor, Getriebe, Lenkung und Fahrwerk – und in dieser Hinsicht haben wir nochmal deutlich nachgelegt. Außerdem stellen die Voll-LED-Scheinwerfer für mich ein absolutes Design-Highlight dar, weil sie die tolle Technik sichtbar machen.

Herr Dr. Neugebauer, Herr Dr. Voigt, vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

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